Welches Öl ist gesünder: Kokos oder Sonnenblume?
Vor kurzem sorgte eine angesehene deutsche Professorin für Aufsehen: In einem Vortrag, dessen Video zum YouTube-Hit wurde, prangerte sie Kokosöl als "pures Gift“"an. Außerdem sagte sie etwa: "Kokosöl ist das schlimmste Lebensmittel, das man überhaupt essen kann." Der KURIER berichtete. Später ruderte sie zurück und entschuldigte sich für die Äußerungen. Was ist also nun wahr?
Eine aktuelle Studie verglich Kokosöl und Sonnenblumenöl miteinander. Auch die Forscher berichten zu Beginn ihres Fachartikels davon, dass Kokosöl sehr umstritten ist, da es viele gesättigte Fettsäuren enthält, die den Cholesterinwert erhöhen und somit ein Risikofaktor für Herz-Kreislauf-Erkrankungen sind. Aus diesem Grund greifen immer mehr Menschen in Gebieten, wo traditionell viel mit Kokosnussöl gekocht wird, etwa in Indien, stattdessen zu Sonnenblumenöl. Dieses enthält ungesättigte Fettsäuren. Doch ist das gerechtfertigt?
Blutfette und oxidativer Stress
Die indischen Wissenschaftler teilten Patienten mit koronarer Herzkrankheit in Gruppen – je nachdem, welches der beiden Öle sie regelmäßig verzehrten – und verglichen ihre Laborwerte. Koronare Herzkrankheit meint, dass sich die Herzkranzgefäße, die das Herz mit Sauerstoff versorgen, zunehmend verengen. Ursache dafür sind Fett- und Kalkablagerungen in den Gefäßen. Das sorgt etwa für einen schlechteren Blutdruck.
Die 153 Teilnehmer der Studie waren allesamt Männer zwischen 35 und 70 Jahre. Beide nahmen das jeweilige Öl über einen Zeitraum von zwei Jahren regelmäßig zu sich. Von allen wurden die Blutfette, der Vitamin-C-Gehalt und andere Parameter, die auf oxidativen Stress hindeuten, bestimmt. Oxidativer Stress meint, dass der Körper schädliche freie Radikale nicht mehr ausreichend abfangen kann. Diese können Zellen und das Erbgut schädigen und sind an Alterungsprozessen beteiligt.
Unterschiede
Das Ergebnis: Die klassischen Blutfettwerte unterschieden sich nicht wesentlich zwischen den beiden Gruppen. Der durchschnittliche Vitamin-C-Gehalt war jedoch bei Patienten, die Kokosnussöl verwendeten, höher als bei Patienten, die stattdessen zu Sonnenblumenöl griffen. Ein Parameter, der auf oxidativen Stress hindeutet, war in der Sonnenblumenöl-Gruppe höher als in der Kokosöl-Gruppe. Andere Parameter des oxidativen Stresses unterschieden sich hingegen nicht.
Die Studie liefert keine Hinweise darauf, dass Kokosnussöl den Cholesterinwert stärker erhöht als Sonnenblumenöl. Bezüglich oxidativem Stress konnte ein Hinweis gefunden werden, dass Kokosnussöl im Vergleich zu Sonnenblumenöl zu weniger oxidativen Stress führt. Allerdings hängt oxidativer Stress von mehreren Parametern ab und kann nicht allein auf den Konsum eines bestimmten Öls zurückgeführt werden. Weitere Studien wären also notwendig, um zu klären, welches der beiden Öle mehr Einfluss auf die Gesundheit hat.