Sport/Fußball

Janko über den neuen ÖFB-Teamchef: "Rangnick macht sich angreifbar"

Mit der Verpflichtung von Ralf Rangnick als Teamchef ist dem ÖFB ein echter Coup gelungen. Das ist ein Name, den viele nicht auf ihrem Zettel hatten und den viele gar nicht für möglich hielten. Glückwunsch an den ÖFB, vor allem an Gerhard Milletich und Peter Schöttel. Ein bisschen leid tut es mir für Peter Stöger, der in der engeren Auswahl war. Ich glaube, er wäre auch eine gute Wahl gewesen.

Nachdem nun zum dritten Mal in Folge ein Trainerlegionär als Teamchef verpflichtet wurde, könnte man den Eindruck gewinnen, dass die seit Jahren so hochgelobte heimische Trainerausbildung offensichtlich doch nicht so gut ist. Nur so nebenbei: Spannend finde ich übrigens die Idee, zukünftig nur mehr heimischen Kandidaten das höchste Amt zu ermöglichen, so wie es auch für Spieler gilt. Liebe FIFA, bitte denkt einmal darüber nach!

Aber zurück zu Ralf Rangnick. Bei allen Vorschusslorbeeren bin ich sehr gespannt, wie er die Rolle interpretieren wird. Teamchef zu sein ist für ihn eine neue Erfahrung und erfordert auch andere Eigenschaften als jene, die er bisher bewiesen hat. Anders als Trainer oder Sportdirektor auf Vereinsebene kannst du dir nicht die Geeignetsten für deine Idee des Fußballs zusammenkaufen. Nun muss er mit dem vorhandenen Spielerpool von 30 bis 35 auskommen und daraus eine Einheit formen.

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Die Doppeltätigkeit als Berater von Manchester United und Teamchef sehe ich schon als problematisch, wohlwissend, dass es sonst finanziell für den ÖFB unmöglich gewesen wäre, Rangnick zu verpflichten. Auf den ersten Blick könnte man meinen, es sind ja "nur" sechs Tage pro Monat, die er Manchester widmet. Aber du machst dich ein Stück weit angreifbar. Läuft es auf der einen oder anderen Seite – oder auf beiden Seiten – nicht nach Wunsch, kann man sich ausmalen, welche Argumente als erste aufgebracht werden. Ich wünsche ihm, dass beide Aufgaben gut unter einen Hut zu bringen sein werden.

Nicht nur Pressing

Sportlich gesehen ist es extrem spannend, wie er es angehen wird. Ein nicht außer Acht zu lassender Teil der aktuellen Mannschaft hat keine Red-Bull-Vergangenheit. Für viele steht der Ausdruck "Red-Bull-Fußball" ausschließlich für hohes Pressen, das ist aber zu kurz gegriffen. Salzburg zum Beispiel muss in der Liga oft Lösungen gegen tief stehende Gegner finden. Garcia, Schmidt, Rose, Marsch, Jaissle – jeder Trainer bringt da auch immer seine eigene Note ein.

Rangnick gilt als Konzeptionist, als Mann mit einer klaren Idee. Er wurde jetzt zwar "nur" als Teamchef geholt. Meine Hoffnung ist aber schon, dass er beim ÖFB auch in die Strukturen eingreifen wird. Er hat auf konzeptioneller Ebene oft bewiesen, dass er das kann. Diese Erfahrung und das Wissen könnten dem ÖFB gut tun. Ich freue mich darauf.

Marc Janko ist Fußball-Experte bei Sky – der 38-Jährige spielte 70-mal für das Nationalteam und erzielte 28 Tore.

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