St. Wolfgang: "Wir werden diese Cluster immer wieder erleben"
Von Johanna Hager
Geht es nach Christine Haberlander, der zuständigen Gesundheitslandesrätin und Stellvertreterin von Oberösterreichs Landeshauptmann Thomas Stelzer, ist derzeit eine "Quarantäne für den gesamten Ort St. Wolfgang" nicht angedacht. Aber: Bei der Ausreise müssen Gäste ab heute einen Zettel ausfüllen, woher sie kommen, wohin sie reisen und ob sie getestet wurden.
Wie es in St.Wolfgang weitergeht, nachdem 57 Menschen getestet und als Corona-Infizierte registriert wurden, das erklärte Haberlander bei einer eigenen Pressekonferenz mit den Krisenstab-Mitgliedern Carmen Breitwieser und Tilman Königswieser am Montagnachmittag.
"Unser Ziel ist die Situation in St. Wolfgang zu stabilisieren", sagte die Landesrätin. "57 Menschen sind derzeit in St. Wolfgang positiv gestestet, 860 Tests" seien insgesamt in dem Tourismusort bis dato gemacht worden, 323 Testergebnisse seien noch offen. Die Ergebnisse werden für Montagabend gen 22 Uhr erwartet. Derzeit seien in St. Wolfgang 16 Betriebe betroffen, es sei gelungen, die Infektionsketten zu durchbrechen.
"Wir können immer nur für heute sprechen", sagt Christine Haberlander. "Heute, am 27. Juli, gibt es keinen Grund, einen Betrieb zu schließen." Es werde "laufend weiter getestet", beteuert sie.
"Unser Ziel muss sein Alltag und Urlaub - wenn auch mit Einschränkungen - zu ermöglichen." Dass St. Wolfgang zum zweiten Ischgl avancieren könnte, lässt Haberlander als Vergleich nicht gelten.
"Wir haben rasch, sicher und maßvoll gehandelt. Wir haben uns eine strenge Mund-Nasen-Schutz-Verordnung in Oberösterreich auferlegt." Die Sperrstunde sei auf 23 Uhr vorverlegt. Zudem, das sagt Tilman Königswieser vom Krisenstab, sei man nicht mehr im Stadium des Lernens, sondern habe schon eine "Strategie", wie vorzugehen sei.
"St.Wolfgang Cluster wie jeder andere"
Carmen Breitwieser vertritt die 18 Bezirksverwaltungsbehörden Oberösterreichs und erklärt: "St. Wolfgang ist ein Cluster wie jeder andere. Wir haben auch schon ein Freikirchen-Cluster erlebt. Wir werden diese Cluster immer wieder erleben." Gleich einem "Puzzle, wie ein Spinnennetz" seien die Kontakte zu analysieren. "Wir haben die Situation im Griff." Dann skizziert Tilman Königswieser die derzeitige Situation in Oberösterreich weiter.
"Test ist immer nur Momentaufnahme"
"Am Anfang haben wir nicht gewusst, wie das hundige Virus wirkt", so Königswieser. "Jetzt kennen wir das Virus schon ganz gut." Der Test sei aber immer nur eine "Momentaufnahme", doch er schütze nicht. "Ein Schwangerschaftstest schützt auch nicht vor einer Schwangerschaft."
Was schütze, das sei, so Königswieser: die Händehygiene, der Abstand und die Maske. Denn in der Zeit zwischen der Testung und dem Testergebnis könne man sich bereits infizieren. Es würden, so Königswieser auf Nachfrage, nicht anhand einer einzigen Zahl weitere Maßnahmen getroffen werden. Es gehe immer um die Gesamtschau der Zahlen - zu der auch die Kapazität der Betten zähle.
Aktuell sind in in Oberösterreich 475 Menschen infiziert, 2260 Menschen befinden sich in Quarantäne, 25 Personen werden in Krankenhäusern betreut.