EM-Qualifikation: Ljubljana, kein Ort für Rechnereien
Flexibilität sollte ohnehin zu den wichtigen Tugenden eines Teamchefs gehören. Franco Foda muss vor dem Spiel am Sonntag (20.45 Uhr/live ORF1) in Ljubljana von dieser Charaktereigenschaft eine gehörige Portion aufbringen. Denn erst wenige Stunden vor dem Spiel wird sich entscheiden, ob die leicht verletzten Spieler Stefan Posch, Konrad Laimer und allen voran Marko Arnautovic einsatzbereit sind. Dementsprechend hält Foda, einem Pokerspieler gleich, diverse Aufstellungsvarianten in der Hinterhand.
Beim gestrigen Abschlusstraining drehte Arnautovic in Turnschuhen langsam seine Runden, Laimer und Posch hatten bei ihrer Laufeinheit immerhin Fußballschuhe an, ihrem Einsatz dürfte eine höhere Wahrscheinlichkeit zugrunde liegen.
Entscheidungsspiel
Unabhängig davon, welches Gesicht die Startelf am Sonntag annehmen wird, Österreich könnte in Slowenien einen großen Schritt in Richtung EURO 2020 machen. Da die Slowenen unter Siegzwang stehen, um noch im EM-Rennen zu bleiben, könnte den Österreichern schon ein Remis reichen, um in den beiden November-Spielen das Ticket für die Endrunde endgültig zu lösen. Auf derartige Rechenaufgaben lässt sich Kapitän Julian Baumgartlinger aber gar nicht erst ein. „Natürlich kann man die Tabelle nicht ganz ausblenden. Unser Ziel ist aber nicht ein Punkt, wir wollen gewinnen. Es ist ein entscheidendes Spiel, um die Situation in der Gruppe noch mehr in unsere Richtung zu drehen.“
Teamchef Foda tritt bewusst ein wenig auf die Euphoriebremse, räumt aber ein, dass sich die Lage nach dem Sieg gegen Israel ein Stück weit verbessert hat. „Gewinnen wir auch in Laibach, dann verbessert sich die Situation natürlich sehr.“ Doch mit welcher Art von Fußball möchte man diese drei Punkte erreichen?
Ein bedingungsloses Angriffspressing wird es eher nicht sein, da Foda auch die Lage der Slowenen im Blick behält. „Sie müssen gewinnen, daher gehe ich davon aus, dass sie offensiver spielen werden als bei ihrem Heimsieg gegen Polen. Da haben sie auf Konter und Fehler der Polen gewartet.“
Flottes Umschalten
Foda erwähnt gerne und wiederholt die Räume, die sich für sein Team dann ergeben könnten. Diese Situationen wiederum würden die Stärken einiger Spieler forcieren, wie auch Marcel Sabitzer weiß: „Diese Umschaltmomente müssen wir nutzen, ebenso die Torchancen, die sich für uns ergeben werden.“
Aufstellung und finale taktische Ausrichtung stehen und fallen mit der Fitness von Arnautovic, der im Jahr 2009 das letzte Mal ein Länderspiel aufgrund einer Verletzung auslassen musste. Ob Foda ihn bei einem negativen Fitnesstest im Sturmzentrum durch Michael Gregoritsch, Lukas Hinterseer oder Marcel Sabitzer in einer vorgezogenen Rolle ersetzen würde, ließ der Teamchef offen.
Einen alternativen Plan benötigt der Deutsche aber auch im Falle eines Ausfalls des zuletzt im Team starken Laimer. Anstelle des dynamischen Mittelfeldmannes war gegen Israel Louis Schaub in die Partie gekommen, statt Rechtsverteidiger Posch war es Christopher Trimmel.
Kapitän Baumgartlinger geht auch diesmal mit Optimismus voran, er begründet diesen mit zwei Fakten: „In dieser Qualifikation haben wir schon zwei Rückstände gegen Nordmazedonien und Israel in zwei Siege verwandelt. Und wir hatten auch Spiele mit Dominanz von Beginn an.“ Österreichs Team fühlt sich gerüstet. Vielleicht auch Marko Arnautovic ...