Wer hat gewonnen? USA sind gespalten, Demoskopen auch
Von Armin Arbeiter
„Reporter fassen Biden mit Samthandschuhen an, gehen auf die GOP (Republikaner) los“, „Hispanics haben in steigender Zahl für Trump gestimmt“, „Streikaufrufe gegen Biden“. Der US-Nachrichtensender FOX News hat zwar Joe Biden – wie alle anderen großen Sender – zum Wahlsieger gekürt, die Berichterstattung beäugt ihn – ganz nach der Linie des pro-republikanischen Senders – kritisch.
In Meinungsartikeln bezweifeln Autoren, dass der Demokrat das „Land einen“ könne, schreiben gegen einen neuen Lockdown. Doch wie 80 Prozent der US-Amerikaner erkennt Fox News Joe Biden als künftigen US-Präsidenten an. 80 Prozent sind es, wenn man einer Reuters/Ipsos-Meinungsumfrage Glauben schenkt.
Zu einem anderen Ergebnis kommt eine Umfrage des renommierten Magazins Politico: 70 Prozent der Republikaner glauben der Befragung zufolge nicht, dass die Präsidentschaftswahl fair abgelaufen sei. Damit hat sich die Zahl der Skeptiker im Trump-Lager gegenüber vor der Wahl verdoppelt.
Trump bleibt stur
Bei den Demokraten waren vor der Wahl am 3. November nur 52 Prozent der Überzeugung, der Urnengang werde fair ablaufen. Mittlerweile sind es 90 Prozent.
Während einander die Demoskopen widersprechen, setzt das Team um Trump weiterhin auf den – für viele Experten aussichtslosen – Rechtsstreit um die Gültigkeit der Ergebnisse in einigen Bundesstaaten: Außenminister Mike Pompeo sagte in der Nacht auf Mittwoch: „Es wird einen reibungslosen Übergang zu einer zweiten Trump-Regierung geben.“
Der am Dienstag in seiner Funktion als Mehrheitsführer der Republikaner im Senat bestätigte Politveteran Mitch McConnell will in der Haltung Trumps zur Wahlniederlage keinen Grund zur Beunruhigung erkennen: „Das ist nicht ungewöhnlich. Es sollte nicht alarmierend sein“, sagte er. Wenn die Bundesstaaten ihre Ergebnisse amtlich bestätigt hätten, würden die 538 Wahlleute einen Gewinner bestimmen. „Und diese Person wird am 20. Januar vereidigt werden“, sagte McConnell. Nur fünf republikanische Senatoren haben Biden bisher zum Sieg gratuliert.
Trump selbst zeigte sich weiter nicht in der Öffentlichkeit, verschickte aber eine Serie von Tweets in Großbuchstaben, in denen er ohne Belege erneut von Missbrauch bei der Stimmenauszählung sprach und versicherte: „Wir werden gewinnen.“
Das wird nicht passieren, selbst in Arizona kaum, wo Trumps Rückstand auf Biden am Mittwoch wieder auf 12.813 Stimmen geschrumpft ist. In Georgia, das eine Neuauszählung der Stimmen per Hand beschloss, lag Biden am Mittwoch 14.100 Stimmen vor Trump.