Was die Behörden bisher wissen: Patientin 0 kam aus der Schweiz
Von Daniela Kittner
Fast 500.000 Anrufe bei der Hotline 1450.
92.190 Testungen.
40 Infizierungs-Cluster recherchiert.
16.800 Personen an das Epidemiewarnsystem ausländischer Staaten weiter gemeldet, davon 13.300 innerhalb der EU.
Das sind einige Zahlen, die die Aktivitäten der Gesundheitsbehörden im Hintergrund illustrieren. Gesundheitsminister Rudolf Anschober (Grüne) gab am Donnerstag eine Pressekonferenz mit dem Thema "Aktuelles zum Coronavirus". Er war begleitet von Franz Allerberger, Leiter des Bereichs Humanmedizin der Agentur für Gesundheit und Ernährungssicherheit (AGES) sowie Bernhard Benka, Leiter des Krisenstabs im Gesundheitsministerium. Sie gaben einen Überblick über den bisherigen Wissenstand der Behörden zur Ausbreitung der Corona- Epidemie.
Patientin 0 kam aus der Schweiz
Die AGES recherchierte die Infizierungsketten österreichischer Erkrankter und schälte 40 Cluster heraus. Cluster sind ein Erstinfizierter, der für eine Ansteckungskette sorgt. Zum Beispiel Ischgl: Erstinfizierte war eine Schweizerin, an der sich Leute in der bekannten Bar infizierten. Zwei Norweger, Gäste der Bar, trugen das Virus bereits in sich. Sie sind Erasmus-Studenten in Bologna und kamen nach Tirol zum Schifahren. In dem engen Raum ohne Abstand zu halten in der Bar und den Apres-Ski-Lokalen verbreitete sich dann das Virus.
306 Personen im Ausland angesteckt
Dennoch: Nur 306 der österreichischen Infizierten holte sich das Virus im Ausland. Der Großteil wurde im Inland angesteckt.
Sinn des Clusterns und des Recherchierens der Infizierungsketten ist, dass man das Ansteckungsrisiko einschätzen und Gegenmaßnahmen entwickeln kann.
Die wichtigste: Einen bis eineinhalb Meter Abstand halten und nicht länger als 15 Minuten mit derselben Person sprechen. Allerberger: „Es kommt nicht auf den Ort an, es geht um den Abstand, egal, wo Sie sich aufhalten.“ Er selbst fahre täglich mit der U-Bahn und fürchte sich nicht, solange der Abstand eingehalten werde.
Acht Tage ansteckend
Anschober: „Die Handelsketten müssen ab Montag Bedingungen schaffen, dass Abstand eingehalten wird. Desinfektionen der Griffe bei Einkaufswagen, Markierungen vor Kassabereich: das ist fast noch wichtiger als der Mundschutz.“
Laut Allerberger hat man aus den Clustern auch gelernt, dass ein Infizierter, der nicht schwerer krank wird, acht Tage ansteckend ist. Außerdem gehen die AGES-Experten davon aus, dass man immun ist, wenn man einmal infiziert war, das Virus habe sich nicht verändert.
Verdoppelungsrate derzeit acht Tage
In Österreich gibt es Stand Donnerstag in der Früh 10.923 Erkrankungen, 1.157 Patienten seien im Spital, 227 auf Intensivstationen. 158 Todesfälle seien zu beklagen. 1749 Personen sind genesen.
Die Zuwachsrate bei den Erkrankungen sei „etwas abgedämpfter“. Anschober: „Da ist ein Licht am Ende des Tunnels. Der Weg ist richtig, aber wir sind noch nicht am Ziel.“
Die Verdoppelungsrate betrage derzeit knapp acht Tage, Ziel ist 14 Tage, „dann haben wir Stabilität bei Neuerkrankungen erreicht“.
Schon zuvor hatte Anschober bekannt gegeben, dass die Krankenkassen nun auf elektronischem Weg Risikopatienten herausfiltern. Über die Medikation spüren die Kassen Personen auf, für die das Coronavirus gefährlich ist. Diese Personen werden dann kontaktiert und informiert. Sollten sie im Arbeitsprozess sein, werden sie ins Homeoffice versetzt oder, wenn das nicht möglich ist, freigestellt. Der Staat bezahlt in diesem Fall den Lohn.