USA und Indien: „Zwei große Freunde“ gegen China – und Russland?
Von Sarah Emminger
„Zwei große Nationen, zwei große Freunde und zwei große Mächte“, prostete US-Präsident Joe Biden Indiens Regierungschef Narendra Modi beim gemeinsamen Gala-Dinner zu. „Sie sind ein Mann der leisen Töne, aber wenn es ums Handeln geht, sind Sie sehr stark“, entgegnete Modi.
Mit dem Staatsbesuch Modis in den USA haben Washington und Neu-Delhi eine neue Ära in ihren Beziehungen eingeläutet. Biden und Modi vereinbarten am Donnerstag nicht nur, sich gemeinsam gegen Chinas wachsenden Einfluss zu stemmen.
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Sie gingen gleich mehrere militärische Kooperationen ein. So dürfen etwa US-Kriegsschiffe künftig für Reparaturen indische Werften anlaufen. Im Gegenzug kann Indien sich in den USA SeaGuardian-Drohnen beschaffen.
Auf wirtschaftlicher Seite wurden Abkommen über Chipproduktion, Rohstoffe und Raumfahrt vereinbart. Damit sollen Lieferketten diversifiziert werden, um Abhängigkeiten von China zu verringern. Konkret wurden Pläne des US-Chipherstellers Micron Technology besprochen, eine 2,7 Milliarden Dollar teure Chip-Fabrik in Modis Heimatstaat Gujarat zu bauen.
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Beide Staaten legten zudem ihre Streitigkeiten vor der Welthandelsorganisation bei. Indien wird bestimmte Zölle auf US-Importe aufheben.
Konflikte ausgespart
Für all diese Abkommen hatten die USA den Staatsbesuch sehr aufwendig gestaltet. Über zwei Stunden lang sprachen Biden und Modi unter vier Augen. Konflikte wurden weitgehend ausgespart. Modi gestand Biden die Teilnahme an einer Pressekonferenz zu – etwas, das der indische Regierungschef in seiner neunjährigen Amtszeit bislang vermieden hat –, und wies Kritik an der Menschenrechtslage in Indien zurück
Kaum angesprochen wurden auch die engen Beziehungen Indiens mit Russland. Biden und Modi drängten in einer gemeinsamen Erklärung jedoch beide auf die „territoriale Integrität“ der Ukraine. Indien wolle sich für den Frieden in der Ukraine einsetzten, sagte Modi.