Joe Biden und Kamala Harris: Ein starkes Duo gegen Trump
Von Dirk Hautkapp
Sie war seit Wochen die Favoritin. Und sie ist es geworden. Die Schwarze Kamala Harris, ehemalige Generalstaatsanwältin in Kalifornien, danach Senatorin für den Westküsten-Staat in Washington und bis Ende vergangenen Jahres im Rennen um das demokratische Präsidentschaftsticket, wird als Kandidatin für die Vizepräsidentschaft mit dem Demokraten Joe Biden im November ins Rennen um das Weiße Haus gehen.
„Ich habe die große Ehre, bekannt zu geben, dass ich Kamala Harris – eine furchtlose Kämpferin für die einfachen Menschen und eine der besten öffentlichen Bediensteten des Landes – als meine Running Mate ausgewählt habe“, erklärte der 77-jährige Demokrat am Dienstagnachmittag und beendete dabei die seit Tagen kursierenden Spekulationen.
Kamala Harris (55) ist die erste nicht-weiße Frau im Rennen um die US-Vizepräsidentschaft. Sie wurde 1964 in Oakland, Kalifornien geboren, ihre Eltern stammen aus Jamaika und Indien. 2011 wurde sie als erste Frau und erste Schwarze Generalstaatsanwältin und damit Justizministerin von Kalifornien. Sechs Jahre später zog sie in den Senat in Washington ein, als zweite afroamerikanische Frau der Geschichte. Schon 2014 wurde sie als mögliche Justizministerin gehandelt, der damalige US-Präsident Obama entschied sich aber gegen sie.
Wahl gegen Vorbehalte
Biden hatte bereits im Frühjahr angekündigt, im Fall eines Wahlsiegs eine Frau aufs Ticket zu nehmen. Das hat es zuvor in den USA nur zwei Mal gegeben, allerdings erfolglos. 1984 zog Geraldine Ferraro an der Seite von Walter Mondale bei den Demokraten den Kürzeren. 2008 musste Sarah Palin als „Sozia“ von John McCain gegen das Duo Obama/Biden die Segel streichen.
Harris (55) hatte ihre Kampagne als Nr. 1 enthusiastisch gestartet. Sie endete aber auch wegen fehlender Eindeutigkeit bei ihren Zielen als Flop. Kaliforniens Hauptstadtzeitung Sacramento Bee sprach sich zuletzt gegen die Nominierung von Harris als Vizepräsidentschaftskandidatin aus. Auch in Bidens Auswahl-Komitee gab es Vorbehalte. Harris hatte bei den parteiinternen Fernsehdebatten im vergangenen Jahr eine der härtesten Attacken gegen Biden geritten und ihn latent mit Rassismusvorwürfen überzogen. „Ich hege keinen Groll“, sagte Biden dazu später.
Bidens Personalauswahl für den Posten kommt eine enorme Bedeutung zu, obwohl die Verfassung das Amt weitgehend auf repräsentative Aufgaben beschränkt. Biden (77) wäre im Falle eines laut Umfragen möglichen Sieges gegen Amtsinhaber Donald Trump am Ende der ersten Amtszeit 82 Jahre alt. Weil er sich als „Übergangskandidat“ bezeichnet, dürfte er keine zweite Wahlperiode anpeilen.
Damit wäre Harris erste Anwärterin für die Anschluss-Kandidatur der Demokraten 2024. Oder um es mit der früheren demokratischen Senatorin Claire McCaskill aus Missouri zu sagen: „Es geht um die erste Präsidentin Amerikas.“ Mit Harris entspricht Biden dem Wunsch vieler Afroamerikaner, die sich nach dem Polizei-Mord an George Floyd in Minneapolis und der neu entbrannten Rassismus-Debatte ein multikulturelles Zeichen bei der Personalauswahl erwartet hatten.
Im Kinderwagen auf ersten Demos
Harris Vater Donald war Wirtschaftswissenschaftler an der Stanford University. Er wanderte aus Jamaika in die USA ein. Ihre Mutter Shyamala Gopalan, eine Ärztin, die sich Brustkrebs spezialisierte, wurde in Indien geboren. Der Name Kamala entstammt dem Sanskrit und bedeutet so viel wie „Lotusblüte“. Religiös wuchs Harris zwischen Gottesdiensten in einem Hindutempel und einer schwarzen Baptistenkirche auf.
Heimat wurde danach Oakland bei San Francisco. Die Zeit der Studentenproteste erlebte Harris im Kinderwagen, wenn ihre Eltern sie zu Demonstrationen mitnahmen. Mit der Wahl von Harris wird es den Republikanern um Trump schwer fallen, die potenziell erste schwarze Präsidentin der USA als Vertreterin einer links-radikalen Politik zu geißeln. Harris ist gerade in der Innen- und Rechtspolitik für ihre „Law and Order“-Härte gegen Kriminelle bekannt.