Ski-Legende Raich adelt ÖSV-Star Feller: "Demonstriert Extraklasse"
Von Christoph Geiler
Sie haben gemeinsam 24 Medaillen bei Weltmeisterschaften und Olympischen Spielen gewonnen. Sie feierten zusammen 46 Weltcupsiege. Sie haben für den ÖSV viele Erfolge eingefahren und waren prägende Figuren des Ski-Weltcups.
Michaela Kirchgasser, Benjamin Raich und Hans Knauss. Im Audi-Talk blickt das Trio auf den Weltcup und diskutiert über Manuell Feller, Marcel Hirscher und Mikaela Shiffrin.
Was und wer ist euch beim Weltcup-Auftakt am Rettenbachferner aufgefallen?
Benjamin Raich: „Mir persönlich sind vor allem Marco Odermatt aber auch Stefan Brennsteiner in Erinnerung geblieben. Technisch eine Augenweide, beide sehr schnell und auch stabil, aber diesmal im Risikomanagement nicht am Punkt.“
Hans Knauß: „Alexander Steen Olsen hat einen unglaublichen Schritt gemacht. Er ist eher ein Leichtgewicht, ein zäher Bursche. Mit dem ist in Zukunft in jedem Riesentorlauf zu rechnen und ich denke, dass er auch im Slalom richtig schnell sein wird.“
Michaela Kirchgasser: „Mich hat die Julia Scheib beeindruckt. Man hat im Training und in der letzten Saison zwar gesehen, was sie kann, aber gleich beim ersten Rennen der Saison, noch dazu in Österreich, so aufzuzeigen, das war schon sehr cool.“
Der Weltcupauftakt stand ganz im Zeichen der Rückkehrer Marcel Hirscher und Lucas Pinheiro Braathen. Wie ist dieser Hype zu erklären? Braucht es generell mehr Show, oder fehlt es dem Skisport schlichtweg an Typen?
Hans Knauß: Ich freue mich wahnsinnig darüber! Es hat noch nie einen Superstar gegeben, der nach einer fünfjährigen Pause ein Comeback gegeben hat. Es ist für uns alle - ob Fans oder Experten – extrem interessant, jeder stellt sich die Frage, wie weit Marcel kommen kann. Ihm fehlen noch die Rennkilometer, nur dadurch findest du dein Limit. Wenn er sich das erarbeitet, wird er in der zweiten Saisonhälfte und bei der Weltmeisterschaft richtig gefährlich. Ich rechne jedenfalls fest damit, dass Marcel in dieser Saison noch aufs Podium fährt.
Benjamin Raich: „Für mich ist der Hype eine logische Sache gewesen. Marcel hat achtmal den Gesamtweltcup gewonnen, er hat den Sport dominiert, war dann fünf Jahre weg und ist mit seiner eigenen Ski-Firma zurück - das ist schon sehr speziell und hat klarerweise etwas ausgelöst. Auch Braathen ist ein sehr spezieller, sehr intelligenter Bursche, mit großer Strahlkraft. Ich glaube trotzdem nicht, dass es dem Skisport an Typen fehlt, solche Comeback-Stories tun jeder Sportart gut.“
Michaela Kirchgasser: „Marcel hat nicht umsonst die letzten zehn Jahre, in denen er gefahren ist, derart dominiert. Ich habe ihm das Tiefstapeln im Vorfeld ohnehin nicht abgenommen, wenn Marcel Hirscher am Start ist, wird er voll performen, das war mir klar. “
Wen muss man beim Slalom am Wochenende in Levi auf der Rechnung haben und was traut ihr dem Ski Austria Team beim zweiten Saisonrennen zu?
Benjamin Raich: „Für mich ist Manuel Feller der Fahrer, den es zu schlagen gilt. Er hat in der vergangenen Saison mit konstant starken Leistungen seine Extraklasse demonstriert und ist für mich der Topfavorit. Ebenso auf der Rechnung habe ich Alexander Steen Olsen, der mich in Sölden vor allem dank seiner mentalen Stärke überzeugt hat.
Michaela Kirchgasser: „Levi ist ganz speziell, ein scheinbar leichter Hang mit zwei Wellen, die es sehr spannend machen. Das lange Flachstück ist entscheidend, hier hat Mikaela Shiffrin dank ihrer Möglichkeiten sicher Vorteile. Bei den Herren sind Prognosen schwer, in keiner Disziplin gibt es so viele Siegesanwärter wie im Slalom. Manuel Feller hat letztes Jahr bewiesen, dass er da ist, wenn es drauf ankommt, so gesehen rechne ich ganz fest mit ihm.“