Heftige Proteste im Libanon: Demonstranten zündeten Banken an
Den zweiten Tag in Folge haben wütende Demonstranten in der libanesischen Stadt Tripoli Banken angegriffen und angezündet. Sie protestierten damit am Dienstag gegen die schlechte Wirtschaftslage, die sich immer weiter zuspitzt. Augenzeugen berichteten, mindestens vier Banken seien in Flammen aufgegangen.
Auch in sozialen Medien kursierten Videos, die brennende Filialen zeigten. Die libanesische Armee setzte Tränengas ein, um die Proteste zu stoppen.
Den Augenzeugen zufolge brach die Gewalt nach der Beerdigung eines 26-jährigen Mannes aus, der am Vortag in Tripoli bei Zusammenstößen mit Sicherheitskräften verletzt worden war und später starb. Bereits am Montag waren Banken von Demonstranten angezündet worden.
Das Land am Mittelmeer leidet unter mehreren Krisen. Im Oktober 2019 hatten im Libanon Massenproteste gegen die politische Elite, die weitverbreitete Korruption und die schlechte Wirtschaftslage begonnen. Wegen der Corona-Pandemie waren die Proteste in den vergangenen Wochen weitestgehend zum Erliegen gekommen, begannen aber vor einigen Tagen von neuem. Die Demonstranten fordern tiefgreifende politische und wirtschaftliche Reformen.
Der Libanon erlebt derzeit eine der schwersten Wirtschafts- und Finanzkrisen seiner Geschichte. Dem Land droht der Staatsbankrott. Die Corona-Pandemie und weitreichenden Ausgangsbeschränkungen haben die Lage weiter verschärft. Das Libanesische Pfund hat auf dem Schwarzmarkt mittlerweile im Vergleich zum Dollar mehr als die Hälfte seines Wertes verloren und befindet sich weiter auf Talfahrt. Der Internationale Währungsfonds (IWF) rechnet damit, dass die libanesische Wirtschaft in diesem Jahr um zwölf Prozent schrumpft.