Biathlon-Star Lisa Hauser: Im Gelben Trikot gegen das Nervenkostüm
Von Christoph Geiler
Lisa Theresa Hauser wird aufatmen, wenn sie am Sonntag in Hochfilzen ihren letzten Schuss abgegeben hat und die Rennen gelaufen sind. Nichts ist für die Biathletin anspannender und anstrengender als ein Heimweltcup. Das war früher schon so, als die Kitzbühelerin noch ausschließlich die Rolle der Lokalmatadorin bekleidet hatte, aber neuerdings steht Lisa Theresa Hauser richtig im Fokus.
Als Weltmeisterin und Führende im Weltcup ist die 27-Jährige der Shootingstar des Biathlonsports. „Hochfilzen bedeutet für mich sicher etwas mehr Stress, als einen Weltcup in Schweden zu laufen.“
Nicht auszudenken, was rund um Lisa Hauser erst los wäre, würde der Heimweltcup ab heute im Beisein von Zuschauern stattfinden. Andererseits: Wer weiß, ob es für das Nervenkostüm der sensiblen Tirolerin womöglich nicht sogar besser ist, dass sie ihr Gelbes Trikot der Weltcupleaderin vor leeren Tribünen ausführen muss. Auch wenn sie vor dem Sprint am Freitag selbst meint: „Natürlich ist bei mir ein tränendes Auge dabei. Ich wäre wahnsinnig gern in Gelb vor meinen Leuten gelaufen.“
Schlechte Erfahrungen
Ohne all die Nebengeräusche kann die 27-Jährige nun ihre ganze Konzentration den drei Rennen widmen. Und gerade das ist der Lokalmatadorin in der Vergangenheit nicht immer ganz leicht gefallen. Im Übereifer des Gefechts schoss Lisa Hauser in Hochfilzen gerne einmal übers Ziel hinaus.
Mit dem Heimvorteil war’s jedenfalls nicht weit her, die Tirolerin wartet noch auf ihre erste Top-5-Platzierung in der vertrauten Umgebung, wo sie jedes Jahr mehrere Wochen verbringt. „Hochfilzen ist nicht immer einfach für mich“, gesteht Lisa Hauser. „Auch wenn ich den Schießstand in- und auswendig kenne, hat er mich in den vergangenen Jahren auch schon einiges an Nerven gekostet.“
Wer erinnert sich nicht an den Weltcup vor zwei Jahren, als Hauser in der Verfolgung versehentlich auf die falschen Scheiben gezielt hatte und vor den eigenen Fans fünf Strafrunden drehen musste?
Manch andere hätte so ein Malheur wohl aus der Bahn geworfen, aber Hauser ließ sich nicht unterkriegen. Zwei Jahre später ist sie die Nummer eins im Weltcup und nimmt voller Selbstbewusstsein die großen Ziele ins Visier: „Ich stehe am Start und weiß, dass ich in jeder Disziplin aus eigener Kraft ein gutes Ergebnis erreichen kann. Das gibt Sicherheit.“
Vor allem auf ihre Schussstärke konnte sich Lisa Theresa Hauser beim Saisonauftakt in Östersund verlassen. Im Sprint und in der Verfolgung hatte sich die Tirolerin keinen Fehler geleistet. Aktuell hält sie bei einer Trefferquote von 97 Prozent (Liegend) und 93 Prozent (Stehend).
Simon Eder steht der Teamkollegin um nichts nach. Der Routinier aus Saalfelden war im Verfolgungsrennen in Östersund überhaupt der einzige von 57 Teilnehmern, der keine Strafrunde drehen musste und mit allen 20 Schüssen ins Schwarze traf. Der verdiente Lohn für die Treffsicherheit war eine spektakuläre Aufholjagd, die den 38-Jährigen vom 27. Rang noch auf Platz sechs führte.
Pause für Eberhard
Eder ist auch der große österreichische Hoffnungsträger beim Heimweltcup in Hochfilzen, wo am Freitag ein Sprint auf dem Programm steht. Der letzte Österreicher, der in dieser Disziplin einen Weltcupsieg feiern konnte, ist nicht am Start: Julian Eberhard zog sich bei einem Sturz in Östersund eine so schwere Rippenprellung zu, dass er beim Heimrennen nicht im Einsatz sein kann.
Als Ersatzmann für wird der 23-jährige Lucas Pitzer zur Mannschaft stoßen. Zudem wurde mit Patrick Jakob ein weiterer österreichischer Athlet nominiert, der damit das sechsköpfige ÖSV-Herrenteam für die Rennen in Hochfilzen komplettiert.