Causa Ibiza: Strache will kein Angebot für Video erhalten haben
Am Dienstag schien es, als ob in der Causa Ibiza ein Durchbruch gelungen wäre: Ermittler des Bundeskriminalamts führten zwei Hausdurchsuchungen in Wien und eine in Salzburg durch. Im Zuge derer wurden auch mehrere Personen festgenommen.
Drei Verdächtige befinden sich laut Staatsanwältin Nina Bussek weiterhin in Verwahrungshaft. Ob über sie die U-Haft verhängt wird, muss spätestens heute, Donnerstag, von der Justiz entschieden werden.
Um wen genau es sich bei den drei Verdächtigen handelt, ist derzeit unklar. Nicht nur, weil die Sache ein Verschlussakt ist, sondern auch, weil der Kreis der Verdächtigen und möglichen Mitwisser mit den laufenden Ermittlungen stetig wächst.
In einer Festnahmeanordnung, die dem KURIER vorliegt, werden sechs Verdächtige geführt. Im Fokus steht der Wiener Anwalt M. und Detektiv H. Der Detektiv steht sogar im Verdacht der Erpressung als „Beteiligter“.
Ein „neuer“ Verdächtiger ist der bosnisch-serbische Unternehmer K. Er soll laut Festnahmeanordnung das Video dem ehemaligen Ex-Vizekanzler Heinz-Christian Strache zum Kauf angeboten haben – und zwar erst nach der Veröffentlichung und dem anschließenden Ende von Türkis-Blau. Ihm wird deshalb eine Nötigung vorgeworfen.
Video als Entlastung?
K. soll dafür (vorerst) kein Geld von Strache verlangt haben. Später wollte Detektiv H., wie berichtet, angeblich eine Mindestsumme von 400.000 Euro für das Material kassieren. Zu dem Deal kam es aber nie, auch die angeblich angedrohte Veröffentlichung weiterer Videopassagen fand niemals statt.
Ob diese Angebote an Strache tatsächlich stattgefunden haben, ist noch fraglich. Der Ex-FPÖ-Chef bestritt das stets und erneuerte seine Position am Mittwoch gegenüber dem KURIER.
Glaubt man Straches engstem Umfeld, war dieser von Anfang an daran interessiert, das ganze Videomaterial von knapp sieben Stunden zu bekommen – und womöglich öffentlich zu machen. Begründet wurde das von Straches Vertrauten damit, dass der Kontext, in dem er die berüchtigten Aussagen auf Ibiza machte, ihn womöglich entlasten würde.
Weiter zu der aktuellen Causa äußern wollen sich weder Strache noch sein Anwalt Johann Pauer. Der verweist auf die laufenden Ermittlungen.
Indessen taucht auch der Name einer Frau auf. Die Wiener Maklerin M. war jahrelang eine enge Vertraute von Strache und Johann Gudenus. Die gebürtige Serbin soll als Mittelsfrau zwischen dem Lockvogel, der vermeintlichen russischen Oligarchin, und Gudenus gewesen sein. Der Lockvogel wollte angeblich Grundstücke von Ex-FPÖ-Klubobmann Johann Gudenus kaufen. Das war aber eine Falle, wie sich später herausstellt.
Vorwürfe der Justiz
Wie berichtet, laufen die Ermittlungen gegen die mutmaßlichen Hintermänner des Ibiza-Videos wegen Verdachts der Nötigung, gefährlicher Drohung, Urkundenfälschung und Erpressung.
Die Verdächtigen sollen im Sommer 2017 die Filmaufnahmen in der Villa auf Ibiza organisiert und durchgeführt haben, um anschließend potenzielle Kauf-Interessenten für die Aufnahmen zu suchen.