Mit Offensive ins Derby: Rapid will gewinnen, die Austria muss
Beinahe wäre bei der Austria das 332. Wiener Derby am Sonntag gegen Rapid thematisch untergegangen. Viel zu sehr waren die Violetten in dieser Woche mit der Präsentation des neuen strategischen Partners beschäftigt. Nach der erfolgten Vorstellung, die den handelnden Personen wieder ein Leuchten in die Augen zauberte, als das neue Aufsichtsratsmitglied Luka Sur von Titeln und der Champions League sprach, zog trotz Insignia der Alltag nach Favoriten ein.
„In den letzten Wochen haben wir uns in eine Situation gebracht, in der die Chance auf die Top 6 noch lebt“, meint Trainer Peter Stöger. Zwar warten mit Rapid, Sturm und dem WAC drei Brocken, dessen ist man sich bewusst, „doch wir haben es beinahe selbst in der Hand“. Vorausgesetzt, man feiert Siege – sechs Punkte fehlen auf die magische Marke von 30 Zählern nach 22 Runden.
„Ich glaube nicht, dass sie abwarten werden. Ein Punkt hilft ihnen nicht viel“, kombiniert Didi Kühbauer. Deswegen vermutet der Rapid-Trainer, dass dieser Klassiker ein besonders spektakulärer werden könnte: „Wir wollen gewinnen, um oben dranzubleiben. Die Austria braucht einen Sieg, um die eigene Position zu verbessern. Und außerdem ist es auch ohne Fans ein Derby – das sorgt dazu für eine eigene Brisanz.“
Kein Favorit
Alle Derby-Routiniers kennen den Spruch von den „eigenen Gesetzen“. Kühbauer glaubt daran, und Sportchef Zoran Barisic erklärt mit der Erfahrung von 30 Derby-Jahren: „Es ist wirklich egal, wie es in der Tabelle steht, wer besser in Form ist, oder den besseren Kader hat. Im Derby gibt’s keinen Favoriten. Es wird die Tagesverfassung entscheiden.“
Dabei lief das jüngste 1:1 am 29. November beinahe nach Papierform ab: Rapid war als Zweiter klar überlegen, schaffte mit 35 Schüssen aber nur ein Tor. „Die Effizienz muss auf jeden Fall besser werden“, fordert Kühbauer. Stöger erinnert sich noch gern daran, „dass uns Tormann Patrick Pentz gerettet hat“.
Die Ausgangslage habe sich nun etwas verändert, was laut Stöger an der Austria liegt. „Rapid spielt die ganze Saison schon eine ordentliche Meisterschaft sie haben Stabilität. Bei uns war das im Herbst nicht so vorhanden.“ Jetzt aber habe man an Stabilität zugelegt, „wir sind zu einer Einheit geworden und haben uns angenähert“.
Kühbauer könnte nicht widersprechen, selbst wenn er wollte: „Die Austria macht es im Frühjahr wirklich gut. Von so einem Punkteschnitt hätten sie im Herbst nur träumen können.“ Der Grund? „In jedem Mannschaftsteil greift ihr Spiel besser, sie sind ein echtes Team geworden.“
Lob für Fountas
Daher dürfe man sich im Derby auch mehr ausrechnen, weiß Stöger: „Die Chancen sind jetzt etwas größer, dass wir etwas Zählbares mitnehmen.“ Kühbauer hält dagegen: „Wir sind richtig scharf auf die Partie.“ Als Beispiel dient Taxi Fountas, dem erfolgreich die Ersatzbank angedroht wurde: „Jetzt ist er wieder giftig und fürs Team da. So will ich alle sehen. Und die Tore wird er sich schon wieder erarbeiten.“
Ganz leicht sieht das Toreschießen bei Yusuf Demir aus. „Er ist eine Option für die Startelf“, sagt Kühbauer.
Und der Chefcoach erinnert sich an das Traumtor gegen Ried: „Gerne darf er das gegen die Austria auch mit dem rechten Fuß machen. Der ist nämlich auch wirklich nicht schlecht.“
Kühbauer sieht Violett
Nach dem Derby wird wieder der Tabellenrechner ausgepackt. Und in zwei Wochen folgt die erste Abrechnung: In der Meistergruppe wäre die Chance auf Gewinn für die neuen violetten Partner wesentlich größer. Derweil gibt es im Fanshop violette Gartenzwerge im Angebot. Dabei möchte sich die Austria mit dem neuen Geldgeber nicht mehr klein machen.
Kühbauer freut sich bei aller Rivalität, dass der Finanzcrash bei den Veilchen vorerst abgewendet wurde: „Die Austria gehört in die Bundesliga – Punkt. So wie wir Rapidler zur Liga gehören, sollen auch die Austrianer dabei bleiben.“