Sport/Fußball

Brandrede von Rangnick Richtung ÖFB: "Nicht für dumm verkaufen"

Der ÖFB-Teamchef nahm sich vor der Abreise zum Nations-League-Spiel gegen Kasachstan ein Herz und sprach sich vor Medienvertretern und laufender Kamera erneut gegen die Trennung des ÖFB von Geschäftsführer Bernhard Neuhold aus.

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Der Pressetermin gipfelte in einer beispiellosen Brandrede von Ralf Rangnick, die der KURIER im Wortlaut wiedergibt: 

Ralf Rangnick:

In Sachen der Mannschaft, auch in meiner Sache: Ich habe heute in einer Zeitung gelesen, dass sich der Teamchef jetzt endlich mal deklarieren soll. Ich habe keine Ahnung, was es bedeutet. Ich hatte zwar Latein als Schüler, deswegen weiß ich also schon was declarare bedeutet. Aber was damit konkret gemeint war, weiß ich nicht. Es ist vielleicht trotzdem an der Zeit, einmal in aller Ruhe ein paar Dinge klarzustellen. Und zwar in aller Ruhe, aller Sachlichkeit, aber auch nochmal aller Deutlichkeit. 

Die Vertragsverlängerung und Kompetenzerweiterung – dieses Thema war zu keinem Zeitpunkt irgendwann in den letzten Monaten ein Gesprächsthema. Weder von meiner Seite aus, überhaupt nicht,  noch wurde es in irgendeiner Form diskutiert. Als ich mich am 1. Mai entschieden habe, aus persönlichen, emotionalen Gründen, in Österreich zu bleiben, und zwei andere Angebote auszuschlagen, hatte das damit 0,0% zu tun. Überhaupt nicht. Es war überhaupt kein Gesprächsthema zwischen mir und irgendjemandem vom ÖFB. Es wurde mir auch nicht in Aussicht gestellt. Es war dann der Präsident, der dann am 1. Mai in Klagenfurt in mehreren Interviews genau diese zwei Themen thematisiert hat. Danach gab es fünf Monate lang zu diesem Thema keinerlei Gespräche. Bis zum heutigen Tag. Ich will das nur festhalten – nicht, weil ich womöglich darüber enttäuscht oder traurig oder sauer bin – aber genau so war die Reihenfolge.

Meine Teilnahme an der Präsidiumssitzung vor zehn Wochen war der ausdrückliche Wunsch des Präsidenten und von Herrn Walter Pürzl (externer Berater, Anm). Die beiden haben mich inständig darum gebeten, Teilnehmer dieser Präsidiumssitzung zu sein. 

Im Rückblick würde ich es nicht mehr machen. Ich würde viel lieber nicht dabei gewesen sein.

"Ich wäre seit einem Jahr nicht mehr Teamchef"

Und noch etwas zum Thema Vertragsverlängerung generell – falls das noch nicht alle mitgekriegt haben, wie ich da persönlich ticke. Ich bin von Kleinauf, als Junge schon, so erzogen worden – und so arbeite ich auch als Teamchef: Das Leistungsprinzip steht über allem. Wenn wir uns nicht für die Europameisterschaft qualifiziert hätten, würde ich hier gar nicht mehr sitzen. Ich wäre seit einem Jahr nicht mehr Teamchef von Österreich. Und zwar völlig unabhängig von Vertragslaufzeiten oder irgendwelchen Dingen. Das gleiche gilt übrigens auch für die WM. Wenn wir uns nicht für die Weltmeisterschaft qualifizieren, bin ich einen Tag später nicht mehr Teamchef. Völlig unabhängig davon, ob ich noch Vertrag habe oder nicht. Das wollte ich nochmal klarstellen.

In diesem Zusammenhang auch noch mein Hinweis zu der Personalie Bernhard Neuhold – und die Mannschaft weiß, wie wir da ticken. Auch in diesem Bereich geht es nicht darum, ob ich oder wir jemanden besonders nett finden oder sympathisch. Sondern es geht darum, dass wir professionell bestmögliche Arbeitsbedingungen für die Spieler haben.  Und an der Stelle spreche ich, glaube ich, auch für die Mannschaft: Bernhard Neuhold von heute auf morgen ersatzlos zu streichen, das funktioniert nicht ohne dass die Nationalmannschaft Schaden nimmt. Weil er der erste Ansprechpartner ist für alle Themen, die wir haben. Ich als Teamchef, mein Trainerstab, und ich glaube, für den Spielerrat spreche ich da auch. 

Das heißt, wenn man sich entscheidet, Bernhard Neuhold ist nicht mehr da, dann muss am gleichen Tag ein gleichwertiger  oder – was ja dann nur Sinn macht – noch besserer Ersatz für ihn da sein. Das möchte ich an der Stelle einfach noch einmal klarstellen.

Und als letzter Punkt: Wir haben während der Euro am Trainingsanzug hinten draufstehen gehabt: „Wir zeigen Gesicht.“ Das war nicht nur ein Werbegag oder -slogan. Sondern genau so habe ich versucht, die Mannschaft zu entwickeln. Und genau so handeln wir. Und genau so denken wir auch. Man kann uns nicht einfach nur so für dumm verkaufen und für dumm halten. Dazu sind die Jungs zu schlau. Und dafür sind auch wir zu schlau. 

Und deswegen möchte ich an der Stelle auch noch sagen: Wir zeigen Gesicht ist für uns ein Motto. Genau so gehe ich auch mit meinen Mitarbeitern und mit meinen Spielern um.

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