Logisches Denken & Co.: Zu viel Schlaf schadet dem Gehirn
Die Ursachen für Schlaflosigkeit können beim Erwachsenen, wie auch bei Kindern und Jugendlichen, vielfältig sein. Die Folgen sind meist gravierend: Schlafmangel stresst den Körper und schwächt das Immunsystem. Angegriffen werden auch der Hormonhaushalt, die Leistungsfähigkeit, die Muskeln und die Psyche. Wer zu wenig schläft, läuft auch Gefahr Gedächtnisstörungen und Infektionen zu riskieren – oder Gewicht zuzulegen. Guter, ausreichender Schlaf hat hingegen viele positive Effekte. Er regeneriert, fördert die Konzentration am kommenden Tag, beugt Alzheimer und Parkinson vor und wirkt sich positiv aufs Sexleben und die Beziehung aus.
Zu viel des Guten
Eine neue, großangelegte Erhebung zeigt nun allerdings: Auch zu viel Schlaf kann dem Menschen schaden. Neurowissenschaftler des Western University's Brain and Mind Institute befragten über 40.000 Menschen mittels eines umfassenden Online-Fragebogens zu ihren Schlafgewohnheiten. Dabei wurden auch kognitive Leistungstests durchgeführt.
"Wir wollten die Schlafgewohnheiten von Menschen auf der ganzen Welt erfassen. Natürlich gab es bereits viele kleinere Schlafstudien in Labors, aber wir wollten herausfinden, wie Schlaf in der realen Welt aussieht", sagt Adrian Owen, Mitautor der Studie und Neurowissenschaftler an der Western University.
Die Teilnehmer lieferten im Zuge der Erhebung umfangreiche Informationen über ihr Leben, etwa bezüglich der Einnahme von Medikamenten, ihres Alters, ihres Ausbildungsgrades und ihres Wohnortes. Etwa die Hälfte der Teilnehmer berichtete, dass sie im Durchschnitt weniger als 6,3 Stunden pro Nacht schlief – also etwa eine Stunde weniger als von den Studienleitern empfohlen.
Logisches Denken leidet
Im Zuge der Studie zeigte sich unter anderem, dass Teilnehmer, die nachts regelmäßig vier Stunden oder weniger schliefen, bei den kognitiven Tests deutlich schlechter abschnitten. Ihre Performance entsprach jener von Probanden, die um bis zu neun Jahre älter waren.
Die Schlafdauer, die zur höchsten Gehirnleistung führte, war im Schnitt bei allen Probanden annähernd gleich: zwischen sieben und acht Stunden. Jene Teilnehmer, die mehr oder weniger schliefen, schnitten bei den Tests schlechter ab. Besonders ausgeprägt war dieser Effekt im Bereich der Sprachfähigkeiten und des logischen Denkens, während das Kurzzeitgedächtnis nahezu unbeeinträchtigt blieb.
"Wir haben herausgefunden, dass die optimale Schlafdauer, die die beste Gehirnleistung bringt, sieben bis acht Stunden pro Nacht beträgt", sagt Conor Wild, wissenschaftlicher Mitarbeiter an der Western University und Studienleiter. Und weiter: "Wir haben auch festgestellt, dass Menschen, die mehr als geschlafen hatten, ebenso beeinträchtigt waren wie diejenigen, die zu wenig geschlafen hatten."
Die neuen Erkenntnisse stehen im Einklang mit einer Studie, die kürzlich beim Kongress der europäischen Fachgesellschaft der Kardiologen vorgestellt wurde. Demnach wirkt sich sowohl zu viel als auch zu wenig Schlaf negativ auf die Herzgesundheit aus.