Selenskij verurteilt "Nacht des Terrors" + Fahnenflucht: Mehr als 1.000 Russen vor Gericht
Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskij hat nach den neuen russischen Raketenangriffen von einer "Nacht des Terrors" gesprochen. "Terroristen haben Zivilisten als Ziel genommen“, sagte er am Freitag.
Zehn Wohngebäude seien in der zentralukrainischen Stadt Uman im Gebiet Tscherkassy getroffen worden. In der Stadt Dnipro starben bei nächtlichem Beschuss Behörden zufolge eine Frau und Kind.
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Weiters in diesem Artikel:
- Fliegeralarm in gesamter Ukraine
- Bachmut: 13 Gefechte in 24 Stunden
- Fahnenflucht und Verweigerung: Mehr als 1000 Russen vor Gericht
- Kiew fordert Rückkehr deportierter Kinder
- Neues zur Nord-Stream-Explosion
Selenskij veröffentlichte Fotos von den Zerstörungen in den sozialen Netzwerken. Ein Wohnblock sei zerstört. "Stand jetzt: sieben Tote, es gibt Verletzte“, sagte er. Später erhöhte sich die Opferzahl auf zehn.
Behörden zufolge war unter den Toten ein Kind. Einsatzkräfte suchten in den Trümmern nach weiteren Menschen.
"Das russische Böse kann durch Waffen gestoppt werden, unsere Verteidiger tun dies. Und es kann durch Sanktionen beendet werden“, sagte Selenskij.
Er fordert seit Langem deutlich mehr Waffen, eine Verschärfung der internationalen Strafmaßnahmen gegen Russland und eine bessere Kontrolle der Umsetzung der bisher erlassenen Exportbeschränkungen in das Riesenreich.
Fliegeralarm
In der ganzen Ukraine herrscht Fliegeralarm. Aus weit voneinander entfernten Regionen wie Dnipro, Krementschuk und Poltava in der Zentralukraine sowie in Mikolajiw im Süden wurden zahlreiche Explosionen gemeldet, berichtete die Nachrichtenagentur Interfax.
Bei einem Angriff auf Dnipro sind eine Frau und ein Kind getötet worden. Es gab zudem Berichte über Explosionen in und um Kiew und über nicht identifizierte Flugobjekte, die sich Richtung Westen bewegten.
Zudem versuchten nach Angaben des ukrainischen Militärs russische Streitkräfte, wichtige Nachschubwege und Kommunikationswege in die umkämpfte ostukrainische Stadt Bachmut zu unterbrechen.
Bachmut: 13 Gefechte in 24 Stunden
Der Sprecher der ukrainischen Streitkräfte im Osten, Serhi Tscherevatji, sagte im ukrainischen Fernsehen, rund um Bachmut habe es in den letzten 24 Stunden dreizehn Gefechte gegeben.
Die ukrainischen Truppen hätten mit ständigen Gegenangriffen dafür sorgen können, dass Nachschub geliefert und Verwundete evakuiert werden konnten, so Tscherevatji.
Das russische Verteidigungsministerium meldete Erfolge gegen ukrainische Stellungen in verschiedenen Sektoren. Die Angaben beider Seiten konnten nicht überprüft werden.
Fahnenflucht und Verweigerung: Mehr als 1000 Russen vor Gericht
Seit Beginn der Mobilmachung in Russland im vergangenen Herbst haben die Behörden Medien zufolge mehr als 1.000 Soldaten wegen Fahnenflucht, unerlaubter Entfernung von der Truppe oder Befehlsverweigerung angeklagt.
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"Stand letzte Aprilwoche sind 1.064 Fälle bei Militärgerichten eingegangen", berichtete das unabhängige Portal Mediazona am Donnerstag. Das Medium verweist darauf, dass die Strafen für solche Vergehen nach der Mobilmachung verschärft wurden.
Insbesondere seit Anfang März lasse sich ein rapider Anstieg von Verfahren gegen unwillige Mobilisierte beobachten. Im März wurden demnach rund 400 solcher Fälle aufgerollt - die bisher vorliegenden Zahlen für April deuten auf ein ähnlich hohes Ergebnis hin. In über 90 Prozent der Fälle geht es laut Mediazona um das unerlaubte Entfernen von der Truppe.
Zwar ist nur ein kleiner Teil der Urteile zugänglich, aber demnach werden die Rekruten von den Gerichten zumeist zu einer Bewährungsstrafe verurteilt - und können damit wieder an die Front versetzt werden.
Russlands Präsident Wladimir Putin hat im Herbst 2022 eine Teilmobilmachung verkündet - obwohl er zu Beginn des von ihm befohlenen Angriffskriegs noch versprochen hatte, nur Freiwillige und Zeitsoldaten ins Nachbarland zu schicken. Vorausgegangen waren mehrere Niederlagen der russischen Armee in der Ukraine. Aus Angst vor einer Einberufung flüchteten Hunderttausende Russen ins Ausland.
Derzeit häufen sich wieder Spekulationen um eine neue Einberufungswelle. Der Kreml hingegen dementiert bisher, eine Ausweitung der Mobilmachung zu planen.
Kiew fordert Rückkehr verschleppter Kinder
Mehr als 14 Monate nach Beginn des russischen Angriffskriegs hat der ukrainische Präsident die Rückkehr aller verschleppten Kinder und Strafen für die Täter gefordert.
„Die Deportation ukrainischer Kinder ist eines der komplett vorsätzlichen Elemente von Russlands Versuch, die Identität unseres Volkes auszulöschen und das Wesen der Ukrainer auszulöschen“, sagte Selenskij in seiner abendlichen Ansprache am Donnerstag.
Die Verschleppung von ukrainischen Kindern müsse sowohl politisch als auch juristisch als Völkermord eingestuft werden, forderte Selenskij. Das sei auch wichtig, um anderen potenziellen Täter-Staaten zu signalisieren: „Es wird Strafen für Völkermord geben.“ An der Rückkehr der verschwundenen Kinder werde weiter gearbeitet.
Seit Beginn des russischen Angriffskrieges gegen die Ukraine wirft Kiew Moskau vor, ukrainische Kinder zu deportieren. Selenskij sprach nun von insgesamt fast 20 000 verschleppten Minderjährigen. Moskau bestreitet dies zwar und spricht von Evakuierungen.
Nord-Stream: Russisches Schiff kurz vor Explosion nahe Tatort
Wenige Tage vor den Nord-Stream-Explosionen in der Ostsee hat sich nach Angaben des dänischen Militärs ein russisches Spezialschiff in der Nähe der Detonationsorte befunden. Das dänische Verteidigungskommando bestätigte der Zeitung Information, dass ein Patrouillenschiff am 22. September 2022 östlich der Insel Bornholm 26 Bilder von der „SS-750“ gemacht habe.
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Vier Tage später war es nahe Bornholm zu mehreren Explosionen an den Pipelines gekommen. Die Behörden gehen von Sabotage aus. Wer dafür verantwortlich ist, ist unklar. In Deutschland, Dänemark und Schweden laufen Ermittlungen.