Politik/Ausland

Auslands-Reaktionen: "Rechts-Knall", "Zäsur" und Applaus für die FPÖ

Die FPÖ hat gewonnen, doch wohin steuert Österreich? Die internationalen Medien haben die Wahl in Österreich genau beobachtet - und kommentieren das Ergebnis mit Sorge und Irritation. Vor allem im englischsprachigen Ausland wird vehement an die Vergangenheit der FPÖ erinnert - und ihre bewusste Wortwahl.

Ein „Rechts-Knall“ in Österreich: Die Bildzeitung, immer zugespitzt in ihren Formulierungen, nannte das Ergebnis einen „Rechts-Knall“. Das von Herbert Kickl stets verwendete Wort Volkskanzler ersetzte das Blatt allerdings durch „Bürgerkanzler“, ohne erkennbaren Grund.

BBC erinnert an Hitler-Wortwahl: Die BBC widmet sich vor allem Herbert Kickl und seinen Wahlversprechen. Er habe den Wählern eine „Festung Österreich“ versprochen, sich selbst „Volkskanzler“ genannt – der Begriff wird im Original verwendet. Er erinnere „einige Österreicher an jenes Wort, mit  dem Adolf Hitler in Nazi-Deutschland bezeichnet wurde“, schreibt der Sender.

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Schnelle Gratulationen der Schwesterparteien

Nur Minuten nach Veröffentlichung des Ergebnisses gratulierte bereits die AfD ihrer Schwesterpartei. „Herzlichen Glückwunsch an Herbert Kickl und die FPÖ“, schrieb Parteichefin Alice Weidel auf der Plattform X. Geert Wilders, der Chef der niederländischen Rechtspopulisten PVV und selbst Erster bei der jüngsten Parlamentswahl, gratulierte der FPÖ auf deutsch: „Herzlichen Glückwunsch FPÖ!“, schrieb Wilders, gefolgt von drei Oberarm-Emojis.

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„Gegründet von  einer Gruppe Nazi-Veteranen“: Das US-Portal Politico berichtet über die FPÖ mit einer eindeutigen Einordnung: Es sei das „erste Mal seit dem Zweiten Weltkrieg, dass eine Partei mit faschistischen Tendenzen“ eine bundesweite Wahl gewonnen habe, schreibt das US-Blatt. Hervorgehoben wird, dass die FPÖ „von einer Gruppe Nazi-Veteranen“ gegründet worden sei.

Zweifel an der „Brandmauer“ der ÖVP: Die Süddeutsche Zeitung kommentiert, dass die FPÖ wohl nie auf die Koalitionsbedingung der ÖVP eingehen werde – dass Kickl nicht Teil eines Kabinetts sein dürfe.  „Glaubt irgend jemand ernsthaft, nach seinem Triumph von Sonntag werde Herbert Kickl schnurstracks bereit sein, zurückzuziehen und andere die Ernte einfahren zu lassen?“, schreibt Korrespondentin Cathrin Kahlweit. Sie erwartet, dass die ÖVP umfällt – eine Regierung mit Kickl wäre  allerdings „nicht nur untragbar, sondern auch unerträglich.“

ZDF sieht ÖVP in Rolle  der „Königsmacherin“: Das deutsche ZDF in Person von Korrespondentin  Britta Hilpert analysiert, dass  Herbert Kickl nicht unbedingt damit rechnen könne, „Volkskanzler“ zu werden. „Die ÖVP hat zwar verloren, aber sie bleibt in der Rolle des Königsmachers“, sagt sie. Eine rechts-rechte Koalition sei in Österreich zwar denkbar, aber ebenso wie ein Rückzug Herbert Kickls  unwahrscheinlich.

In Österreich Realität, was in Deutschland erst kommt: Die deutsche FAZ befasst sich damit, dass die „sehr weit rechts stehende FPÖ“ längst zu einer zentralen Kraft aufgestiegen sei, die die Politik „vor sich hertreiben kann“ – obwohl sie sich „unter Herbert Kickl immer weiter radikalisierte (...) und keinen Hehl aus ihrer Nähe zu Rechtsextremen machte.“ In Österreich sei „längst bittere Realität, was Deutschland nach den letzten Landtagswahlen von Osten her überkommt.“

NZZ deutet Ergebnis als „Zäsur für Österreich“: Die NZZ nennt die Wahl eine „Zäsur“, weil FPÖ-Chef Kickl „einen legitimen Anspruch auf das Kanzleramt stellen kann.“ Das Resultat entspreche aber nur  den Erwartungen, schließlich habe die FPÖ bereits seit Anfang 2023 sämtliche Umfragen angeführt. „Dennoch wird es dem Land in den kommenden Wochen intensive Debatten bescheren.“

Rundschau erinnert an Ibiza und vernimmt ein "Alarmsignal": Für die Frankfurter Rundschau ist es ein "mehr als ein ernüchterndes Zeichen, das Deutschland aus Österreich erhält", ein "Alarmsignal": Selbst wenn Kickl nicht Kanzler werde, habe die Partei "in kürzester Zeit einen triumphalen Wiederaufstieg und ein beachtliches Ergebnis geschafft." Und das, heißt es weiter, "nachdem vor wenigen Jahren ein Korruptionsskandal der ganzen Welt ihren wahren Charakter vor Augen geführt hatte". Die Wahl solle deshalb allen in Deutschland eine Warnung sein, die auf eine "Einhegung und Verbürgerlichung der hiesigen Rechtspopulisten von der AfD hoffen". Denn "Skandale, Misserfolge und Fehlverhalten schaden Populisten nicht.“