Eishockey-Teamchef Bader freute sich über Lob des Olympiasiegers
Von Peter Karlik
Mit fünf Toren in den letzten 15 Minuten dieser WM drehte Österreich das Spiel gegen Großbritannien und sicherte damit den Klassenerhalt bei der A-WM. Österreich schaffte mit sieben Punkten in sieben Partien einen Platz in den Top-13 und somit das beste Resultat seit 2004. Sichtlich erleichtert sprach Teamchef Roger Bader über…
…die erfolgreiche Mission: „Wenn man als Aufsteiger die Klasse halten kann, dann ist die Mission erfüllt. Wir hätten es einfachen haben können, wenn wir gegen Lettland das Penaltyschießen gewonnen hätten. So ist es zu diesem Big-Game gekommen. Es hat sehr schlecht begonnen und stand auf den Messers Schneide.“
…den Charakter der Mannschaft: „Der Grund, warum wir das drehen konnten, war, weil diese Gruppe an Menschen ein so extrem gutes Team ist. Die Spieler verstehen sich gut. Diese Mischung von 13 Debütanten und den anderen mit mehr als 100 Länderspielen war über mehrere Wochen so exzellent.“
…den schlechten Start gegen Großbritannien: „Das erste Drittel war sicher mit großem Abstand das schlechteste im ganzen Turnier. Da haben wir gar nichts umgesetzt, was wir normalerweise tun. Wir waren wir extrem passiv, haben viele Zweikämpfe in der eigenen Zone verloren. Vor diesem Spiel waren wir in Unterzahl die Nummer drei im ganzen Turnier hinter Finnland und der Schweiz. Das war Weltklasse, aber im ersten Drittel gegen die Briten war es Kreisklasse, weil wir nur zugeschaut haben.“
…den Grund dafür: „Wir haben sehr viel über dieses Spiel geredet, weil wir nichts dem Zufall überlassen wollten. Vielleicht war das zu viel. Ich glaube, dass viele Spieler sehr nervös waren. Wenn es dann in den ersten Minuten nicht läuft, hat die Nervosität blockiert.“
…die Wende im letzte Drittel: „Da haben wir mit drei Blöcken gespielt, die Leistungsträger in die Verantwortung genommen. Es war klar, dass dieses erste Tor Luft bringt. Aber: Hätten wir ein schlechtes Team vom Menschlichen her, dann wären wir nach dem 1:3 zusammengebrochen. Was dann gefolgt ist, war ein deutliches Rufzeichen.“
…die Ansprache in der zweiten Pause: „Wir waren 0:2 hinten. Ich habe ihnen gesagt, dass wir ein Schlussdrittel wie gegen Lettland brauchen. Jede Scheibe geht tief, Körperspiel, keine Schonung. In der Offensivzone haben wir ein paar Umstellung gemacht, das hat funktioniert.“
…die Entwicklung der Mannschaft: „Ich habe jetzt vier Weltmeisterschaften gecoacht, drei waren erfolgreich. Bei jener, die nicht erfolgreich war, haben wir mit einem Lattenschuss im Penaltyschießen verloren. Trotzdem habe ich mir von sogenannten Experten drei Jahre lang anhören lassen müssen, was denn in den Jahren unter mir passiert sei.“
…die Arbeit dahinter: „Wir hatten einen Generationswechsel. 13 WM-Debütanten, das ist schon besonders. Die Entwicklung hat schon letztes Jahr beim ‚Beat-Covid-Turnier‘ in Ljubljana begonnen. Auch da haben diese Experten gefragt, was dieses Jux-Turnier soll. Viele Spieler, die damals dabei waren, sind jetzt im WM-Team, wie z.B. Hackl, Maier, Zündel und Wolf. Achermann, Schwinger, Huber haben beim November-Turnier in Jesenice gespielt. Diese Länderspiele während der Saison sind so wichtig, weil die Spieler lernen, um was es im Nationalteam geht.“
…das Medieninteresse bei der WM: „Ich habe von Ralph Krueger gelernt, während der WM keine Medienberichte zu verfolgen. Ich habe mich schützen müssen. Ich wollte mich weder positiv noch negativ beeinflussen lassen. Auch der berechtigte Hype nach dem Sieg gegen Tschechien war nicht gut. Manche Spieler haben in der Nacht hunderte Meldungen gelesen. Das hat vielleicht für das Norwegen-Spiel ein wenig geschadet, weil man sich vielleicht zu sicher war.“
… die von Präsident Hartmann gewünschte Vertragsverlängerung mit ihm: „Ich gehe davon aus, dass es mit ihm in den nächsten Tagen ein Gespräch geben wird. Man weiß, dass ich mit Leib und Seele österreichischer Teamchef bin. Die Mannschaft ist jung, sie wird vielleicht noch jünger. Rossi, Nickl, Baumgartner, Zwerger waren nicht dabei. Ich bin schon sehr motiviert, aber ich kann mir auch ein Leben außerhalb Österreichs vorstellen.“
… ob er überrascht von den Leistungen war: „Im Grunde genommen haben mich alle Spieler überrascht. Wenn man sich die Resultate ansieht, konnte man das nicht erwarten. Früher ging es bei den Spielen gegen Top-Nationen nur darum, wie viele Gegentore wir bekommen. Jetzt wissen die Spieler, dass es zwar hart wird, aber sie es trotzdem probieren. Es ist ein neues Selbstverständnis entstanden. Ich habe es gehofft, aber erwarten konnte man das nicht.“
…internationale Reaktionen: „Finnlands Teamchef Jukka Jalonen hat nach dem Spiel gegen uns gesagt, dass Österreich die positive Überraschung dieser WM ist. Er ist Olympiasieger- und Weltmeistertrainer. Das hat mich schon gefreut.“