Russland und China im Fokus der G7 – kommt Selenskij?
Von Johannes Arends
Als Zentrum der japanischen Rüstungsindustrie wurde Hiroshima im Zweiten Weltkrieg einst zum Ziel der bisher größten militärischen Machtdemonstration der Geschichte. Heute ist die Küstenstadt mit ihren vielen Gedenkstätten ein Mahnmal für den Frieden. Doch aufgrund der geopolitischen Gemengelage wird an diesem Wochenende, wenn die Regierungschefs der einst wichtigsten westlichen Industrienationen (G7) zu Gast sind, erneut der Krieg das bestimmende Thema in der geschundenen Stadt sein.
Selenskij soll bei neuen Russland-Sanktionen mitreden
Neben den Vertretern der Mitgliedsstaaten – USA, Japan, Deutschland, Großbritannien, Italien, Frankreich, Kanada sowie der EU – soll japanischen Medien zufolge auch der ukrainische Präsident Wolodimir Selenskij anreisen. Selenskij wollte am Donnerstag noch „die Situation auf dem Schlachtfeld sorgfältig beobachten und dann eine endgültige Entscheidung treffen“, hieß es aus Kiew.
Ziel des Gipfels sind offenbar neue gemeinsame G7-Sanktionen gegen Russland. Dabei habe man vor allem das Diamantengeschäft im Visier. Kein anderes Land der Welt exportiert mehr Rohdiamanten als Russland, dessen Konzerne damit jährlich Milliarden verdienen.
Wie umgehen mit China?
Neben dem aktuellen Kriegsherd in der Ukraine nimmt auch die Gefahr eines drohenden Konflikts mit China einen großen Teil der Agenda ein. So wollen die G7-Staaten in Hiroshima ein gemeinsames Positionspapier unterzeichnen, das das Verhältnis zur Volksrepublik festlegt.
Vor allem die USA drängen darauf, den Ton gegenüber China zu verschärfen, unter anderem weil die Regierung in Peking weiter als Partner Russlands auftritt, und mit der Eroberung der Insel Taiwan droht. Vor allem Deutschland und Frankreich traten aufgrund ihrer wirtschaftlichen Abhängigkeiten von China aber bisher auf die Bremse.
US-Präsident Joe Biden traf bereits am Donnerstag Japans Ministerpräsidenten Fumio Kishida in Hiroshima. Seit einem Jahr steht fest, dass Japan als wichtigster US-Verbündeter in der Region wegen der Gefahr eines Konflikts mit China aufgerüstet werden soll. Die Welt würde „sicherer“ gemacht, „wenn unsere beiden Länder zusammenstehen“, so Biden.
Der US-Präsident wird den G7-Gipfel bereits am Samstag verlassen, um sich der Schuldenkrise in der Heimat zu widmen. In einer erweiterten Gesprächsrunde werden dafür am Sonntag unter anderem die Regierungschefs Indiens, Brasiliens sowie Saudi-Arabiens nach Hiroshima reisen.
Damit wären fast alle großen Industrienationen der Erde vertreten, gesprochen wird dabei aber vor allem über die Abwesenden.