Die Skispringer sind wieder die Erfolgssparte des ÖSV
Von Christoph Geiler
Es ist noch gar nicht lange her, da galten die österreichischen Skispringer als Sorgenkinder des Skiverbandes. In der Saison 2017/’18 waren die Österreicher nicht nur bei Olympia leer ausgegangen, es hatte obendrein zu keinem einzigen Weltcupsieg gereicht, die Nationenwertung schloss der ÖSV damals auf Rang vier ab.
Keine zwei Jahre später stehen die Skispringer nun so gut da wie schon lange nicht mehr. Der ÖSV verdient sich in diesem Winter die Höchstnote 20,0 für die Gelben Trikots der Weltcupleader bei Damen (Chiara Hölzl) wie Herren (Stefan Kraft) und die Führung in den Nationenwertungen. Dazu stellt Österreich mit Clemens Leitner die Nummer 1 im Kontinentalcup und mit Marco Wörgötter den Goldmedaillengewinner der Youth Olympic Games. Mario Stecher, der Nordische Direktor des ÖSV, muss eigentlich gerade auf Wolke sieben schweben.
KURIER: Wenn Ihnen vor dieser Saison jemand gesagt hätte, dass Ihre Springer zu diesem Zeitpunkt sämtliche Wertungen anführen, dann . . .
Dann hätte ich das in dieser Form nicht für möglich gehalten. Wir haben schon gewusst, dass wir sehr viel Potenzial in den Teams haben, aber das übertrifft bisher alle Erwartungen. Wobei wir noch lange nicht am Zenit sind.
Sie sind aber sehr kritisch.
In meiner Funktion muss ich auch kritisch sein.
In welchem Bereich sehen Sie denn noch Schwächen?
Wir haben zum Beispiel bei den Herren sehr stark angefangen, aber mit der Tournee haben einige ein bisschen zu schwächeln begonnen. Da ist sicher Luft nach oben.
Stefan Kraft dürfen Sie damit wohl eher nicht meinen.
Was er leistet, kann man gar nicht hoch genug einschätzen. Er ist der Springer, der in den letzten fünf Jahren die meisten Punkte geholt hat und ununterbrochen vorne mitmischt. Das zeigt mir nur, wie anpassungsfähig er eigentlich ist und wie stabil er springt. Und wenn er einmal einen schlechteren Tag hat, dann wird er halt Vierter. Das ist Jammern auf höchstem Niveau.
Die ÖSV-Damen haben neun von zwölf Springen gewonnen doppelt so viele Punkte als die Nummer 2 im Nationencup. Woher kommt dieses Hoch?
Die treiben sich im Moment gegenseitig zu Höchstleistungen an und haben in ihrem Team einen Spirit, wie man ihn sich wünscht. Da sind zwar völlig unterschiedliche Generationen und Charaktere vertreten, aber die vergönnen sich untereinander die Erfolge. Das ist schön zu sehen.
Was wäre Ihnen als Sportdirektor zu Saisonende lieber: Kristallkugeln im Einzelweltcup oder der Nationencup?
Ich muss ganz ehrlich sagen: Als ich selbst noch aktiv war, hat mich der Nationencup überhaupt nicht tangiert. Jetzt in meiner Position sage ich: Es gibt für einen Verband und die ganzen Trainer keine größere Auszeichnung als den Gewinn des Nationencups. Das bedeutet, dass alle gut gearbeitet haben.