Israels Armee hat den Gazastreifen in Nord- und Südhälfte geteilt
Die israelischen Kampfverbände sind im dicht besiedelten Gazastreifen weiter vorgerückt und haben das Küstengebiet nach eigenen Angaben nun komplett in zwei Hälften geteilt.
Die Stadt Gaza im Norden sei vollständig eingekreist, sagte ein Armeesprecher am Sonntagabend. Dies sei ein entscheidender Schritt im Kampf gegen die islamistische Hamas.
Zivilisten soll es aber weiterhin möglich sein, in den südlichen Teil des Gazastreifens zu flüchten. "Das ist ein Einbahnstraßen-Korridor in Richtung Süden", sagte der israelische Militärsprecher Daniel Hagari.
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Es gibt jetzt ein Nordgaza und ein Südgaza
Es gebe jetzt „ein Nordgaza und ein Südgaza“, so Hagari am Sonntag. Die Einheiten hätten die Küste im südlichen Teil der Stadt Gaza erreicht und würden den Bereich „halten“. Die Luftangriffe und Attacken am Boden habe man am Abend ausgeweitet.
Laut der palästinensischen Telekomfirma Paltel wurden alle Hauptleitungen für die Internet- und Kommunikationsverbindungen in Gaza von den Israelis abgeschaltet. Von israelischer Seite gab es zunächst keine Bestätigung dafür.
"Heute Abend führen wir eine wichtige Operation durch“, sagte Hagari weiter.
"Sind jederzeit bereit, im Norden zuzuschlagen"
Zuvor hatte die israelische Armee bekannt gegeben, dass sie weiter dabei sei, im Gazastreifen "Terroristen im Nahkampf zu eliminieren" und Stellungen der radikalislamischen Hamas aus der Luft anzugreifen.
Israels Militär ist nach Angaben von Generalstabschef Herzi Halevi auf einen möglichen größeren Angriff im Libanon vorbereitet. "Wir sind jederzeit bereit, im Norden zuzuschlagen", sagte Halevi bei einem Truppenbesuch am Sonntag an der Grenze zum Libanon. "Wir wissen, dass es dazu kommen kann." Er habe jedoch großes Vertrauen, dass die Verteidigung im Norden stark sei.
"Wir haben das klare Ziel, eine deutlich bessere Sicherheitslage an den Grenzen wiederherzustellen, nicht nur im Gazastreifen." Erklärtes Ziel der israelischen Armee ist es, die Hamas und ihre Stellungen, die teils unterirdisch in einem Tunnelsystem verborgen sind, komplett zu zerstören.
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Hilfe aus der Luft: Jordanien warf Hilfsgüter ab
Die jordanische Luftwaffe hat dringend benötigte medizinische Hilfe für das jordanische Feldlazarett über dem Gazastreifen abgeworfen. Gegen Mitternacht seien medizinische Hilfsgüter und Medikamente per Fallschirm abgeworfen worden, zitierte die Zeitung The Times of Israel in der Nacht zum Montag eine entsprechende Mitteilung des jordanischen Königs Abdullah II.
"Es ist unsere Pflicht, den Brüdern und Schwestern zu helfen, die im Krieg gegen Gaza verletzt wurden. Wir werden immer für unsere palästinensischen Brüder und Schwestern da sein", schrieb dieser auf X.
Unklar ist, ob die jordanischen Hilfsgüter das Lazarett tatsächlich erreicht haben.
Hilfsorganisationen beklagen immer wieder, dass die bislang mit Lastwagen in den Gazastreifen gelangten Hilfsgüter bei weitem nicht ausreichen. In dem dicht besiedelten Küstenstreifen, wo rund 2,2 Millionen Menschen leben, ist die humanitäre Lage weiter verheerend.
Erneut Konfrontationen auch an Israels Grenze zum Libanon
An Israels Nordgrenze zum Libanon kam es erneut zu Zwischenfällen. Beim Angriff einer israelischen Drohne sollen laut libanesischen Sicherheitskreisen sowie der Hisbollah-Miliz drei Kinder und deren Großmutter getötet worden sein.
Das israelische Militär erklärte auf Nachfrage am Sonntag, „ein verdächtiges Fahrzeug“ angegriffen zu haben. Es sei „als mutmaßliches Transportmittel für Terroristen identifiziert“ worden. „Die Behauptung, dass sich Zivilisten in dem Fahrzeug befanden, wird derzeit geprüft“, teilte die Armee mit.
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UN-Organisationen fordern "sofortige humanitäre Waffenruhe"
Die Leiter von großen UN-Organisationen haben in einer seltenen gemeinsamen Erklärung eine "sofortige humanitäre Waffenruhe" im Krieg zwischen Israel und der radikalislamischen Hamas gefordert. "Seit fast einem Monat beobachtet die Welt die Entwicklung der Situation in Israel und den besetzten palästinensischen Gebieten mit Schock und Entsetzen über die steigende Zahl verlorener und auseinandergerissener Menschenleben", hieß es in der am Sonntag veröffentlichten Erklärung.
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"Wir brauchen eine sofortige humanitäre Waffenruhe. Es sind 30 Tage vergangen. Genug ist genug. Das muss jetzt aufhören", hieß es in der Erklärung weiter, der sich auch die Leiter des Kinderhilfswerks UNICEF, des Welternährungsprogramms der Vereinten Nationen und der Weltgesundheitsorganisation (WHO) angeschlossen haben. Im Gazastreifen werde "eine ganze Bevölkerung belagert und angegriffen", der Zugang zum Überlebensnotwendigen werde verwehrt. Häuser, Unterkünfte, Krankenhäuser und Kultstätten würden "bombardiert". Dies sei "inakzeptabel", so die Organisationen weiter.
79 UN-Mitarbeiter bei Luftangriffen getötet
Die Zahl getöteter UN-Mitarbeiter im Gazastreifen stieg indes auf 79. Fünf Mitarbeiter seien innerhalb der vergangenen 48 Stunden getötet worden, teilte das UN-Palästinenserhilfswerk UNRWA am Sonntag mit. Mindestens 24 weitere seien verletzt worden.
Wie die meisten Bewohner des Küstenstreifens seien auch UN-Mitarbeiter gemeinsam mit ihren Familien vertrieben worden. "Sie arbeiten weiterhin unermüdlich, um humanitäre Hilfe zu leisten."