Tänze und Feuerwerke: Iraner weltweit feiern Tod von Präsident Raisi
Nach dem Tod des iranischen Präsidenten Ebrahim Raisi hat der religiöse Führer Ajatollah Ali Khamenei eine fünftägige Staatstrauer angeordnet. Im Staatsfernsehen werden trauernde Regimeanhänger Raisis übertragen. Tausende strömten in die religiösen Zentren und Moscheen Irans, beteten und legten Blumen nieder.
Ein ganz anderes Bild zeigt sich in den sozialen Medien. Dort kursierten bereits am Sonntagabend Jubelbotschaften. Zahlreiche Beiträge zeigten tanzende Menschen, Feuerwerke und spöttische Memes. Iranerinnen und Iraner im In- und Ausland teilten Beiträge, die die Welt an die brutale Präsidentschaft Raisis und seine Unterdrückung politischer Dissidenten erinnerten.
"Welt-Hubschrauber-Tag“
Die iranische Aktivistin Masih Alinejad postete auf X ein Video von zwei tanzenden Frauen: "Vor nur wenigen Monaten ließ Ebrahim Raisi ihren Sohn hinrichten. Jetzt tanzt sie über seinen Tod bei einem Helikopterabsturz", steht darunter. Sätze wie "Herzlichen Glückwunsch zum Welt-Hubschrauber-Tag!“ oder „Ich glaube, das ist der einzige Absturz in der Geschichte, bei dem sich alle Sorgen machen, ob jemand überlebt hat“, kursierten in iranischen sozialen Netzwerken zuhauf, so die Aktivistin.
Üer den Messengerdienst Telegram kursierten Videos, die Feuerwerke in mehreren iranischen Städten aus Freude über den Tod Raisis zeigten. Eines davon soll in der Hauptstadt Teheran, ein anderes in Saghez, der Heimatstadt von Jina Mahsa Amini, stattgefunden haben. Der Tod der 22-jährigen Kurdin in Polizeigewahrsam vor anderthalb Jahren hatte landesweite Proteste ausgelöst. Amini starb, nachdem sie von der Polizei aufgrund der strengen iranischen Hidschab-Gesetze festgenommen worden war.
Blutige Niederschlagung der Proteste
Raisi, der als Hardliner galt und von seinen Gegnern als "Schlächter von Teheran" bezeichnet wurde, hatte die blutige Niederschlagung der landesweiten Proteste angeordnet. Zehntausende Demonstranten wurden verhaftet, viele bei den Protesten getötet, mehrere hingerichtet. Die Proteste stürzten die politische Führung in die schwerste Krise seit Jahrzehnten.
Die Töchter der Iranerin Minoo Majidi, die bei den Protesten nach Aminis Tod getötet worden war, posteten ein Video auf X, in dem sie lachend auf die Nachricht anstoßen. Der Bruder von Navid Afkari, der vor vier Jahren während einer Protestteilnahme hingerichtet worden war, verkündet auf X, er habe seine Mutter in den vergangenen Jahren nicht mehr so fröhlich gesehen.
Auch iranische Exilmedien zeigen Iranerinnen und Iraner, die ausgelassen feiern: singend, tanzend und Alkohol trinkend.
Kritik für Michels Reaktion
Heftige Kritik gab es auf Social Media indes für die Reaktion von EU-Ratspräsident Charles Michel, der im Namen der EU sein "aufrichtiges Beileid zum Tod von Raisi und Abdollahian sowie anderer Mitglieder ihrer Delegation und der Besatzung bei einem Hubschrauberunfall" ausdrückte. Ähnlich fiel auch die Kondolenzbekundung des Außenbeauftragten Josep Borrell aus.
Auch aus verbündeten Ländern des Irans kamen Würdigungen. Der russische Präsident Wladimir Putin nannte Raisi einen "herausragenden Politiker“ und "wahren Freund Russlands“. Der chinesische Präsident Xi Jinping bezeichnete Raisis Tod als "großen Verlust für das iranische Volk“. Der aserbaidschanische Präsident Ilham Aliyev, der letzte Staatschef, der Raisi vor dessen Tod traf, schrieb: "Mit Präsident Ebrahim Raisi hat das iranische Volk einen herausragenden Staatsmann verloren, der seinem Land sein ganzes Leben lang mit Hingabe und Einsatz gedient hat.“