Kultur

Zum Heulen schön: Die besten Filme, die zu Tränen rühren

Weinen im Kino macht glücklich. Das ist wissenschaftlich bewiesen. Schon Aristoteles wusste von der reinigenden Wirkung, die das „Jammern und Schaudern“ beim Anblick einer Tragödie mit sich bringt: Gefühlsechte Tränen haben kathartischen Effekt und bauen Stresshormone ab. Sie rühren an unsere melodramatische Vorstellungskraft und geben uns die Möglichkeit, durch eine ergreifende Geschichte mit unseren eigenen, (unterdrückten) Gefühlen in Berührung zu kommen, ohne selbst das Schicksal der Leinwandhelden erleiden zu müssen.

Das Melodram erzählt klassischerweise von grandiosen Gefühlszuständen – und dem Scheitern von Sehnsüchten an einer Weltordnung, die diese Sehnsüchte nicht erlaubt. Man erinnere sich nur an den erlittenen Heulkrampf am Ende von „Die Brücken am Fluss“ (1995), wo sich Meryl Streep als Provinzehefrau zwischen ihrer großen Liebe (Clint Eastwood!) und ihren Pflichten als Ehefrau und Mutter entscheiden muss.

Die Musik schwillt an, der Regen strömt, die Tränen fließen ... und Meryl lässt den Augenblick verstreichen, wo sie ihr Schicksal hätte herumreißen können.

„Zu spät!“, ruft das Melodram – und wir weinen vor Rührung darüber, „dass es doch hätte sein können ...“.

Alle Inhalte anzeigen

Gefühlsbäder

Nachdem man derzeit bekanntlich nicht ins Kino gehen kann, muss man die großen Gefühlsbäder zu Hause nehmen. Wer Lust auf einen „good cry“ hat, wird nicht zuletzt auf Streamingplattformen wie Netflix fündig. Dort lässt es sich mit profilierten Dramen weinen – oder zumindest mit den Tränen kämpfen.

Die erste große Liebe und alles vernichtender Liebeskummer ist ein Dauerbrenner im Filmgeschäft. „Call Me By Your Name“ (2017) von Luca Guadagnino erzählt eine zärtliche Coming-of-Age-Geschichte in der gepflegten Atmosphäre eines italienischen Landhauses. Der immer hinreißende Timothée Chalamet ist Elio, Sohn eines US-Professors, der mit seiner Familie die Ferien in Italien verbringt.

Der 17-Jährige genießt die Sommertage, umso mehr, als der neue Assistent seines Vaters in Form des knackigen Armie Hammer auftaucht. Die beiden jungen Männer verleben schwebende Tage der Verliebtheit, ehe die Realität über sie hereinbricht. Man müsse den Schmerz der Liebe bewusst durchleiden, ermahnt der Vater seinen verzweifelten Sohn: Sonst werde man zum Zyniker.

Alle Inhalte anzeigen

Nicht vom Schmerz der ersten Liebe, sondern von der Trauer über das Ende einer Ehe erzählt Noah Baumbachs virtuoses Scheidungsdrama „Marriage Story“ (2019). Im Gegensatz zu dem Scheidungsklassiker „Kramer gegen Kramer“ (1979), der in erster Linie die Perspektive des Mannes einnimmt, verteilt Baumbach seine Sympathien gleichmäßig: Scarlett Johansson als frustrierte Ehefrau ist von entwaffnender Aufrichtigkeit, Adam Driver als ihr Ehemann temperamentvoll und witzig.

Als der Streit um das Sorgerecht fürs Kind losbricht, bringt er in allen Beteiligten das Schlechteste zum Vorschein. Doch Baumbach denunziert niemanden, sondern bespielt fulminant die Bandbreiten der Gefühle – vom befreienden Gelächter bis zum großen Tränenfluss.