Neues Album vom Nino aus Wien: Zwischen Australien und Hirschstetten
Von Marco Weise
Der Plan war gut, der Bundeskanzler aber noch nicht bereit: Nino Mandl alias Der Nino aus Wien hätte sein neues Album „Ocker Mond“ am 17. April bei einem Konzert in der Wiener Stadthalle live präsentiert. Daraus wurde coronabedingt natürlich nichts.
Aber da der Liedermacher und Beislpoet einfach spielen, musizieren und singen muss, war er einer der ersten heimischen Künstler, die sich zu einem Wohnzimmer-Konzert aufraffen konnten. Übertragen wurde es auf YouTube, wo man es immer noch nachsehen kann. „So etwas wird es aber nicht mehr geben, das kann ich nicht wiederholen“, sagt der 32-Jährige dem KURIER.
Musik zu später Stunde
Was es aber geben wird, ist ein Auftritt im Fernsehen: Der Nino aus Wien wird am Samstag (23. Mai) im Rahmen der ORFIII-Reihe „Soundcheck Österreich“, die heimischer Popmusik eine Bühne geben möchte, ein paar Lieder seines neuen Longplayers vorstellen. Dafür muss man aber lange aufbleiben, denn die Sendung beginnt erst um Mitternacht.
Das zeigt wieder einmal, wie stiefmütterlich die heimische Popmusik hierzulande im Fernsehen behandelt wird. Aber das ist eine andere Geschichte. Also zurück zum Thema: Der Nino aus Wien spielt im Studio2 des ORF-RadioKulturhaus 45 Minuten lang „Highlights“ aus dem Album „Ocker Mond“. Es wird eine gute Zeit werden. Denn sein jüngster Wurf ist gelungen.
Zurück zu den Wurzeln
Es ist eine Rückkehr zu seinen ungeschliffenen Demos, die der damals (vor rund 14 Jahren) noch unbekannte Musiker aus Hirschstetten auf MySpace (wer erinnert sich noch?) gestellt hat.
Der Nino aus Wien reist damit zurück zu seinen Wurzeln, zurück zum „Spirit of 2006“, wie er sagt. Es ist ein nicht ganz sauber aufgenommenes Album: roh, direkt – und ohne Schnickschnack. „Ocker Mond“ ist (fast) ein reines Gitarre-Stimme-Album und wurde in einer einzigen Nacht im Februar aufgenommen.
„Es ist sehr reduziert, fast nur ich mit Gitarre. Es war eine Vollmondidee, eine ungeplante Geburt. Es wirkt auf mich gar nicht so sehr wie ein neues Album. Mehr wie das erste Album, das es nie gab. Der Vorgänger meines Debütalbums ,The Ocelot Show‘, einfach zu spät veröffentlicht. Auch wenn es größtenteils neue Lieder sind. Ich habe das Ganze einfach ziemlich hingefetzt. Das Album war in fünf Stunden fertig. Ich finde, man kann so etwas zwischendurch schon mal machen“, sagt Nino aus Wien.
Die Welt als Suppentopf
Bei so viel Spontaneität ist es verständlich, dass ein paar Strophen holprig klingen, es sich hin und wieder so anhört, als würde ihm da jetzt nichts mehr einfallen. Aber damit gewinnt „Ocker Mond“ auch gehörig an Charme und Strahlkraft. In Songs wie der melancholischen Sehnsuchtshymne „Australien“ und „Hawelka“, in dem sich Der Nino aus Wien an einen Besuch im Kaffeehaus erinnert, spielt er seine Klasse als Geschichtenerzähler aus.
Auch super: „Taxi Driver“. Darin schlüpft er in die Rolle des Wiener Taxlers, der den „Burli“ (Fahrgast) nicht nur gut nach Hause bringt, sondern ihn auch noch mit Lebensweisheiten füttert: „Die Wöd is' a Suppndopf“. Ja, damit erklärt sich so einiges.
Info: „Soundcheck Österreich“ läuft am Samstag (23. Mai) um 0 Uhr in ORFIII.