Sport/Wintersport

Die New Yorkerin, die den ÖSV auf der Buckelpiste zum Erfolg führt

Die Buckelpiste hat es schwer in Österreich. Wer in den österreichischen Alpen auf die Ski gestellt wird, der soll eher durch rote und blaue Tore fahren als über die kleinen schwer zu bezwingenden Hügelchen. Buckelpisten in Skigebieten gelten hierzulande eher als „Mutprobe“ für Touristen als für Trainingszwecke.

Ganz anders war das in der Heimat von Avital Carroll. Sie war sechs Jahre alt, als sie ihren ersten Buckelpisten-Wettbewerb bestritt. In Vermont, wo die New Yorker Familie an den Wochenenden immer zum Skifahren fuhr, war das völlig normal.

Alle Inhalte anzeigen

Die Wiener Oma

Zum Skifahren brachte Carroll ihre Oma, Elfi Hendell, die einst vor den Nazis aus Wien geflüchtet war. Und hier schließt sich ein Kreis, der für Avital Carroll und für den ÖSV zur Win-Win-Situation führen sollte: Eine Novelle im österreichischen Staatsbürgerschaftsgesetz ermöglicht es seit Mai 2022 Nachkommen von Holocaust-Vertriebenen, die österreichische Staatsbürgerschaft anzunehmen.

Alle Inhalte anzeigen

Im US-Freestyle-Team hatte es die 26-Jährige wegen der Dichte an guten Athletinnen schwer, sich zu behaupten. Die Konkurrenz in Österreich ist nicht nur geringer – sie ist kaum vorhanden.

"Nie mehr so schwer"

Melanie Meilinger weiß ein Lied davon zu singen. Die heute 31-Jährige stieg einst vom Alpinski auf die Buckelpiste um, weil der ÖSV damals – mit Blick auf die Heim-WM 2015 – diese Disziplin promoten wollte. Es fehlte allerdings an Struktur. „Ich will nicht, dass es irgendein Athlet so schwer hat wie ich damals“, sagt Meilinger, die für Österreich bei Olympia 2018 startete und heute für den ÖSV den Ski Freestyle Bereich der Buckelpiste weiterentwickeln soll.

Alle Inhalte anzeigen

Aber was hat sich geändert? „Die Bedingungen und die Infrastruktur sind eigentlich gut, wir haben Wasserschanzen, Trampolinparks und viele Skigebiete, in denen man Buckelpisten bauen könnte“, sagt die Salzburgerin. „Es fehlt allerdings an Bewusstsein, dass Buckelpiste als Wettkampfdisziplin angesehen wird.“

Alle Inhalte anzeigen

Zudem fehle Trainer-Personal und ein System, um Kinder und Jugendliche in diese Disziplin zu führen. Doch zumindest gebe es jetzt innerhalb des Verbands ein offenes Ohr, seit Roswitha Stadlober dort am Ruder ist, verrät Meilinger.

Der sportliche Leiter im Bereich Freeski unterstreicht das gegenüber dem KURIER. „Wir sind einfach offener. Und wir freuen uns, dass jetzt, vor allem durch Avital, neue Impulse in dieser Sportart gesetzt werden können – insbesondere auch in Hinblick auf die Heim-WM im Montafon 2027“, sagt Roman Kuss.

Alle Inhalte anzeigen

Win-Win-Situation

Neue Impulse hat Carroll für das rot-weiß-rote Team in der Tat schon gesetzt: Bei ihrem Debüt für Österreich Anfang Dezember erreichte sie erstmals das Finale eines Wettkampfes auf Weltcupebene und belegte dort den sechsten Platz. Danach folgten ein fünfter und ein vierter Platz.

Bei Winterspielen ist die Buckelpiste (Moguls) traditionell die erste Medaillenentscheidung. Ab 2026 kommt die Disziplin Dual Moguls hinzu. Die Sportart entwickelt sich weiter und ist in vielen anderen Teilen der Welt aus dem Wintersport nicht wegzudenken. Etwa in Park City, wo Carroll wohnt. „Da ist alles, was du zum Trainieren brauchst, einen Steinwurf entfernt“, sagt Carroll. Doch in Österreich scheinen die klassischen Buckelpisten aus den Skigebieten eher zu verschwinden. „Richtige Trainingspisten sind selten“, gibt Kuss zu, „aber sie sind nicht schwer herzustellen und nicht so teuer wie etwa eine Halfpipe“, erklärt er.

Der ÖSV jedenfalls wolle künftig mehr Kinder für den Bereich Freeski und Ski Freestyle gewinnen. „Der Athlet kann sich dann in alle Richtungen entwickeln“, sagt Kuss. Sei es Big Air, Slopestyle – oder Buckelpiste.

Avital Carroll freut sich über die Zusammenarbeit mit dem ÖSV, die ihr auch ermöglicht, ihren Ehemann als Trainer zu behalten. Das Ziel? Für Carroll ganz einfach: „Olympiagold!“

Alle Inhalte anzeigen