Kultur

Umzug ins Internet: BBC soll reines Online-Angebot werden

Die britische BBC, die im Oktober 100 Jahre alt wurde, steht aktuell nicht nur unter hohem politischen Druck – sondern wohl auch vor großen Veränderungen.

Wie Senderchef Tim Davie in einer Rede vor der Königlichen Fernsehgesellschaft erklärte, bereite sich die BBC darauf vor, die linearen TV- und Radiosender innerhalb der nächsten zehn Jahre einzustellen und zur reinen Online-Plattform zu werden. Die Angebote des Öffentlich-Rechtlichen sollen dann gebündelt werden – etwa in einer eigenen App, die Fernsehsendungen, Nachrichten und Bildungsmaterialien beinhalten soll. Marken wie BBC One oder BBC Radio 4 könnten dann verschwinden (u. a. der Guardian berichtete).

Dabei bestehe die Gefahr, dass die BBC nur ein Online-Anbieter von vielen werde, räumte Davie ein. Noch erreicht man hohe Einschaltquoten, jedoch vor allem beim älteren Publikum. Es werde eine Herausforderung, dieses mit Online-Inhalten zu erreichen, aber auch jene, die ärmer sind oder in ländlichen Gegenden ohne starke Internetverbindung leben.

In seiner Rede appellierte Davie auch an die Politik, mehr Geld zur Verfügung zu stellen. Nachdem die konservative Regierung beschloss, die Höhe der Rundfunkbeiträge vorübergehend einzufrieren, muss die BBC massive Streichungen an seinem Programm vornehmen.

Plänen der Regierung des konservativen Ex-Premiers Boris Johnson zufolge soll die Beitragsfinanzierung im Jahr 2027 komplett abgeschafft werden. Was danach kommen soll, ist unklar. Geht es nach vielen Politikern der Konservativen Partei soll die BBC ein Abomodell wie Netflix bekommen.

ZDF bleibt bei Sendern

Und wie sieht es andernorts mit dem Umzug ins Digitale aus? Das ZDF will neben seinem Hauptprogramm weiter an den TV-Kanälen ZDFneo und ZDFinfo festhalten, sagte Intendant Norbert Himmler am Freitag bei einer Sitzung des ZDF-Fernsehrats. Mit den beiden Programmen erreiche man „überproportional viele jüngere Menschen“.

In Deutschland sollen die öffentlich-rechtlichen Sender künftig mehr Handlungsspielraum bei der Entscheidung bekommen, ob sie ein Programm etwa ins Netz verlagern oder ganz einstellen wollen. Der entsprechende Staatsvertrag muss noch die Länderparlamente passieren, um in Kraft treten zu können. Bislang haben die Bundesländer festgeschrieben, welche fortlaufenden Programme Sender anbieten müssen – künftig gilt das nur noch für einen Teil der Kanäle. Hintergrund ist das veränderte Nutzerverhalten mit steigender Nachfrage nach digitalen Angeboten. Laut Himmler habe die Medienpolitik hier vorausschauend gehandelt, „auch wenn für das ZDF noch nicht der Zeitpunkt gekommen ist, davon Gebrauch zu machen“.

In Österreich wartet der ORF indes nach wie vor auf eine Digitalnovelle, um unabhängig von einer linearen Ausstrahlung Programm im Internet anbieten zu dürfen. Gleichzeitig steht der ORF aufgrund der ungeklärten künftigen Finanzierung massiv unter Druck. Nach dem Erkenntnis des Verfassungsgerichtshofs zur „Streaminglücke“ muss die Politik bis Ende 2023 eine Lösung finden. Was das fürs Programm bedeutet, bleibt offen.