Politik/Ausland

Warum die Wirtschaftsgroßmacht USA allen anderen davonzieht

Nur er könne „die USA wieder großartig“ machen, verspricht Donald Trump unablässig – derzeit befinde sich das Land im „Niedergang“, lautet die düstere Botschaft des republikanischen Präsidentschaftskandidaten.

Das Gegenteil ist wahr – was die wirtschaftliche Kraft der USA betrifft. In den vergangenen Jahren haben die USA den Rest der reichen Welt abgehängt: Heute erwirtschaftet die mit Abstand größte Volkswirtschaft der Welt bereits die Hälfte des BIP der G-7-Staaten (also der sieben reichsten Industrienationen), 1990 waren es nur zwei Fünftel.

Besonders die EU werden Vereinigten Staaten künftig hinter sich lassen. Laut jüngsten Daten des Internationalen Währungsfonds wird die jährliche Wachstumsrate in der EU in den Jahren zwischen 2020 und 2029 bei durchschnittlich nur 1,45 Prozent liegen – jene der USA aber bei deutlich höheren 2,29 Prozent.

Selbst China, von dem noch vor wenigen Jahren erwartet wurde, dass es in einigen Jahren die USA als Weltwirtschafts-Supermacht Nr. 1 überholen würde, kann derzeit nur vom zweiten Rang aus zusehen, wie die USA davon ziehen.

Nach der Pandemie

Einer der Gründe, wieso die USA solche ökonomischen Erfolge einfahren, liege in einer „sehr guten Bewältigung der Pandemie und der Phase danach“, sagt Laura von Daniels, US-Expertin bei der Stiftung Wissenschaft und Politik (SWP): „Ein Dreiklang aus Nothilfen, ein Infrastrukturgesetz und der Inflation Reduction ACT“. Das habe das Wachstum und die Konsumtätigkeit angekurbelt und die Beschäftigung hochgehalten‚ gleichzeitig seien auch „langfristig wichtige Weichen“ gestellt worden.

Negativer Effekt dabei: Die Inflation schnellte hoch, liegt aber mittlerweile wieder bei 2,4 Prozent. Es sei "erstaunlich", meint von Daniels, wie "gut es parallel gelungen ist, einerseits das Wachstum anzukurbeln und andererseits auch die inflationären Folgen wieder in den Griff zu bekommen."

Doch der wohl entscheidendste Grund, warum die USA auch in den nächsten Jahren die größte Wirtschaftsmacht bleiben wird, liegt in einer Kombination von vielen Faktoren: Hohe Investitionen, ein dynamischer Privatsektor, exzellente Forschung, Internetgiganten, die Führung in der Künstlichen Intelligenz, wenig politische Regulierung, viel höhere Produktivität als die meisten anderen Länder, aber auch Zuwanderung und eine günstige Demografie: ein geringerer Geburtenrückgang und eine langsamer alternde Durchschnittsbevölkerung als etwa Europa oder China.

USA versus China
Die Volkswirtschaft Nummer Zwei China, fiel während und nach der Pandemie zurück: Vor Corona erreichte China drei Viertel des US-BIP, heute sind es nur noch zwei Drittel.

Hohe Produktivität
Als einer der wichtigsten Faktoren für Wirtschaftserfolg gilt die Produktivität: In den USA generiert ein Arbeitnehmer um Schnitt 171.000 Dollar pro Jahr – im Schnitt das fast Siebenfache eines Arbeitnehmers in China. Im Euro-Raum liegt der vergleichbare Wert bei 120.000 Dollar.

81.632 Dollar
betrug das BIP pro Kopf 2023 in den USA. Das ist der weltweit  siebente Rang, nach Luxemburg, Irland, Schweiz, Norwegen, Singapur und Island.  Österreich: 57.081 Dollar. China: 12.597 Dollar

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Hohe Staatsschulden

Nicht einmal der extrem hohe Schuldenstand der USA gefährdet ihre wirtschaftliche Vormachtstellung: Bei 121 Prozent liegt derzeit die US-Schuldenquote – also das Verhältnis der Staatsschulden zum nominalen Bruttoinlandsprodukt (Österreich derzeit 79 Prozent).

 „Die USA können sich höhere Schulden leisten als jedes andere Land“, schildert Expertin Laura von Daniels, „dennoch drängen viele Investoren auf den US-Markt und leihen der Regierung in Washington damit Geld. Das gib der Regierung einen sehr großen Handlungsspielraum.“

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Und auch dem Wunsch der BRICS-Staaten, eine Art Gegenwährung zum alles dominierenden Dollar zu schaffen, gibt Daniels derzeit wenig Chancen: Dafür fehlten derzeit die wirtschaftlichen Grundlagen.

So sehr der amerikanische Wirtschaftsmotor als auch schnurrt, haben sowohl Donald Trump als auch Kamala Harris ihren wichtigsten Konkurrenten – China – stets vor Augen. "Wirklich wichtige Instrumente, die die US in den vergangenen Jahren entwickelt haben, sind Exportkontrollen", schildert Laura von Daniels.  Vor allem die Ausfuhr  von sensibler Technologie sei eingeschränkt worden, also Technologie, die sowohl militärisch als auch zivil genützt werden könne. "Ziel der US-Regierung ist dabei, dazu beizutragen, dass nicht noch mehr amerikanische Spitzentechnologie potenziell in China zu einem militärischen Einsatz kommen kann und sich dann möglicherweise gegen die USA richtet."

In Vorbereitung ist zudem ein Gesetz, wonach amerikanische Investitionen in China künftig beim US-Finanzministerium werden müssen. Das könnte wiederum den US-Investitionsfluss von den USA in Richtung China deutlich herunterbremsen.

Sowohl von Harris als auch von Trump -von beiden Präsidentschaftskandidaten ist zu erwarten, dass sie gegen Peking schärfere Wirtschaftsgeschütze und – Gesetze auffahren werden. Mit demselben Ziel: Die USA müssen die Wirtschaftsmacht Nummer 1 bleiben.