Von Vulkanen bis Tropenwald: Teneriffa als Insel der Gegensätze
Von Anna Strobl
Sonnenstrahlen brechen durch den Nadelwald am Straßenrand. Niemals würde man erahnen, dass nur wenige Autominuten entfernt das Grün einer Marslandschaft weicht. Im Nationalpark „El Teide“ angekommen, fühlt man sich wie auf einem anderen Planeten. Kein Wunder, dass der Park als Kulisse für Fantasyfilme wie „Kampf der Titanen“ diente.
Der drittgrößte Vulkan der Welt
Die Landschaft besteht aus scharfkantigen Felsen und die unzähligen kleinen Steine, die unter den Schuhsohlen knirschen, sind Überreste einstiger Vulkanausbrüche. Im Nationalpark befindet sich nämlich nicht nur Spaniens höchster Berg, sondern gleichzeitig der drittgrößte Vulkan weltweit: Der „Pico del Teide“. Obwohl der 3.715 Meter hohe Vulkan vor über hundert Jahren das letzte Mal ausgebrochen ist, gilt er immer noch als aktiv.
„Wir nennen ihn Vater Teide, weil er so ein wichtiger Teil unserer Identität ist“, erzählt Ancor Robaina. Seit 2007 ist er Tourguide auf der Insel, im selben Jahr wurde der Teide-Nationalpark zum UNESCO-Weltnaturerbe erklärt. Doch schon weit früher, nämlich als Teenager, besuchte der 44-Jährige „seinen“ Nationalpark. Ein Bürojob kam für ihn deshalb nicht infrage.
"Vater Teide" als Therapeut
Mindestens drei Mal wöchentlich ist Robaina im Nationalpark, den Gipfel erklimmt er oft – auch an seinen arbeitsfreien Tagen. „Man sieht die Bergspitze quasi auf der ganzen Insel. Ist man erst mal hier, fühlt man sich klein und kommt zum Nachdenken. Hier zu wandern ist die beste Therapie für mich“, sagt er. Besonders gerne kommt Robaina im Frühling nach Teide, denn dann erblüht der Park in vielen Farben: rote Natternköpfe, weißer Teideginster und gelbe Besenrauken sind dort zu finden. Kaum vorstellbar, dass diese Mars-Wüste erblüht. Noch weniger vorstellbar ist, dass am Berg auch jedes Jahr Schnee fällt.
„Jede Stunde in Teide sieht anders aus“, sagt Robaina. Aber nicht nur im Nationalpark gibt es Abwechslung: „Nirgendwo sonst kann man so viele Landschaften und Klimazonen erkunden wie in Teneriffa“, so Robaina weiter. Die Berge der Insel seien dafür verantwortlich, dass zwei völlig verschiedene Klimazonen existieren: Der Süden sei deshalb besonders sonnig, während im Norden deutlich milderes Klima vorherrscht.
Zusammenspiel der Elemente
Im nördlichen Teil der Insel hängen die Wolken tief. So tief, dass die Fahrt in den „Anaga Park“ in der Nähe der Hauptstadt Santa Cruz schon zur Nebelfahrt wird. Das Zusammenspiel aus Wolken, Wind und Luftdruck sorge dafür, dass vor allem der Norden trotz weniger Regentage in einem saftigen Grün erstrahlt, erklärt Ancor Robaina. Sogar tropische Pflanzen sind deshalb dort heimisch. „Viele Menschen glauben, Teneriffa besteht nur aus Sandstränden und Meer, aber die Landschaft hat so viel mehr zu bieten“, preist der Tourguide seine Heimat an.
Subtropische Landschaften findet man im Landschaftspark „Anaga“. In Afrika und Europa eigentlich nahezu verschwunden, gibt es dort einen der wenig übrig gebliebenen Lorbeerwälder.
Barrierefrei Waldwandern
Ein Teil der „Anaga“-Strecke in „Las Montañas“ – zwischen Santa Cruz de Tenerife und La Laguna – wurde modernisiert. Zahlreiche Wanderwege führen durch das Gebiet. Der „Sendero de los Sentidos“ („Weg der Sinne“) soll beispielsweise Besucherinnen und Besuchern dabei helfen, den Wald zu erleben. Der erste Wegabschnitt wurde barrierefrei angelegt, um das Naturwunder allen zugänglich zu machen.
Anreise Wizz Air fliegt im Herbst mehrmals wöchentl. von Wien nach Teneriffa (wizzair.com). Kompensation via atmosfair: 56 €
Übernachten Im Hotel Botánico in Puerto de la Cruz mit Fokus auf Kunst und Nachhaltigkeit. hotelbotanico.com
Das Hotel Tivoli La Caleta liegt direkt am Strand im Süden der Insel. tivolihotels.com/de
3.715 Meter hoch ist der Pico del Teide und damit der höchste Berg Spaniens
Auskunft visittenerife.es
Auf einer Höhe von rund tausend Metern befindet sich ein weiteres Highlight: Der Aussichtspunkt „Pico del Inglés“. Eine dichte Wolkendecke erschwert die Aussicht. „Sonst kann man über das ganze Anaga-Gebirge und sogar bis nach Gran Canaria und den Teide blicken“, erklärt Robaina.
Im „Palmetum“, dem botanischen Garten in Santa Cruz de Tenerife, wird die Sicht nicht von Wolken getrübt. Auf zwölf Hektar finden Besucher und Besucherinnen über dreitausend subtropische und tropische Pflanzen. Der Garten ist nach der Herkunft der Pflanzen strukturiert – von Gewächsen aus Madagaskar, Australien oder Afrika bis hin zu den heimischen Pflanzen der Kanarischen Inseln ist so gut wie alles vorhanden.
La Laguna
Historische Fassaden, zahlreiche Cafés und kleine Shops sind Argumente für einen Besuch der ehemaligen Hauptstadt San Cristóbal de La Laguna. Besonders sehenswert ist die Altstadt, die seit 1999 Teil des Weltkulturerbes ist. Ein weiteres Highlight ist der Markt, der mit Ausnahme von Freitag täglich stattfindet.
Garachico
Die Stadt Garachico im Nordwesten ist zwar kein Geheimtipp mehr, aber definitiv einen Besuch wert. Der Ausbruch des Vulkans Trevejo, der die Stadt 1706 stark beschädigte, führte dazu, dass sie noch schöner als zuvor wieder aufgebaut wurde. Neben dem Stadtzentrum sind vor allem die Naturpools an der Küste empfehlenswert
Palmen statt Müllhalde
Wie der Name bereits andeutet, sind vor allem Palmen dort beheimatet. Wo sich einst neben dem Blick aufs Meer eine große Müllhalde befand, finden sich heute über sechshundert verschiedene Palmenarten aus aller Welt. Geschlossen wurde die Deponie 1983, ein vierzig Meter hoher Müllberg blieb jedoch – bis 1996 das Projekt Palmetum gestartet wurde.
Aber natürlich kommen auch all jene auf ihre Kosten, die nach Sonne, Strand und Meer suchen: unzählige helle und schwarze Sandstrände sind über die ganze Insel verteilt. Beliebt sind zum Beispiel der „Playa Jardin“ im Norden mit weichem, schwarzen Sand oder der unberührte Naturstrand „Playa El Bollullo“. Viele Wassersportangebote gibt es am „Playa de las Amèricas“.