"Kniende" radikale Katholiken sorgen für Empörung in Kroatien
Von Mirad Odobašić
Es passiert jeden ersten Samstag im Monat. Da versammeln sich einige Dutzende Männer am Hauptplatz in Zagreb, am Ban-Jelačić-Platz, knien sich hin - und beten. Dass sie es tun, ist an sich in einem katholischen Land keine Erwähnung wert. Das aber, wofür diese Männer beten, schon.
Am vergangenen Samstag kam es ebendort zum erneuten, insgesamt sechsten Treffen dieser, wie sie von kroatischen Medien bezeichnet werden, "radikalen Katholiken". Erneut ist die Aufregung unter den Kroatinnen und Kroaten groß, denn die Männer setzen sich offen dafür ein, dass der Mann die Vormachtstellung in der Familie wiedererlangt. "Männlich sollt ihr sein" nennen die "Knienden", wie die betenden Männer von Medien genannt werden, ihr laufendes Projekt.
Klerikalisierung Kroatiens als Ziel
Das kroatische Portal Index.hr hat unter den Betenden einen Mann erkannt, der auch der breiten Öffentlichkeit bekannt ist. Vice John Batarelo, ein in Australien geborener und nach Kroatien zurückgekehrter Sohn kroatischer Auswanderer, leitete einst das Familienpastoralbüro der Erzdiözese Zagreb. Heute ist Batarelo Vorsitzender der ultrakatholischen Vereinigung Vigilare und mit dem kroatischen Ableger der polnischen Extremistenorganisation Ordo Iuris verbunden, die maßgeblich am Abtreibungsverbot in Polen beteiligt war.
"Dasselbe Ziel verfolgt Batarel auch in Kroatien erreichen. Daraus macht er keinen Hehl. Das performative öffentliche Knien ist Teil eines umfassenderen Projekts der Klerikalisierung Kroatiens, das in den Fantasien von Batarel und seinen Anhängern zu einer Theokratie werden soll", schreibt Index.hr.
"Ein Rückfall ins Mittelalter"
Inzwischen hat sich in Zagreb und Kroatien ein Block gebildet, der sich den Erzkatholiken stellt. Darin befinden sich Kroatinnen und Kroaten, die sich für die Gleichstellung von Frauen und Männern einsetzen. Unterstützt wird diese Gegenbewegung auch von einigen Politikern aus dem linken Spektrum. So marschierte am Samstag auch der Abgeordnete im Europäischen Parlament Fred Matić mit den Aktivisten der Gruppe "Domino", die diesmal den Gegenprotest organisierten.
"Niemand hat etwas gegen Menschen, die für Liebe, Frieden oder Vergebung beten. Diese Männer beten aber für Dinge, von denen wir dachten, wir hätten sie um ein paar Jahrhunderte hinter uns gelassen. Normale Bürger erschaudern dabei", sagte Fred Matić gegenüber Index. "Das ist ein Rückfall ins Mittelalter und eine Agenda, die nicht durchgehen wird".
Masturbation als Lösung?
Seiner Meinung handelt es sich hierbei um eine Randgruppe, die Kroatien nur Schaden anrichten kann. "Seit den 90er Jahren haben wir darum gekämpft, nach Europa zu kommen. Wir haben sicherlich nicht gekämpft, um ins Mittelalter zurückzukehren", stellte der Sozialdemokrat fest. "Wofür sie beten, steht nirgendwo in der Bibel, das gab's nur im Mittelalter. Keuschheitskleidung? Wer darf entscheiden, wie ich mich kleiden soll? Ein Minirock ist doch keine Einladung zur Vergewaltigung!", verdeutlichte Matić und bezog sich dabei auf Dresscodes, die sich die radikale Männergruppe wünscht.
Eine klare Botschaft hatte Matić auch für sie: "Wenn ihr hormonelle Probleme habt - es gibt da einen Begriff namens Masturbieren. Diesen solltet ihr kennen, auch wenn eure Anführer dagegen sind. Ihr müsst Wege finden, eure Hormone unter Kontrolle zu bringen".