Meinung/Kolumnen/Lebenslauf

Von Maiswurzelbohrer bis Kanelbullar

Kaum ein Politiker hat sich jemals so ungeschickt angestellt wie Nikolaus Berlakovich.

Michael Hufnagl
über Österreichs Innenpolitik

Vermutlich weiß jetzt der Maiswurzelbohrer nicht, ob er lachen oder weinen soll. Einerseits werden die für ihn lebensbedrohlichen Neonicotinoide nun verboten, andererseits ist klar: Das ganze Theater wurde nicht zu seiner Rettung, sondern zu jener von Kollegin Biene veranstaltet.

Und wie! Keine Makaken, die über die Autobahn turnen, Kängurus, die durchs Waldviertel hüpfen, Kamele, die über den Fußballplatz traben, keine Eisbär-, Elefanten- oder Pandababys, Hunde auf Titelseiten oder Katzen auf Pickerln haben eine derartige Solidarität erfahren wie die (fleißige) Biene.

Und kaum ein Politiker hat sich beim Versuch, sich aus einer PR-Falle zu befreien, jemals so ungeschickt angestellt wie Nikolaus Berlakovich – mit dem Kopf unter Wasser im Sog zwischen Politik und Lobbyismus, Wirtschaft und Natur, Bauernaufstand und Volkszorn. Bis Michael Spindelegger endlich „im Zweifel für die Bienen“ als Exit-Strategie erdachte, und der Minister auf einem „Bienengipfel“ (ohne Anwesenheit von Bienen) aus seinem „Nein“ zur EU-Forderung ein lautes „Ja, ich will“ basteln durfte.

Im Jammertal

Als hätte der Vizekanzler nicht genug damit zu tun, aus einem Verlust von 105.000 Stimmen bei vier Landtagswahlen in mühevoller Jubel-Arbeit einen „Rückenwind“ für die Partei zu kreieren. Deren Glück ist aber: Der rote Koalitionspartner spaziert Hand in Hand mit der ÖVP durch das Jammertal und ist beim lustigen Spiel „Wie verkaufe ich a) schwere Niederlagen und b) die Menschen für blöd, um keinen Hauch kreativer. Norbert Darabos, der seinen Optimismus „aus vielen persönlichen Gesprächen“ bezieht, sagte etwa in News: „Wir liegen in allen Umfragen vorne.“ Auch irgendwie witzig.

Im Gezerre um Stimmen ist jetzt jedenfalls nach der Wohn- die Familienpolitik dran. Kinderbeihilfe, Kinderbetreuung, Steuererleichterungen für Eltern – heißa, was werden da Modelle jongliert, an die sich im Herbst, wenn sich die Große Koalition zum x-ten Mal erneuert, keiner mehr erinnern wird.

Derweil hat Astrid Rössler, die grüne Gewinnerin aus Salzburg, die Offenlegung aller Gehälter gefordert. Als hätte es nicht gerade anhand von Omas Sparbuch Panik vor der Neidgesellschaft gegeben, will sie Transparenz. In Österreich! Mit dem Argument: „In Schweden gibt’s das auch.“ Ha! Ein Land als Vorbild zu nennen, in dem einander alle duzen und Möbel Namen haben. Wo die Leute Bier & Wein nicht im Supermarkt kaufen können, und die Zimtschnecke Kanelbullar als beliebteste Süßspeise einen eigenen Feiertag hat. Nein. Eher ...

... gibt es beim GTI-Treffen am Wörthersee keine einzige Führerschein-Abnahme;

... gewinnen Rapid und Salzburg im Fußballcup gegen den Drittligisten Pasching;

... verzichten Boulevardmedien auf das Interview mit irgendeiner Tante der Freundin der Schwester von David Alaba.

BB

Apropos Spekulation: Da die Botowamungoisierung der Seitenblicke-Gesellschaft seit Wochen rasant zunimmt, könnte es sein, dass wir bald von einer Bikone des Marchfelderhofphänomens sprechen werden. Zuletzt wurde BB zur Eröffnung eines Teppich-Stores immerhin bereits in den Lugner-Schinkels-Fortell-Zirkel aufgenommen. Jetzt fehlt nur noch eine Honig-Verkostung.

michael.hufnagl@MHufnagl

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