Sport/Fußball

Schulterschluss von Austria und Rapid: Vier Derbys ohne Auswärtsfans

Die Verantwortlichen von Austria und Rapid ziehen nun die Reißleine, weil ein Besuch des Wiener Derbys für viele fußballbegeisterte Menschen einfach zu gefährlich geworden ist.

Am Montag tagten die Klubs mit der Bundesliga, stundenlang analysierte man die Vorfälle und kam zu dem einzig logischen Schluss - bis auf weiteres wird es bei einem Derby in Favoriten und Hütteldorf keine Auswärtsfans mehr geben.

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"Wir sind von den Vorkommnissen tief betroffen", meint Austrias AG-Vorstand Harald Zagiczek. "Und wir sind zu dem Entschluss gekommen, einen gemeinsamen gesteuerten Prozess zu starten und Verantwortung zu übernehmen. Die erste Maßnahme: die nächsten zwei Derbys jeweils in Favoriten und Hütteldorf finden ohne Gästefans statt.

Die Gästefansektoren sollen dabei aber nicht leer bleiben, sondern den Heimfans zur Verfügung stehen – und auch genutzt werden, um karitative Organisationen einzuladen.

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Zagiczek verspricht die Aufarbeitung der Vorkommnisse. "Es werden sämtliche Personen, welche den Auswärtsblock verlassen und aktiv Raufhandlungen gesetzt haben, mit einem Hausverbot versehen." Die Austria distanziert sich explizit von Gewalt und entschuldigt sich bei den betroffenen und geschädigten Personen.

„Wir hatten vor diesem Spiel 125.000 im Stadion. Es ist kein Fan-Problem, sondern ein Derby-Problem.“

Alexander Wrabetz, Rapid-Präsident

Rapid-Präsident Alexander Wrabetz ergänzt: „Es ist wichtig, dass wir nun die bestmöglichen Lösungen und Konzepte für die Zukunft finden, damit auch die Wiener Derbys wieder echte Fußballfeste für alle Beteiligten sein können. Gewalt darf keinen Platz haben und wird von uns auf das Schärfste verurteilt... Wir sind als gesamte Vereinsführung davon überzeugt, dass die nun erfolgte Maßnahme die momentan beste Lösung ist, um weiteren Schaden abzuwenden.“

Wrabetz kündigte harte Konsequenzen an: „Das Überschreiten von unseren roten Linien wird sanktioniert werden.“ Das soll heißen: unbefristete  Stadionverbote, Aberkennung der Mitgliedschaft und Anzeigen
 

"Wir wollen einen Schlussstrich ziehen und Verbesserungen erreichen", weiß Zagiczek, dass endlich etwas geschehen muss. "Beide Lager haben, wie es scheint, die Situation nicht im Griff, es passieren zu viele Gehässigkeiten auf den Rängen, sei es von gegenseitigen beleidigenden und widerwärtigen Gesängen, inakzeptablen Transparenten und Sprüchen."

Oder eben auch körperliche Gewalt und Brutalität, wie man sie am Sonntag in Hütteldorf beobachten konnte.

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Rapid und Austria sind sich einig, nicht tatenlos zuzuschauen, wie sich Fans gegenseitig die Köpfe einschlagen und dabei auch Gesundheit und Leben von Dritten gefährden. "Die Angst ist mittlerweile groß, dass weitere Menschen zu Schaden kommen."

In den kommenden Monaten soll es einen gemeinsamen Prozess der beiden Wiener Klubs geben, in dem die Rahmenbedingungen und Begleitmaßnahmen besprochen werden, um gute Voraussetzungen für eine Rückkehr der Gästefans zu schaffen.

Rapid-Präsident Wrabetz sagt: „Es gibt keine Arbeitskreise, aber Schnittstellen, an denen wir uns abstimmen werden.“  Und Zusammenarbeit mit Behörden und Sicherheitsexperten. Auch das Thema der Kontrollen beim Einlass muss neu aufgerollt werden.

Einen Wink an die Behörden hatte Wrabetz aber auch: „Das Gewaltmonopol liegt beim Staat. Daher muss die Polizei die tragende Rolle spielen, wenn es zu Ausschreitungen kommt. Also auch präventiv Position zu beziehen, und nicht erst wenn etwas passiert. Wir zahlen ja auch die Polizei dafür.“

Warum das Tor zum Austria-Sektor aufging

Dass das Tor des Austria-Sektors Richtung Spielfeld bewusst geöffnet wurde, sei laut Wrabetz auch Gegenstand der Ermittlungen: „Das lag nicht in unserem Bereich. Das muss analysiert werden.“

Bundesliga-Vorstandsvorsitzender Christian Ebenbauer pflichtet den beiden Vereinen bei:  „Mit dem vorübergehenden Verzicht auf Gästefans und dem gemeinsamen Prozess für die Zeit danach gehen die Klubs einen wichtigen Schritt. ... Sicherheit für alle Zuschauer und Zuschauerinnern ist die Grundvoraussetzung für ein positives Stadionerlebnis.“