Durch Geisterspiele verliert der Fußball seinen Reiz
Von Christoph Geiler
Können Sie sich noch an die Vuvuzelas erinnern? Das waren diese schrillen, nervtötenden Trompeten, die bei der Fußball-WM 2010 in Südafrika in aller Munde waren und von der FIFA gleich verboten wurden. Durch die Stadien drang damals ein penetranter Lärm, als würden sich auf den Tribünen herdenweise hysterische Babyelefanten tummeln – um es im Corona-Sprech zu sagen.
Im Zeitalter der Geisterspiele wären viele Fans wohl schon glücklich, wenn sie aus einem Stadion auch nur ein „Töröö“ vernehmen könnten. Was ist schon ein lästiges Tröten im Ohr gegen eine Atmosphäre, die gänzlich ohne die vertrauten Nebengeräusche eines Fußballspiels auskommen muss? Die TV-Übertragung des 26. Spieltags der Deutschen Bundesliga zeigte schmerzhaft, wie nebensächlich die wichtigste Nebensache der Welt doch plötzlich wirkt, wenn der Klangteppich des Stadions eingerollt ist und nur das Geschrei der Spieler zu hören ist.
Es mag Sportarten geben, die für einen TV-Zuseher auch im Geistermodus unterhaltsam sein können. Der Fußball verliert dadurch aber viel von seinem Reiz.
Die Fans werden sich damit abfinden müssen, dass der Fußball noch einige Zeit ohne die großen Emotionen auskommen wird. Mag sein, dass sich der eine oder andere damit sogar anfreunden kann. Aber es ist derzeit schwer vorstellbar, dass so ein Geisterspiel jemals auch zu einem Begeisterspiel werden kann.