Wie sich die Freerider auf die World Tour in Fieberbrunn vorbereiten
Der Wildseeloder erreicht eine Höhe von 2.119 Metern. Mit Sonnenaufgang machen sich heute 28 der besten Freeriderinnen und Freerider auf seine Spitze, um seinen Nordhang zu bezwingen. Die Ski- und Snowboardfahrer suchen auch heuer, im 14. Jahr der Freeride Wold Tour, die besten, schönsten, kreativsten Wege nach unten.
Die Freeride Wold Tour kürt jedes Jahr die Freeride-Weltmeister in Ski und Snowboard. Fieberbrunn ist zum 13. Mal bei der Tour dabei – und heuer erstmals Teil des Finales. Beim zweiten Teil in Vebier (Schweiz) Ende März werden dann die Weltmeister in den vier Disziplinen feststehen.
Eine, die am Ende schon einmal ganz oben stehen konnte, ist Manuela Mandl. Die Wienerin war bereits 2018 Weltmeisterin in der Kategorie Snowboard Women. Auch heuer könnte es sich wieder ausgehen. Vor Fieberbrunn lag sie an dritter Stelle. Als einzige Österreicherin hat sie sich für die Finalrunde in Tirol und der Schweiz qualifiziert. Die beiden Österreicher Werni Stock (Snowboard) und Max Hitzig (Ski) sind mit einer Wildcard dabei.
Alpine Gefahren
Freeriden ist ein heikles Terrain. Im wahrsten Sinne. Von Lawinen angefangen bis hin zu Felsen und steilem Gefälle lauern auf Bergen wie dem Wildseeloder etliche alpine Gefahren. Markus Kogler ist in Fieberbrunn dafür verantwortlich, das Risiko vor dem Wettbewerb auf kleinstmögliches Niveau zu bringen. "Die Sicherheit basiert auf drei Säulen: Der Rider, das Gelände, die Verhältnisse." Das Spezielle am Wildseeloder ist, dass er so abwechslungsreich ist: Ganz oben ist es felsig, steil und technisch anspruchsvoll, weiter unten flacher und spielerischer.
Schwierig ist heuer vor allem, dass es verhältnismäßig wenig Schnee gibt, weiß Bergführer Kogler ebenso wie die Profisnowboarderin Mandl. "Es sind viele Steine heraußen. Der Wettbewerb ist dadurch sehr anders als in anderen Jahren." Die Bedingungen machen ihr aber keine Sorgen. "Wenn man einen Sport gut kann, dann kann man in allen Bedingungen Spaß haben", sagt sie. "Freeriden ist nicht immer nur der tolle Powder-Tag."
Tägliches Training
Als "extrem", "cool", "atemberaubend" wird ihre Sportart oft beschrieben. "Das sieht so leicht aus", hört Manuela Mandl oft. Doch für die 33-Jährige aber ist das Freeriden ein Rund-um-die-Uhr-Job: "Ich trainiere jeden Tag", sagt die Wienerin. Von täglichem Core-Training, Ausdauer- und Koordinationstraining, bis hin zum Fitbleiben im Sommer. Freeriden ist ein Sport, der einen das ganze Jahr beschäftigt. "Man sieht nicht, wieviele Jahre an Vorbereitung in so einem Run stecken, wieviel Wissen über alpine Gefahren, Schneedeckenaufbau, Lawinen."
Doch, mindestens einer sieht es schon. Markus Kogler findet, dass jede und jeder einzelne der Athleten in dieser Hinsicht bestens vorbereitet ist. Der Sicherheitschef des Events ist seit dem ersten Tag beim Fieberbrunn-Stopp dabei, hat ihn selbst einst mit ins Leben gerufen. Als Bergführer hat er den Hang den ganzen Winter unter Beobachtung. "Ab dem ersten Schneefall dokumentieren wir", sagt er, die Fotos werden den Fahrern laufend zur Verfügung gestellt. Denn wer Freeriden will und wissen will, wie die Schneedecke aufgebaut ist, dem reicht nicht ein Blick am Tag vor dem Bewerb.
Am Sonntag haben die Rider sich zum "Face Check" getroffen, um sich von der gegenüberliegenden Seite mit Ferngläsern den Berg einzuprägen. Dass Manuela Mandl hier schon mehrmals mal gestartet ist, hilft dabei ein bisschen. Aber: "Es ist noch nie gleich gewesen." Die Bedingungen sind jedes Mal neu. Die Schneemenge, die Schneedecke, wo wieviel schnee liegt. Die Temperatur. All das ist jedes Jahr anders.
Wie sich die Fahrer und Fahrerinnen in diesem Jahr mit dem Hang zurecht finden, kann jeder ab 7.45 Uhr im Livestream auf www.freerideworldtour.com verfolgen.