Politik/Ausland

Gegen Auflagen verstoßen: Wie Trump mit dem Coronavirus hadert

Dass Donald Trump nicht den besten Start gefunden hat, um mit dem Coronavirus umzugehen, ist mittlerweile hinlänglich bekannt. Zuerst verschweigen, dann beschwichtigen, von einer Zeitungsente sprechen, um dann anderen die Schuld an der Ausbreitung zu geben.

Mittlerweile hat immerhin auch der US-Präsident erkannt, dass es drastische Maßnahmen braucht, um die Pandemie einzudämmen. Doch momentan breitet sich das Virus in den Vereinigten Staaten so rasant aus, wie nirgendwo sonst.

Doch so wirklich an die Maßnahmen zu glauben scheint Trump ja nicht. Einerseits, weil er zunächst ankündigte, bereits zu Ostern wieder zum Alltag zurückkehren zu wollen. Andererseits, weil er offenbar mittlerweile selbst gegen seine eigenen Auflagen verstößt.

Diese sehen unter anderem vor, dass Ansammlungen von mehr als zehn Menschen vermieden werden sollen. Am Freitag verstieß Trump aber dagegen.

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Insgesamt 15 Kabinettsmitglieder, Berater, Kongressmitglieder und Senatoren umringten den Präsidenten dicht gedrängt im Oval Office, als Trump im Weißen Haus ein Gesetz unterzeichnet, mit dem rund zwei Billionen US-Dollar in die kriselnde US-Wirtschaft gepumpt werden sollen.

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Den von der US-Gesundheitsbehörde CDC vorgeschlagenen Sicherheitsabstand von zwei Metern zu anderen Personen hielt bei der Zeremonie keiner der Anwesenden ein. Der CNN-Journalist Jim Acosta - der als Trump-Kritiker bekannt ist - spottete anschließend auf Twitter: "Soziale Distanzierung? Nicht bei der Unterzeichnung des Konjunkturgesetzes im Oval Office."

Alle Kraft zur Lockerung

Der Präsident will Anfang kommender Woche mit seinen Experten Gespräche zur möglichen Lockerung der restriktiven Richtlinien im Kampf gegen das Coronavirus führen. Zunächst hatte er sich auf Ostern versteift, weil er bei einem zu langen Lockdown um die US-Wirtschaft fürchtete.

Offenbar dürften seine Berater ihren Chef aber umgestimmt haben. Zumindest legt Trump sich nicht mehr auf ein Datum fest. Die US-Wirtschaft sollte "so bald wie möglich" wieder offen für Geschäfte sein, sagte Trump am Freitagabend.

Dies müsse allerdings auch "sicher" sein, sagte Trump. "Priorität haben Leben und Sicherheit, dann die Wirtschaft." Zuvor hatte er noch davon gesprochen, dass die „Heilung nicht schlimmer als das Problem selbst“ sein dürfe, implizierend, dass ein Einbruch der Wirtschaft verheerender sei, als eine gewisse Anzahl an Toten.

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Er hoffe, es werde nicht Monate dauern, sagte Trump im Weißen Haus. "Ich hoffe, es verschwindet schneller", sagte er mit Blick auf das Virus. Die Behörden prüfen inzwischen eine gebietsweise Lockerung der Beschränkungen. Es sei wichtig, über die Teile des Landes zu sprechen, die bisher kaum von der Coronavirus-Epidemie betroffen seien, sagte Trump. Die Regierung will das Land dafür in Bezirke mit niedrigem, mäßigem und hohem Risiko einteilen.

Experten warnen vor einer zu schnellen Lockerung, sie befürchten eine schnelle Verbreitung des Virus – auch bei einer gebietsweisen Lockerung. Zumal rund die Hälfte jener Menschen, die das Virus übertragen, keine Symptome zeigen.

Erschreckende Zahlen

Mittlerweile sind mehr als 104.000 Infektionen in den USA bekannt. Die Dunkelziffer dürfte weit höher liegen. Lange war von der Regierung und vielen Bürgern das Ausmaß der Krankheit ignoriert worden, was eine schnelle Verbreitung noch einfacher machte. Auch die Tatsache, dass Millionen Amerikaner kein Recht auf Gehaltsfortzahlung bei Krankenstand haben, könnte zur Verbreitung beigetragen haben. Zuhausebleiben ist für sie schlichtweg keine Option.

Rund 2.000 Menschen sind in den Vereinigten Staaten bereits an den Folgen einer Coronavirus-Erkrankung gestorben. Mit Abstand die meisten in New York.

Experten rechnen damit, dass zum Höhepunkt der Krise rund 750.000 Beatmungsgeräte notwendig sind. Die US-Spitäler verfügen über nicht einmal zehn Prozent davon. Deshalb hat der Präsident massive Einkäufe angekündigt und die großen US-Autobauer dazu aufgefordert, Bauteile für die benötigten Geräte herzustellen.

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