Leben/Gesellschaft

Die Klassische Champions League 2014

Es ist schon eine Tradition: Alljährlich wählen die Kritikerinnen und Kritiker des KURIER herausragende Künstlerinnen und Künstler, die im jeweiligen Jahr Großes geleistet, die Aufführungen an den diversen Bühnen geprägt, in Konzertsälen für Jubel gesorgt oder das Kino-, Kabarett- oder Ausstellungs-Publikum begeistert haben. Den Auftakt macht der Bereich der klassischen Musik, in den kommenden Tagen folgen andere Genres.

Der zentrale Dirigent war 2014 zweifellos Nikolaus Harnoncourt, der im Jahr seines 85. Geburtstages in zahlreichen Konzerten neue Sichtweisen präsentierte. Gewinner bei den Sängern: Diana Damrau und Jonas Kaufmann. Wichtigster Solist: Einmal mehr der Pianist und Intendant Rudolf Buchbinder.

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Keine eigene Kategorie gibt es für die besten Opernregisseure des Jahres bzw. die besten -Premieren. Dennoch eine kleine Hitparade: Romeo Castelluccis"Orfeo"bei den Wiener Festwochen sorgte für das intensivste Opernerlebnis. Amüsanteste Neuproduktion 2014 war Bizets"Perlenfischer"mit Damrau im Theater an der Wien in der Regie von Lotte de Beer, dicht gefolgt von Damiano Michielettos Inszenierung der"Cenerentola" mit Cecilia Bartoli in Salzburg.

Lesen Sie im Folgenden, welche Künstlerinnen und Künstler im Jahr 2014 wieder Maßstäbe gesetzt haben:

1. Diana Damrau

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Die deutsche Sopranistin hat gleich mehrfach für Furore gesorgt. Im Theater an der Wien zuletzt etwa als grandiose Leila in Bizets"Perlenfischer" in der "Dschungelcamp"-Inszenierung von Lotte de Beer. Damrau ist eine vollendete Singschauspielerin, die stimmlich keine Wünsche offen lässt, aber auch alle Ansprüche des zeitgemäßen Musiktheaters erfüllt. In München ist das ab 26. Jänner wieder nachprüfbar. da singt Diana Damrau dann die Titelpartie in Donizettis "Lucia di Lammermoor".

2. Cecilia Bartoli

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Die römische Mezzosopranistin ist stets ein Garant für höchste Kunst. Als Leiterin der Salzburger Pfingstfestspiele setzt Cecilia Bartoli auf und abseits der Bühne Maßstäbe. Eben erst hat Bartoli ihren Vertrag bis 2021 verlängert; 2014 hat sie an der Salzach alsRossinis "La Cenerentola"brilliert. Und Bartoli ist auch eine große Entdeckerin. Auf ihrem (sehr hörenswerten) Album St. Petersburg widmet sie sich der Musik am russischen Zarenhof. Weitere musikalische Pionierarbeit ist garantiert.

3. Anna Netrebko

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Wenn sie nicht gerade für politischen Wirbel sorgt, sondern auf der Bühne steht, ist die russische Sopranistin mit österreichischem Pass eine Klasse für sich. Bei den Salzburger Festspielen sang Anna Netrebko die Leonora in Giuseppe Verdis"Il Trovatore"und sich selbst in den ewigen Olymp des Opernhimmels. Denn Anna Netrebko macht in dieser Partie selbst legendäre Vorgängerinnen vergessen, demonstriert wie bei vielen Auftritten eindrucksvoll, dass sie zu Recht zu den Allergrößten des Gesangs zählt.

1. Jonas Kaufmann

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Egal, was dieser Mann auch anfasst, es wird zu purem, vokalem Gold. Auch 2014 hat der deutsche Tenor wieder Unfassbares geleistet. Ob Verdi, Wagner oder zuletztin München in Puccinis "Manon Lescaut"Jonas Kaufmann singt wie ein Gott, ist auch im schweren Fach längst daheim. Umso schöner, dass Kaufmann aber auch im Bereich des Schlagers oder der Operette mühelos zu brillieren weiß.Ein Sänger für jede Tonart.Man freut sich jetzt schon auf weitere Projekte dieses Ausnahmekünstlers.

2. Piotr Beczala

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Der polnische Tenor mit Wiener Wohnsitz hat in zahlreichen Partien geglänzt. Ob als Prinz in Dvořáks "Rusalka" (an der MET und an der Wiener Staatsoper), als Gounods "Faust" – Piotr Beczala singt in seiner eigenen Liga. Zurzeit ist er in Wien als Herzog in derNeuproduktion von "Rigoletto"zu erleben. Dass der lyrische Tenor mit der strahlender Höhe auch Richard Tauber für sich entdeckt hat, bereitet zusätzliche Freude. In seinem Fach ist Beczala fast konkurrenzlos und ein Hörvergnügen.

3. Bejun Mehta

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Der amerikanische Countertenor war heuer in der Opernproduktion des Jahres zu erleben. In Romeo Castelluccis Deutung vonGlucks "Orfeo" bei den Wiener Festwochen, die wohl niemand, der sie gesehen hat, je vergessen wird. Auch dank Bejun Mehta, der als Orfeo hier eine reale Wachkoma-Patientin vollendet besingt und mittels Musik ins "Leben" zurückholen möchte. Mehtas Stimme scheinen keine Grenzen gesetzt, fast noch wichtiger jedoch ist bei ihm der Ausdruck: zum Weinen schön!

1. Nikolaus Harnoncourt

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Keiner hat den Konzertbetrieb 2014 so geprägt wie er, und das nicht nur wegen seines85. Geburtstags. Mit einer Fülle von Konzerten, spannenden CD-Einspielungen und gewohnt kontroversiellen Thesen hat Nikolaus Harnoncourt die Klassikwelt erneut aufgemischt. Denn der Originalklang-Pionier sorgt jedes Mal für neue, aufregende Hörerlebnisse.

2. Christian Thielemann

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2014 war das Jahr von Richard Strauss (150. Geburtstag) und damit auch das Jahr von Christian Thielemann. Eine "Elektra" in Dresden, eine"Arabella" in Salzburg,eine "Ariadne" in Wien – jedes Strauss-Dirigat wurde zu einem Ereignis. Die Kombination Strauss (auch Wagner) und Thielemann versetzt regelmäßig in Verzücken.

3. Philippe Jordan

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Vorhang auf für den Neuen! Seit Herbst ist Philippe Jordan neben seiner Tätigkeit in Paris auchChefdirigent der Wiener Symphoniker.Bereits die ersten Konzerte unter der Leitung Jordans zeigten, hier kann (und wird) etwas Großes entstehen. Denn Jordan hat mit dem Orchester viel vor. Das kann die heimische Musiklandschaft nur freuen.

1. Rudolf Buchbinder

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Der Starpianist und Intendant in Grafenegg setzt stets künstlerische Maßstäbe und absolviert ein unfassbares Pensum an Auftritten. Heuer etwa die Interpretation aller32 Klaviersonaten Beethovens bei den Salzburger Festspielen.Das Schöne dabei: Rudolf Buchbinder wird von Jahr zu Jahr immer besser und besser. Auch wenn das eigentlich gar nicht möglich scheint.

2. Lang Lang

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Der chinesische Tasten-Tiger begeistert seine Fans rund um den Globus. Denn wennLang LangKlavier spielt, sind die Gesetze der Schwerkraft offenbar aufgehoben. Lang Lang wirbelt kindlich-fröhlich über das Piano, erfreut sich an jedem virtuosen Effekt. Und er nennt auch Rudolf Buchbinder als sein Vorbild. Keine schlechte Wahl.

3. Jörg Widmann

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Er ist Komponist, Dirigent und Klarinettist und war als solcher in all drei Funktionen etwabeim Musikfestival Grafeneggzu erleben. Ein Vollblutmusiker, ein Meister der Tonsetzung und ein virtuoser Solist – Jörg Widmann verkörpert den Typus des modernen, fertigen Musikers. Man darf sich noch auf viele Begegnungen freuen.