Sport/Fußball

Bis zu 150.000 Euro Geldstrafe und Geisterspiele: Diese Strafen drohen nach der Derby-Schlägerei

Am Tag nach den heftigen Ausschreitungen beim Wiener Derby Rapid gegen Austria meldete sich auch die Politik zu Wort. „Diesem kriminellen Treiben muss endlich Einhalt geboten werden, bevor weitere Menschen verletzt werden, bevor auch der Fußball noch mehr Schaden nimmt“, meinte Vizekanzler Werner Kogler von den Grünen.

Der Sportminister fordert rigorosere Stadionverbote. Er sei „gleichermaßen schockiert wie empört“.

Nach Schlusspfiff des 343. Wiener Derbys eskalierte die Situation zwischen „Anhängern“ von Austria und Rapid. Leuchtraketen und Böller flogen aus der Austria-Ecke in einen neutralen Sektor, Menschen mussten sich in Sicherheit bringen.

Aktuell wird nach konkreten Antworten auf offene Fragen gesucht. Wie konnte das geschehen? Warum griff die Polizei so spät ein? Welche Folgen hat der Derby-Skandal für die Vereine?

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Was war genau nach Schlusspfiff geschehen?

Spieler und Betreuer von Rapid jubelten vor dem „Block West“ über den 2:1-Sieg im Derby, als auf der gegenüber liegenden Seite Leuchtraketen und Böller aus dem Sektor der Austria-Fans, über den eingerichteten Puffer eines leeren Abschnitts, auf die Rapid-Osttribüne flogen. Besucher brachten sich dort in Sicherheit und ergriffen teilweise die Flucht.

Daraufhin stürmten Rapid-Fans das Feld und liefen in die Ecke, wo die Eskalation ihren Ausgang fand. Sie schossen ebenfalls Leuchtraketen ab, diesmal in den Austria-Sektor. In Folge gelangten Austrianer aus dem Sektor in den Stadion-Innenraum, es kam zu Handgreiflichkeiten und Schlägereien. Minutenlang flogen Leuchtraketen in alle Richtungen.

Am Ende griff die Polizei (viel zu spät) ein, trennte die Kontrahenten und verhinderte Schlimmeres.

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Wie reagierten die beiden Vereine?

Die Austria wollte sich nicht öffentlich äußern, weil man noch den Termin mit der Bundesliga und Rapid abwartete. Montagabend gab die Bundesliga bekannt, dass "Vertreter von Rapid und Austria an den Tisch geholt" wurden: "Dabei wurde einerseits die Dringlichkeit der Situation geschildert und anderseits von allen Beteiligten bekräftigt, sich weiter auszutauschen und mögliche Maßnahmen zu erarbeiten."

Am Dienstagmittag möchte die Austria im Rahmen einer Pressekonferenz Stellung beziehen. Die violette Fanszene meldete sich per X (Twitter) selbstkritisch zu Wort und verurteilte die Böllerei mancher Anhänger.

Rapid startete mit einem „Tag der Aufarbeitung“. Neben der Verurteilung der Geschehnisse wird angekündigt, dass Personen, die sich am Platzsturm beteiligt, Böller gezündet oder Pyrotechnik geworfen haben, Hausverbot bekommen und bundesweite Stadionverbote beantragt werden.

Welche Folgen wird der Skandal haben?

Rapid nahm einen Minuspunkt auf Bewährung in diese Saison mit. Dieser Abzug wird schlagend – aus juristischen Gründen aber erst für die Saison 2025/’26.

Dazu wird es laut KURIER-Recherchen tiefgreifende Maßnahmen geben. Alle Beteiligten sind einig, dass Worte und kosmetische Eingriffe nicht mehr reichen.

Punkteabzüge werden ab dieser Saison nicht mehr neu ausgesprochen. Dafür ist der Strafenkatalog weit gefasst: Von Geldstrafen in sechsstelliger Höhe (bis zu 150.000 Euro), über Sektorsperren für gewisse Fan-Bereiche bis hin zu einem Geisterspiel.

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Wie wird über Konsequenzen entschieden?

Montag Abend tagt traditionell der Strafsenat. Das Nachspiel vom 343. Derby kann aber frühestens in einer Woche starten. Vorerst wird die enorme Fülle von Material, das in diesem Fall auszuwerten ist, gesichtet und eingestuft. Berichte, Fotos und Videos kommen von der Polizei, dem Spielbeobachter Birgmann, den Schiedsrichtern und dem Videomaterial aus dem Stadion.

Ein Rapid-Mitarbeiter, der zuerst den Platzsturm verhindern wollte, dann aber auch bei den Prügeleien mitwirkte, wurde vom Klub dienstfrei gestellt.

Kommen nun Derbys nur noch ohne Auswärtsfans?

Dagegen spricht, dass rund 99 Prozent der Fans nicht in Randale verwickelt sind und unschuldig um einen Matchbesuch umfallen würden. Dementsprechend zögerlich reagieren die Vereine. Von einem „Thema wie einer heißen Kartoffel“ war knapp nach dem Derby zu hören. Es könnte ja auch die Sicherheitsbehörden Platzverbote erteilen.

Zeit für einen Beschluss – etwa über eine Bundesliga-Abstimmung – bleibt genug: Das nächste Wiener Derby findet erst im Februar 2025 statt.

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Folgt am Mittwochabend die nächste Runde eines gefährlichen Kampfes?

An sich ist es ein No-Go, an einem Abend Spiele von Rapid und der Austria (außer direkte Derbys) anzusetzen. Für den Mittwoch ist das – auch aufgrund des engen Terminplans – aber mit zwei Nachtragspartien genau so passiert: Ab 18 Uhr spielt Rapid im Cup auf der Hohen Warte gegen Regionalligist Donaufeld. Ab 18.30 Uhr trifft Sturm in der Liga bei der Austria in der Generali Arena an.

Nach dem zögerlichen Einschreiten beim Derby sollten die Sicherheitskräfte diesmal vorgewarnt sein, wenn nach Spiel-Ende Tausende Fans der Rivalen quer durch Wien unterwegs sind.