Aperschnalzen und Neujahrsgeigen: Silvesterbräuche in Österreich
Jeder feiert Silvester anders. Wenn man in Österreich aufwächst, dann gehört das Neujahrskonzert am 1. Jänner in vielen Haushalten zum Pflichtprogramm, das man durchaus auch als Tradition bezeichnen kann. Ebenso hat bestimmt jeder schon einmal den Klassiker „Dinner for One“ am Silvesterabend im Fernsehen geschaut und so manch einer sich bei der Silvesterfolge von „Ein echter Wiener geht nicht unter“ darüber köstlich amüsiert, wie „Mundl“ Edmund Sackbauer den Versuch wagt, Feuerwerkskörper aus dem Fenster zu schießen. Ein international bekannter und ein zumindest in Österreich beliebter TV-Klassiker mit denen die meisten Österreicher etwas anzufangen wissen. Aber wissen Sie, was es mit dem Aperschnalzen zu Silvester auf sich hat? Wenn nicht, dann kommen Sie doch mit auf eine etwas andere Silvesterreise – einen Streifzug durch die Silvesterbräuche in Österreich.
Brauchtum zu Silvester: Die Klassiker
Am 31. Dezember gibt es zahlreiche Traditionen, die in vielen Ländern identisch sind. Vierblättriger „Glücksklee“ gilt wegen seiner Seltenheit gemeinhin als Glücksbringer, der zu Silvester gerne verschenkt wird. Weitere Glücksbringer sind Rauchfangkehrer, Hufeisen und – in Österreich besonders beliebt – das Glückschweinchen.
Auch das Anstoßen mit Sekt oder gar Champagner um Mitternacht gehört einfach dazu – und zwar in allen Ländern. Wenn Sie den Champagner für Silvester noch nicht eingekühlt haben – hier können Sie sich Inspirationen holen. Spätestens dann ist der richtige Zeitpunkt gekommen, Neujahrsvorsätze zu schmieden.
Was zu Silvester natürlich nicht fehlen darf, ist das richtige Essen. Klassiker wie Fondue und Raclette haben mittlerweile auch Einzug in österreichische Haushalte gehalten. Wer auf Fingerfood am Silvesterabend setzt, kann sich in diesem Artikel mit Rezepten inspirieren lassen.
Österreich-typisch ist das Tanzen des Donauwalzers und das Läuten der Pummerin um Mitternacht – beides wird in den österreichischen Fernseh- und Radiostationen übertragen.
Wer an Wien zu Silvester denkt, dem fällt sicher der traditionelle Silvesterpfad ein. Dieses Jahr darf er endlich wieder stattfinden. Eine Wiener Tradition, die auch Touristen anlockt: Rund 800.000 Menschen aus aller Welt kommen jährlich in die Donaumetropole, um den Jahreswechsel stimmungsvoll mit einem abwechslungsreichen Programm zu feiern.
Und wenn Sie nach dem Silvesterpfad auf der Suche nach einem geeigneten Aussichtspunkt in Wien sind, haben wir hier Tipps für einen aussichtsreichen Jahreswechsel in der Donaumetropole.
Niederösterreich: Silvesterlauf Hirtenberg
Wer das Jahr sportlich ausklingen lassen möchte, kann sich an einer Auswahl an Silvesterläufen bedienen. Diese finden österreichweit statt, der älteste und international renommierteste ist jedoch jener im niederösterreichischen Hirtenberg.
Hier finden Sie Informationen zum Silvesterlauf in Hirtenberg.
Silvesterläufe sind eine gute Gelegenheit, das Jahr aktiv zu beenden und haben deshalb weltweit Tradition. Und wer weiß, wenn das Ergebnis stimmt, kann man das neue Jahr positiv beginnen.
Burgendland: Neujahrsgeigen
Im Burgenland wird der alte Brauch des Neujahrsgeigens gepflegt. Zwischen Weihnachten und Silvester ziehen Musikanten von Haus zu Haus und übermitteln musikalische Neujahrswünsche. Diese Art der Brauchtumspflege kann, je nach Größe der Ortschaft, mehrere Tage in Anspruch nehmen, als Dankeschön gibt es für die Musizierenden bei der einen oder anderen Familie Köstlichkeiten.
Salzburg und Oberösterreich: Aperschnalzen
Der Ausdruck „Aperschnalzen“ leitet sich vom Wort süddeutschen Wort „aper“ ab, welches schneefrei bedeutet. Bei diesem bayrisch-salzburgischen Brauch, der auch in Oberösterreich praktiziert wird, handelt es sich um das rhythmische Schnalzen und Knallen mit einer sogenannten Goaßl: eine bis zu vier Meter lange Peitsche mit einem kurzen Stiel. Dieses Aperschnalzen oder auch Goaßlschnalzen wird in kleinen Gruppen betrieben und soll durch den lauten Knall beim Schnalzen den Winter vertreiben. Dieser Brauch findet um Silvester herum statt – in Linz in besonders ausgeprägter Form.
In der oberösterreichischen Landeshauptstadt gibt es nämlich sowohl das Neujahrsschnalzen am 1. Jänner als auch das Dreikönigsschnalzen am 6. Jänner. Beide Veranstaltungen werden durch Turmbläser begleitet.
Salzburg: Sternschießen
Das traditionelle Sternschießen am Silvestertag wird von Schützenkomapnien aus dem Flachgau, dem Tennegau und der Stadt Salzburg ausgeübt. Der Brauch entwickelte sich im 20. Jahrhundert und beginnt und beginnt am letzten Tag des Jahres um 15.00 Uhr in den am weitesten von der Landeshauptstadt entfernten Orten. Die Schüsse nähern sich dann im engeren Kreis der Stadt Salzburg und enden um ca. 16.15 Uhr bei der Staatsbrücke.
Kärnten: Fischschuppe in der Geldbörse
Kärnten: Silvesterkarpfen
In Wien und Niederösterreich wird traditionell zu Weihnachten Karpfen verspeist, im Alpenraum gibt es dafür die Tradition des Silvesterkarpfens. Dadurch, dass Fische immer nach vorne schwimmen sind diese ein Symbol des Vorankommens und somit ein positives Zeichen für das neue Jahr. Außerdem glaubt man in Kärnten, dass eine Schuppe in der Geldbörse Glück bringt und gibt sich somit eine Fischschuppe des Silvesterkarpfens in die Geldbörse.
Vorarlberg: Neujahr anwünschen
„’s Neujohr Ahwünscha“ ist eine alte Tradition im ländlichen Vorarlberg. Am 1. Jänner wird den Nachbarn und Verwandten das Neue Jahr „angewünscht“. Das heißt, dass insbesondere Kinder den Menschen, die ihnen nahestehen, ein gutes neues Jahr sowie Glück und Segen wünschen. Meistens geschieht dies in Form eines kleinen Spruchs oder auch eines Gedichtes. Meistens bekommen die Kinder dann eine Kleinigkeit geschenkt, oft ist dies etwas Süßes. Auch die erwachsenen Vorarlberger wünschen sich gegenseitig traditionell Glück für das kommende Jahr, weshalb die Zeit vom 1. bis zum 6. Jänner oft für Verwandtschaftsbesuche genutzt wird.
Steiermark: Walzer tanzende Pistenraupen
Zu guter Letzt wollen wir Ihnen einen ganz speziellen Silvesterbrauch aus dem Lachtal in der Steiermark vorstellen: Das Lachtal ist ein eigentlich abgelegener Skiort in den Wölzer Tauern in der Steiermark. In der sonst ruhigen Gegend gibt es zu Silvester seit 1987 einen Fackellauf, aus dem sich zum Millenniums-Jahreswechsel eine Silvestergaudi entwickelt hat: Michael Bubla, Präsident des Skiclub Lachtal, organisierte ein Feuerwerk, welches mit den Jahren wuchs und wuchs. Neben dem Feuerwerk wurden auch Pistenraupten in das Spektakel integriert, mit denen knapp eine Stunde lang eine Walzer-Show performt wird. Heute lockt das Spektakel 4000 Besucher an, auch Kinder werden zum Besuch aktiviert und können am 31. Dezember um 17.30 mit ihren Skilehrern mit Stirnlampen (früher mit Fackeln) die Pisten runterbrettern. Abgerundet wird der in die Moderne gehobene Silvesterbauch mit Punsch, Glühwein und Kulinarik. Eine Silvestertradition, die sich zu einer Gaudi entwickelt hat.
In diesem Sinne: Guten Rutsch ins neue Jahr!