E-Fuels vs. Elektro-Auto: Kanzler lädt am Mittwoch zum "Auto-Gipfel"
Von Johanna Hager
Fünf Wochen ist es her, da sorgt Kanzler und ÖVP-Chef Karl Nehammer mit seiner "Rede zur Zukunft der Nation“ und seinem Befund – "Österreich ist ein Autoland“ – für Schlagzeilen. Und insbesondere für Kritik beim Koalitionspartner.
Kommende Woche geht der Kanzler gleichsam auf Auto-Tour, wird BMW Steyr und AVL List besuchen und einen Autogipfel initiieren, wie er bei einem Journalistengespräch im Bundeskanzleramt sagt.
Ebendort sollen am Mittwoch Experten über das „Zukunftspotenzial des grünen Verbrenners“ beraten. Zum „Auto-Gipfel“ eingeladen ist laut Kanzleramt u. a. Robert Schlögl, der die deutsche Regierung bei Verbrennermotoren beraten hat.
Als Provokation gegenüber den Grünen will Nehammer den „Auto-Gipfel“ auf Nachfrage dezidiert nicht verstanden wissen. „Ich sehe keine Provokation beim Koalitionspartner, wenn es um klimafreundliche Technologie geht.“ Vielmehr gehe es um den Erhalt von mehr als 80.000 heimischen Arbeitsplätzen in der Automobilindustrie und darum, Österreich als Forschungs- und Produktionsstandort für internationale Unternehmen nachhaltig zu etablieren.
Nehammer will „ausloten, wo es mehr Forschungsgelder braucht“, wie er sagt und nennt in diesem Zusammenhang den 5,7 Milliarden Euro schweren Transformationsfonds, den die türkis-grüne Regierung 2022 beschlossen hat.
Beschlossene Sache ist für ihn, dass die Zukunft der Mobilität in Österreich jedenfalls mehr in „grünen Verbrennern“, gemeint sind E-Fuels, denn in E-Autos liegen wird. "Bei der E-Mobilität sind wir in hohem Maße von China abhängig“, argumentiert Nehammer insbesondere gegen Elektro-Autos und einmal mehr für Verbrennermotoren. Also Autos, die mit Benzin, Diesel oder eben mit synthetischen Kraftstoffen aus Strom, Wasser und Kohlenstoffdioxid betrieben werden können.
Dass die sogenannten E-Fuels in Relation sehr energieintensiv in der in der Herstellung und teuer sind, lässt er geflissentlich weg. Lieber verweist er darauf, dass „Klima nicht national, sondern global“ ist – und auf den CO2-Ausstoß von Großmächten wie China, Indien und den USA. Österreich setze alles daran, die Transformation zu schaffen, aber mittels Innovation und nicht Verboten.
Der ÖVP-Chef gibt sich „zuversichtlich, dass das Thema E-Fuels in fünf Jahren anders gesehen wird“. Ganz anders sieht das bekanntlich der Koalitionspartner. Allen voran Klimaministerin Leonore Gewessler. Sie lässt nach der „Rede zur Zukunft der Nation“ postwendend wissen: „Ideologisches Festhalten am Verbrenner und ein bisschen Technologie werden das Klima nicht retten.“ Gewessler wie Vizekanzler Werner Kogler gehen davon aus, dass E-Fuels als Antriebsform keine große Rolle spielen werden. Grund: Mit dem Strom eines Windrads könne man entweder 1.600 E-Autos betreiben oder 250 Autos mit E-Fuel-Antrieb.