Video, Hoffnung und Kurzarbeit: Was die Bundesliga jetzt plant
Von Alexander Huber
Am Dienstag wurde die EURO 2020 auf 2021 verschoben, am Mittwoch öffneten die Bundesliga-Vereine dankbar das neue Zeitfenster: Die Meisterschaft wird bis Anfang Mai ausgesetzt.
Dieser Beschluss folgt dem Prinzip Hoffnung: Alles neu macht der Mai – sofern bis dann das Coronavirus eingedämmt werden kann. Spannend war auch die technische Umsetzung der Video-Klubkonferenz.
Ein KURIER-Überblick aktueller Fragen und Antworten:
Wie haben sich die Vereine abgestimmt?
Nach vielen Telefonaten (Treffen waren ja nicht mehr möglich) organisierte die Bundesliga die erste Videokonferenz. Vorstand Christian Ebenbauer präsentierte den zwölf Vereinen (mindestens ein Funktionär war pro Klub zugeschaltet) die dramatische Lage.
Als Moderator öffnete Ebenbauer jeweils ein Mikrofon, damit nicht durcheinander geredet wird. Parallel lief ein Chat, in dem die Vereine schriftlich Standpunkte und Fragen vorbringen konnten.
Nach rund vier Stunden wurden die Beschlüsse gefasst.
Wie geht’s weiter?
Die Bundesliga pausiert für zumindest sechs Wochen bis Anfang Mai. Danach sind auch Geisterspiele ein Thema.
Über einen vorzeitigen Abbruch, den sich einige Vereine in den vergangenen Tagen vorstellen konnten, wurde nicht abgestimmt. Auch Salzburgs Geschäftsführer Reiter, der über die größten finanziellen Reserven verfügt, plädiert für eine Fortsetzung.
Die Bundesliga betont, dass die Regierung und die Gesundheitsexperten die Richtung vorgeben – entscheidend ist die Frage, bis wann das Coronavirus eingedämmt werden kann.
Bis wann muss eine Entscheidung fallen?
Spätestens am 30. Juni muss die Saison enden. Wenn die zehn ausstehenden Runden in fünf Wochen ausgespielt werden (und das Europacup-Play-off verkürzt wird), müsste spätestens am Samstag, 30. Mai, wieder angepfiffen werden.
Die Vereine weisen aber darauf hin, dass nach einer langen Pause auch noch eine Trainingsphase zum Fitness-Aufbau benötigt wird. Sonst wäre das Verletzungsrisiko extrem hoch.
Was wurde diskutiert, aber nicht beschlossen?
Thema waren die Frage nach dem Meister (bekäme der LASK beim Abbruch den Titel?) wie die Zusammensetzung der nächsten Meisterschaft: Gibt es Auf- oder Absteiger? Wird auf eine 14er-Liga aufgestockt?
Diese heiklen Fragen werden bis zur nächsten Klubkonferenz diskutiert. Für den Beschluss ist eine Zwei-Drittel-Mehrheit bei der Hauptversammlung nötig.
Werden die Vereine ihre Spieler und Angestellten künftig weiter bezahlen?
Diskutiert wurde in erster Linie das Modell Kurzarbeit, die meisten Vereine wollen Spieler wie Angestellte dafür anmelden – die maximale Dauer beträgt drei Monate. In Deutschland gibt es Diskussionen, ob Spieler zu Hause trainieren sollen und trotzdem für die Kurzarbeit angemeldet werden dürfen.
Sportjurist Thomas Wallentin hat im KURIER-Interview argumentiert, dass Profisportler während der Corona-Krise weder vom Verein, noch vom Staat bezahlt werden müssten.
Wo gibt es Streitpunkte?
Im Vergleich zu den sonst öfters ruppig ablaufenden Ligasitzungen war die Videokonferenz ein Erfolg. „Es war große Solidarität unter den Vereinen zu spüren“, heißt es aus der Bundesliga.
Differenzen gibt es beim Artikulieren der Hilfswünsche an die Regierung. Nach Rapid-Geschäftsführer Peschek, der als erster Funktionär offen Finanzhilfe forderte, wies die ÖFB-Spitze darauf hin, dass auch die Amateurvereine finanzielle Probleme bekommen werden.
Admira-Geschäftsführer Drabek betont hingegen „explizit, dass es völlig deplatziert wäre, in der jetzigen Situation irgendwelche Forderungen gegenüber unserer Bundesregierung zu stellen.“
Im Anschluss an die Konferenz der obersten Spielklasse gab es die nächste Videoschaltung: Auch mit den 16 Vereinen und über 40 Funktionären der 2. Liga wurde die Zukunft besprochen.
Die Hoffnung bleibt bestehen.