Attentat auf Donald Trump: Schütze handelte alleine
Auf Ex-US-Präsident Donald Trump wurde ein Attentat verübt: Bei einer Wahlkampfveranstaltung fielen mehrere Schüsse, der Republikaner wurde von einem am Ohr getroffen. Der mutmaßliche Schütze, der sich auf einem Dach in der Nähe der Veranstaltung befunden haben dürfte, wurde vom Secret Service erschossen, Trump umgehend in Sicherheit gebracht.
"Mordversuch"; Täter ist identifiziert
Die US-Bundespolizei FBI sieht den Vorfall als "Mordversuch gegen unseren früheren Präsidenten Donald Trump"; das sagte FBI-Agent Kevin Rojek am Samstag (Ortszeit) in Butler, dem Ort der Kundgebung. Beim mutmaßlichen Schützen handelt es sich laut CNN um den 20-jährigen Thomas Matthew Crooks aus Pennsylvania. Ein FBI-Vertreter sagte am Sonntagnachmittag, man habe bisher keine Hinweise auf eine Ideologie oder psychische Erkrankung des mutmaßlichen Attentäters. Dieser habe alleine gehandelt.
Der Schütze verwendete ein halbautomatisches Gewehr vom Typ AR-15, das mittlerweile sichergestellt werden konnte. Dieses Gewehr wurde in der Vergangenheit bereits von mehreren Amokläufern benutzt und deshalb äußerst umstritten. Die Waffe gehörte dem Vater des Täters.
Laut CNN und dem Wall Street Journal wurde zudem Sprengstoff im Auto (das sich in der Nähe des Tatorts befand und natürlich bereits sichergestellt wurde) des Attentäters gefunden. Auch der getötete Zuschauer wurde mittlerweile identifiziert, es soll sich um einen 50-jährigen ehemaligen Feuerwehrmann handeln, der seine Tochter vor den Schüssen schützen wollte und selbst dadurch tödlich verletzt wurde, wie der Gouverneur von Pennsylvania Josh Shapiro erklärte.
"Von Dach zu Dach gesprungen"
Nach Behördenangaben wurde außer dem mutmaßlichen Schützen auch ein Zuschauer getötet und zwei weitere schwer verletzt. Bei ihnen soll es sich ebenfalls um Männer handeln. Nach Angaben des Secret Service hatte der Schütze die Schüsse "von einer erhöhten Position" außerhalb des Kundgebungsortes abgefeuert. Beamte des Secret Service rissen Trump daraufhin zu seiner eigenen Sicherheit zu Boden und brachten ihn schließlich in Sicherheit.
Ein Augenzeuge berichtet in einem TV-Bericht eines lokalen Fernsehsenders, dass der Schütze "von Dach zu Dach" gesprungen sei. Sofort habe er das einem Beamten erzählt. "Als ich mich umdrehte, um dorthin zurückzukehren, wo ich war, fingen die Schüsse an, und dann herrschte nur noch Chaos, und wir rannten alle weg, und das war’s."
Erstes Statement von Trump
Trump selbst erklärte auf seinem Social-Media-Dienst truth Social, es gehe ihm "gut", nachdem eine Kugel "den oberen Teil des rechten Ohrs" getroffen hatte. "Ich hörte ein zischendes Geräusch, Schüsse und spürte sofort, wie sich die Kugel durch die Haut bohrte." Es sei viel Blut geflossen, sodass ihm klar geworden sei, was los war. Der ehemalige Präsident bedankte sich auch bei den Agenten des Secret Service und anderen Beamten für "ihre schnelle Reaktion".
"Ich möchte vor allem der Familie der getöteten Person mein Beileid aussprechen und auch der Familie der Schwerverletzten", schrieb Trump, der zur Untersuchung in ein Krankenhaus gebracht und gegen 22.20 Uhr Ortszeit wieder entlassen wurde: "Es ist unglaublich, dass eine solche Tat in unserem Land geschehen kann. Gott segne Amerika!"
Zweites Trump-Statement: "Werden uns nicht fürchten"
In einem zweiten Statement von Trump auf dem Sozialen Netzwerk Truth Social, das er am frühen Nachmittag postete, gibt sich der 78-Jährige kämpferisch: "Wir werden uns nicht fürchten, sondern in unserem Glauben unverwüstlich bleiben und dem Bösen trotzig entgegentreten." Es sei jetzt "wichtiger denn je", zusammenzuhalten und "unseren wahren Charakter als Amerikane" zu zeigen. In Milwaukee werde er dieser Woche wie geplant eine Rede halten.
Trump bedankte sich auch bei "allen für ihre Gedanken und Gebete“. Es sei „Gott allein, der das Undenkbare verhindert“ habe.
"Ich bete für ihn und seine Familie"
Das Weiße Haus verurteilte die Attacke sofort. "Für diese Art von Gewalt gibt es in Amerika keinen Platz", teilte Präsident Joe Biden in einer schriftlichen Stellungnahme mit.
"Wir müssen uns als eine Nation vereinen, um sie zu verurteilen." Er sei dankbar zu hören, dass Trump in Sicherheit sei und es ihm gut gehe. "Ich bete für ihn und seine Familie und für alle, die an der Kundgebung teilgenommen haben, während wir auf weitere Informationen warten." Wahlwerbespots sollen gestoppt werden, so Biden.
Der Vorfall ereignete sich, als Trump gerade mit seiner Rede vor seinen Anhängern begonnen hatte. Von Leibwächtern umringt wurde der 78-Jährige zu seinem Auto eskortiert.
Die Versammlung in Butler war Trumps letzte Wahlkampfveranstaltung vor dem am Montag beginnenden Parteitag der Republikaner, bei dem Trump offiziell zum Präsidentschaftskandidaten der Partei gekürt werden soll. Die US-Präsidentschaftswahl findet am 5. November statt. Die Gewalttat in Pennsylvania löste in den USA und international Entsetzen aus.
Demokraten und Republikaner verurteilen Angriff
Mehrere hochrangige Kongressabgeordnete der Demokraten und der Republikaner verurteilten mittlerweile den mutmaßlichen Angriff auf Trump. Darunter ist auf dem Kurznachrichtendienst X der demokratische Mehrheitsführer im Senat, Chuck Schumer. Der Minderheitsführer der Republikaner in der Kammer, Mitch McConnell, erklärte, Gewalt habe keinen Platz in der US-Politik.
US-Vizepräsidentin Kamala Harris warnte nach der Attacke vor einer Eskalation der Gewalt. "Wir alle müssen diese abscheuliche Tat verurteilen und unseren Teil dazu beitragen, dass sie nicht zu weiterer Gewalt führt", teilte die Demokratin auf X mit.
Auch Ex-Präsident Barack Obama meldete sich zu Wort: "In unserer Demokratie gibt es absolut keinen Platz für politische Gewalt. Obwohl wir noch nicht genau wissen, was passiert ist, sollten wir alle erleichtert sein, dass der ehemalige Präsident Trump nicht ernsthaft verletzt wurde, und diesen Moment nutzen, um uns erneut zu Höflichkeit und Respekt in unserer Politik zu bekennen. Michelle und ich wünschen ihm eine schnelle Genesung."
Auch von Elon Musk erhielt der frühere US-Präsident Rückhalt. "Ich unterstütze Präsident Trump voll und ganz und hoffe auf seine schnelle Genesung", teilte der Tesla- und SpaceX-Chef auf seinem Kurznachrichtendienst X mit.
Schock bei Netanyahu, Gebete bei Orban
Israels Ministerpräsident Benjamin Netanjahu hat sich erschüttert gezeigt. "Sara und ich waren schockiert von der offensichtlichen Attacke auf Präsident Trump", schrieb Netanjahu von sich und seiner Frau in der Nacht zum Sonntag bei X. "Wir beten für seine Sicherheit und schnelle Genesung."
Auch Ungarns Regierungschef Viktor Orban drückte Trump seine Solidarität ausgedrückt. "Meine Gedanken und Gebete sind in diesen dunklen Stunden bei Präsident Donald Trump", schrieb Orban in der Nacht zum Sonntag auf der Plattform X. Die beiden Rechtspopulisten Orban und Trump pflegen ein sehr freundschaftliches Verhältnis.
Auch Österreich reagiert
Auch aus Österreich gibt es mittlerweile Reaktionen von Bundeskanzler Karl Nehammer, FPÖ-Obmann Herbert Kickl sowie Bundespräsident Alexander Van der Bellen.
"Ich verurteile diese Wahnsinnstat aufs Schärfste. Ich hoffe, dass alle Umstände dieses Attentats rasch und vollständig aufgeklärt werden. Jeder, dem die Demokratie am Herzen liegt, wird das genauso sehen. Alles Gute für Donald Trump, seine Familie und die Bevölkerung in den USA. Mögen Vernunft und Besonnenheit in diesen schweren Zeiten die Geschicke aller Handelnden leiten", erklärte der Parteichef der Freiheitlichen in einer Aussendung Sonntagfrüh.
Auch Nehammer sei "entsetzt über den Mordanschlag auf Donald Trump", betonte er auf X. Der Kanzler wünsche ihm eine schnelle und vollständige Genesung. "Politische Gewalt hat in unserer Gesellschaft keinen Platz! Meine Gedanken sind bei allen Opfern dieses Anschlags."
Bundespräsident Van der Bellen meldete sich ebenfalls auf X zu Wort und betonte, dass politische Gewalt "absolut inakzeptabel" sei. "Die Stärke unserer liberalen Demokratie – Respekt, Gleichheit und Pluralismus – darf nicht durch Hass und Gewalt untergraben werden." Auch er wünsche Trump natürlich "eine rasche Genesung."
Kritik der Republikaner an den Sicherheitskräften
In den USA kommt seitens der oppositionellen Republikaner Kritik an den Sicherheitskräften nach dem mutmaßlichen Attentat auf Trump. Der Sprecher des Repräsentantenhauses und Mitglied der Republikaner, Mike Johnson, kündigte in sozialen Medien an, dass die Direktorin des zuständigen Secret Service, Kimberly Cheatle, Vertreter des Heimatschutzministeriums und des FBI raschest zu einer Anhörung aufgefordert werden würden.
Im Zentrum steht die Frage, wie es dem mutmaßlichen Attentäter gelingen konnte, offenbar unbemerkt auf das Dach eines Gebäudes zu gelangen und von dort aus Schüsse abzugeben.
Der Trump-Anhänger und Tesla-Chef Elon Musk forderte den Rücktritt der Leitung des Secret Service. "Wie konnte ein Scharfschütze mit einem Gewehr auf das nächstgelegene Dach (...)klettern?", fragte der konservative Aktivist Jack Posobiec auf X. Mindestens eine Person, die vom britischen Sender BBC interviewt wurde, sagte, sie habe vergeblich versucht, die Polizei und den Secret Service auf den Heckenschützen aufmerksam zu machen.
Ein Vertreter des FBI sagte gegenüber Reportern, es sei überraschend, dass der Verdächtige mehrere Schüsse habe abgeben können. Nach Medienberichten soll sich der Schütze außerhalb des sogenannten Sicherheitsbereichs befunden haben.
Der Secret Service ist für den lebenslangen Schutz des Ex-Präsidenten Trump verantwortlich. Bei den meisten Wahlkampfauftritten unterstützt die örtliche Polizei den Secret Service bei der Sicherung des Veranstaltungsortes. Das ist keine leichte Aufgabe.
Zu vielen Kundgebungen, die oft über mehrere Stunden unter freiem Himmel stattfinden, kommen Tausende Menschen. Vor Beginn der Veranstaltungen wird die Lokalität nach Bomben durchsucht, auch andere mögliche Gefahren werden überprüft. Trump fährt zu den Kundgebungen immer in einer Wagenkolonne. Es war das erste Mal, dass auf einen US-Präsidenten geschossen wurde, seit Ronald Reagan 1981 bei einem Attentat schwer verletzt wurde.
Der ehemalige Secret-Service-Mitarbeiter Paul Eckloff sagte der Nachrichtenagentur Reuters, dass Secret-Service-Agenten routinemäßig alle Dächer mit Sicht auf die Kundgebung überwachen. "Diese Person hat sich entweder versteckt bis sie zu einer Bedrohung wurde, oder sie war keine Bedrohung, bis sie ihre Waffen zeigte", sagte Eckloff.
Joe Bidens Statement an die Nation
Nach dem Attentat sind US-Präsident Joe Biden und seine Stellvertreterin Kamala Harris von den Justiz- und Sicherheitsbehörden über aktuellen Ermittlungsstand informiert worden. Teilnehmer des Briefings waren unter anderem der Direktor der Bundespolizei FBI, Christopher Wray, Heimatschutzminister Alejandro Mayorkas sowie der Direktor des Secret Service, Kim Cheatle. Letzterer ist auch für den Schutz des Ex-Präsidenten zuständig.
In der Rede sprach Biden über den Zusammenhalt der Bevölkerung und erklärte: „Das Attentat widerspricht allem, wofür wir stehen.“ Außerdem habe er den Secret Service angewiesen, alle Sicherheitsmaßnahmen für den anstehenden Parteitag der Republikaner zu überprüfen. Er habe kurz mit Donald Trump telefoniert und sich versichert, dass es ihm gut gehe. Biden kündigte außerdem an, sich am Abend (Ortszeit) in einer offiziellen Ansprache aus dem Oval Office an die Bürger wenden zu wollen.
Der US-Präsident stellte eine unabhängige Untersuchung der Sicherheitsvorkehrungen bei der Wahlkampfveranstaltung in Aussicht. Ziel sei es, genau zu beurteilen, was passiert sei. Die Ergebnisse der Untersuchung würden im Anschluss veröffentlicht. Biden ging damit auf Kritik der oppositionellen Republikaner an die Sicherheitsbehörden ein. Der republikanische Vorsitzende des Repräsentantenhauses, Mike Johnson, hatte gesagt, dass es wesentlich mehr Fragen als Antworten zu dem Anschlag gebe. Er kündigte eine umfassende Untersuchung durch den Kongress an.
Parteitag in Milwaukee findet statt
Die US-Republikaner kommen am Montagnachmittag (Ortszeit) in Milwaukee (US-Staat Wisconsin) zur Kür von Ex-Präsident Donald Trump zu ihrem Kandidaten für die Präsidentenwahl im November zusammen. Dem 78-Jährigen ist die Nominierung durch die Parteitagsdelegierten sicher. Mit Spannung wird erwartet, wer an Trumps Seite als Kandidat für das Amt des Vizepräsidenten ins Rennen gehen soll.
Das viertägige Treffen soll trotz des Attentats auf Ex-Präsident Trump vom Samstag stattfinden, wie dessen Wahlkampfteam und die Partei mitteilten. Trump will bei der Wahl am 5. November gegen den demokratischen Amtsinhaber Joe Biden (81) antreten. Dieser hatte die Wahl 2020 gewonnen und Trump damit eine zweite Amtszeit verwehrt.
Bisher hat sich Trump nicht auf einen Kandidaten für das Amt des Vizepräsidenten festgelegt, also seinen "running mate". Es war zunächst unklar, wann genau er seine Entscheidung während des viertägigen Parteitags bekanntgeben wird. Inhaltlich soll es bei dem Treffen unter anderem um Inflation und Migration gehen - mit denen die Republikaner Amtsinhaber Biden angreifen wollen. Kontroverse Themen, die manche Wählerinnen oder Wähler vergraulen könnten, wie die Haltung der Partei zu Abtreibungen oder zur Erstürmung des Kapitols durch Trumps Anhänger im Jänner 2021, sollen Medienberichten zufolge nach Möglichkeit vermieden werden.