Kultur

J.K. Rowling: Transphobe Aussagen bedrohen "Harry Potter"-Serie

Die Verfilmungen der "Harry Potter"-Romane gehören zu den erfolgreichsten Film-Franchises aller Zeiten und sind bei Jung und Alt gleichermaßen beliebt. Nicht überraschend, dass Hollywood die magische Cashcow noch weiter melken möchte: Schon länger ist bekannt, dass eine "Harry Potter"-Serie kommen wird, die Vorbereitungen dafür sind schon in höchstem Gange. Angeblich soll der erste Teil der Serie im Jahr 2026 bei dem Streamingdienst Max zu sehen sein.

Wer das Zauber-Trio Harry, Ron und Hermine diesmal darstellen wird (Daniel Radcliffe, Rupert Grint und Emma Watson sind freilich bereits zu alt für die Rollen), steht noch nicht fest. Jedoch sorgte nun ein offizielles Statement der Filmproduktionsfirma Warner Bros, die für das "Potter"-Franchise verantwortet, für Aufregung unter Fans. Mehr noch: Es könnte die gesamte Serie in Gefahr bringen. 

HBO hält zu Rowling

J.K. Rowling, Autorin der "Potter"-Romane und auch maßgeblich an den Filmen und der Serie beteiligt, sorgte in den vergangenen Jahren regelmäßig mit transphoben Aussagen für Aufregung. Mittlerweile haben sich zahlreiche Schauspieler der Filme, darunter Radcliffe und Watson, von der 59-Jährigen distanziert. 

Ganz anders aber Warner Bros. Im kürzlich veröffentlichten Statement des Senders HBO, welcher zur Warner Bros gehört, zur geplanten Serie heißt es (via Variety):  

"Wir sind stolz darauf, erneut die Geschichte von 'Harry Potter' zu erzählen – die herzerwärmenden Bücher, die von der Kraft der Freundschaft, Entschlossenheit und Akzeptanz sprechen. J.K. Rowling hat das Recht, ihre persönlichen Ansichten zu äußern. Wir werden uns weiterhin auf die Entwicklung der neuen Serie konzentrieren, die nur von ihrer Beteiligung profitieren wird."

HBO wählte also nicht nur deutliche Worte dafür, dass Rowling definitiv an der Serie mitarbeiten werde, sondern ließ auch eine Abgrenzung zu Rowlings Aussagen vermissen. 

Fans drohen, die Serie zu boykottieren

"Harry Potter"-Fans steigen nun auf die Barrikaden. In einem "Reddit"-Forum bringen sie ihre Enttäuschung, ihre Frustration, aber auch ihre Überraschung zum Ausdruck. 

"Stimmt, aber wir haben das Recht, sie dafür zur Rede zu stellen, dass sie andere entmenschlicht und generell ein unangenehmer Mensch ist. Das gilt in beide Richtungen, HBO, egal was euer Profit sagt", kritisiert ein User beispielsweise. Ein anderer schreibt: "Niemand sagt, dass sie sich nicht online blamieren darf und doch sind wir hier. Wenn sie Leute online schikanieren und Fehlinformationen verbreiten will, ist das ihre Sache, aber wir dürfen sie auch darauf hinweisen. Freie Meinungsäußerung, wie HBO sagt."

Mehrere User überlegen laut, der Serie nun den Rücken zu kehren oder ihr Abo für das HBO-Streamingportal Max zu kündigen. "Natürlich hat sie das Recht dazu, aber sie muss auch die Konsequenzen tragen" oder "Ich denke, ich werde mein Abonnement genau an dem Tag kündigen, an dem die Show herauskommt, um ein Zeichen zu setzen. Können wir das alle so timen?" ist unter anderem zu lesen.

Warner Bros zieht sich von altem Statement zurück

Ein weiterer User bezeichnet HBO als "Feiglinge" – wohl auch deshalb, da das aktuelle Statement sehr überraschend kommt und jenem von Warner Bros vor vier Jahren widerspricht. In Bezug auf Rowlings Transgender-Aussagen hieß es dort (via Variety):

"[Diese] Ereignisse […] haben unseren Entschluss als Unternehmen gefestigt, schwierige gesellschaftliche Fragen anzugehen. Die Position von Warner Bros. in Bezug auf Inklusion ist gut etabliert und die Förderung einer vielfältigen und inklusiven Kultur war noch nie so wichtig für unser Unternehmen und unser Publikum auf der ganzen Welt. Wir schätzen die Arbeit unserer GeschichtenerzählerInnen sehr, die so viel von sich selbst geben, um ihre Kreationen mit uns allen zu teilen. Wir erkennen unsere Verantwortung an, Empathie zu fördern und das Verständnis für alle Gemeinschaften und alle Menschen zu unterstützen, insbesondere für diejenigen, mit denen wir zusammenarbeiten und die wir durch unsere Inhalte erreichen."

Alle Inhalte anzeigen

Rowlings Aussagen bedrohen "Potter"-Franchise

Rowling sieht sich selbst als Frauenrechtlerin und gießt mit regelmäßigen Beiträgen auf X, die sich gegen die Rechte von trans Personen richten, weiterhin und in vollem Bewusstsein Öl ins Feuer. Ob all der Kritik zu ihrer Person zeigt sie sich unbeeindruckt.

Für viele Fans des "Harry Potter"-Universums ist die Liebe zum Franchise seitdem empfindlich getrübt worden, viele von ihnen sind überzeugt, in den Romanen (und den Filmen) eine transphobe Weltanschauung zu erkennen. Die Frage, wie man Inhalte weiterhin genießen kann, obwohl man die politischen Ansichten des Erfinders oder der Erfinderin nicht teilt, spaltet die "Potter"-Community. Es ist die allseits bekannte Frage: Kann man die Kunst vom Künstler trennen?

Das "Potter"-Franchise leidet merklich unter Rowlings transphoben Aussagen. "Die Branche hat noch nie ein Szenario erlebt, in dem sich der einzige Schöpfer eines beliebten, milliardenschweren globalen Franchises so unverfroren in eines der umstrittensten gesellschaftlichen Themen der Kultur gestürzt hat", schreibt die Branchenfibel Variety, die unter anderem Melissa Anelli, Moderatorin des "Potter"-Podcasts "PotterCast", zitiert. 

Der beliebte Podcast war im März 2023 aufgrund der Rowling-Causa eingestellt worden: "Jedes Mal, wenn wir uns zusammensetzten, um ein lustiges Gespräch über Harry Potter zu führen, wird das Gespräch wütend und deprimierend, und am Ende veröffentlichen wir es nicht." Die Skandale rund um Rowling hätten die Auseinandersetzung mit "Harry Potter"-Themen weniger pur und aufregend und lustig gemacht, als es früher war." 

Anellis Kollegin Kat Miller, u.a. Co-Autorin des Buches "The Unofficial Harry Potter Companion", pflichtet ihr bei: "Die Fangemeinde von vor 10 Jahren war wie eine Utopie", heute jedoch sei diese "definitiv auseinandergebrochen, und ich denke, das liegt hauptsächlich an [Rowling]. Es gibt einfach zu viele politische Dinge, die die 100-prozentige Begeisterung [für das 'Potter'-Franchise] beeinträchtigen." 

Nicht nur die Fans, sondern auch den Cast der "Harry Potter"-Filme spaltet J.K. Rowling mit ihren Aussagen über trans Menschen. Während sich wie erwähnt die Hauptdarsteller Radcliffe und Watson, aber auch Rupert Grint klar von Rowling distanzieren, unterstützen Ralph Fiennes (Lord Voldemort) oder Helena Bonham Carter (Bellatrix Lestrange) die Autorin mit offiziellen Mutbekundigungen auf X.