Nur ein russischer Kampfpanzer am "Tag des Sieges"
Von Armin Arbeiter
Ein einziger T-34 Kampfpanzer der russischen Streitkräfte fährt über den Roten Platz in Moskau – zum ersten Mal seit 2007 findet die Parade zum „Tag des Sieges“ ohne moderne russische Kampfpanzer statt. Trotz klaren Himmels fand in diesem Jahr keine Flugshow als Teil der Militärparade statt. An Militärtechnik präsentierte das russische Militär am Dienstag vor allem gepanzerte Radfahrzeuge.
Auch Flugshow in Moskau abgesagt
Offiziell gab es bis zum Vormittag keine Erklärung für das Fehlen von Kampfpanzern und Flugzeugen. Kampfpanzer sind traditionell Teil der Parade. In den vergangenen Jahren wurde in Moskau vor allem das neueste Panzer-Modell Armata (T-14) präsentiert. Im April hatten russische Medien darüber berichtet, dass der Armata erstmals in Russlands Krieg gegen die Ukraine eingesetzt werde. Die Flugshow wurde in den vergangenen Jahren mehrfach wegen schlechten Wetters abgesagt. In diesem Jahr hatten einige Beobachter angesichts von Sicherheitsrisiken schon gar nicht mehr mit ihr gerechnet.
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Insbesondere nach einem Drohnen-Vorfall am Kreml war in den vergangenen Tagen immer wieder spekuliert worden, ob die Parade tatsächlich stattfindet oder eventuell doch aus Sicherheitsgründen abgesagt wird. In der Nacht auf den vergangenen Mittwoch waren nämlich zwei Drohnen bis zum Kreml-Gelände vorgedrungen.
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Derweil hat Russland sein Ziel verfehlt, die seit Monaten umkämpfte Stadt Bachmut bis zu den Feiern zum Tag des Sieges über das nationalsozialistische Deutschland am 9. Mai einzunehmen. Noch dazu warf der Chef der russischen Söldnertruppe Wagner, Jewgeni Prigoschin, russischen Truppen vor, aus ihren Stellungen in Bachmut geflohen zu sein.
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"Heute ist eine der Einheiten des Verteidigungsministeriums von einer unserer Flanken geflohen", beklagte Prigoschin in einer Video-Botschaft.
Wagner-Chef erbost
Russische Soldaten würden aus der Armee "fliehen", weil das Verteidigungsministerium "statt zu kämpfen die ganze Zeit mit Intrigen beschäftigt" sei. Ihm zufolge will die russische Militärführung Putin "täuschen". Insgesamt sei auch nur die Hälfte der angefragten Munitionslieferungen bewilligt worden, klagte er.
"Warum ist der Staat nicht in der Lage, sein Land zu verteidigen?" fragte er in dem Video und fügte hinzu, dass die Ukraine russische Grenzregionen "erfolgreich" angreife. "Der Tag des Sieges ist der Tag des Sieges unserer Großväter. Wir haben diesen Sieg noch mit keinem Millimeter verdient", sagte Prigoschin mit Blick auf die Veranstaltung in Moskau.
Dennoch wird seine Söldnertruppe vorerst nicht aus Bachmut abziehen, so Prigoschin: "Gestern kam ein Kampfbefehl, der eindeutig besagte, dass das Verlassen unserer Stellungen (in Bachmut) als Verrat am Vaterland angesehen wird. Das war die Botschaft an uns", sagt Prigoschin, der im gleichen Atemzug einschränkte: "Wenn es keine Munition gibt, dann werden wir unsere Stellungen verlassen." Vor wenigen Tagen hatte er angekündigt, seine Truppen am 10. Mai aus Bachmut abzuziehen. Nun wolle er "noch einige Tage bleiben, wir werden trotz allem kämpfen."