Kultur/Medien

TVNOW-Chef: "Streaming ist keine Blase"

Wer behält bei all den Streamingdiensten noch den Überblick? Das ist eine der Fragen, um die es bei den Österreichischen Medientagen geht, die heute starten (siehe Infobox am Ende des Artikels). Am Podium sitzen sollte eigentlich auch Henning Tewes. Wegen der Einstufung Wiens als Risikogebiet sind einige Teilnehmer aus Deutschland aber nun per Live-Schaltung bzw. mit einer Video-Botschaft dabei.

Tewes ist Co-Geschäftsleiter von TVNOW, dem Streamingdienst der RTL Mediengruppe. Sorge, dass Konsumenten mit den Entwicklungen im Video-on-Demand-Bereich nicht mitkommen, hat er nicht. „Streaming ist keine Blase, sondern in der Mitte der Gesellschaft angekommen. Corona war auf dem Weg dorthin nochmals ein Beschleuniger“, sagt Tewes zum KURIER. Im März habe TVNOW mit 5,95 Millionen Unique Usern einen neuen Rekord aufgestellt.

„Inzwischen wissen immer mehr Menschen die Bequemlichkeit des Streamings zu schätzen, nach den jungen jetzt zunehmend auch die älteren Zielgruppen. Das wird sich so schnell nicht ändern. Außerdem gibt es bei den Zuschauern inzwischen die Bereitschaft, für gute Inhalte zu bezahlen, dafür leisten sich die Menschen auch mehrere Abos. Und wir wollen das deutschsprachige Abo sein.“

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Keine internationale Reichweite

Bei TVNOW finden sich aus dem RTL-Fernsehen bekannte Reality-Formate wie „Der Bachelor“, Seifenopern wie "GZSZ" oder Informationssendungen, hinter der Bezahlschranke gibt es aber auch US-Produktionen wie die Serie „Schitt’s Creek“, die eben mit neun Emmys ausgezeichnet wurde, Hollywood-Filme sowie Dokumentationen. Die Zielgruppe lässt sich bei einem ersten Blick auf das breite Programm nicht sofort ausmachen. „Wir wollen der ,Mainstreamer‘ werden, also ein vielfältiges Angebot für die Mitte der Gesellschaft bieten“, erklärt Tewes.

Das Angebot wolle man noch weiter ausbauen, neben Rechten an der Europa League sowie der Europa Conference League im nächsten Jahr soll auch eine Fiction-Offensive für zusätzliche Inhalte sorgen. In Arbeit sind etwa das Drama „Glauben“ nach Ferdinand von Schirach unter der Regie von Daniel Prochaska sowie die Serie „Unter Freunden stirbt man nicht“ mit Iris Berben und Adele Neuhauser.

Wie man sich gegen den Streamingriesen Netflix durchsetzt, der Filme und Serien weltweit zeigen kann, und Kreative für sich gewinnt? „Bei uns bekommen die Talente vor und hinter der Kamera keine internationale Reichweite, aber über die Bertelsmann Content Alliance eine riesige Reichweite in Deutschland und kreativen Spielraum. Das wissen viele zu schätzen.“

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"Wir experimentieren noch viel"

Zu sehen sind neue Produktionen in der Regel zunächst auf TVNOW und dann erst im linearen Fernsehen bei Sendern wie RTL oder VOX. "Wir schauen immer erst auf die Geschichte und dann darauf, wohin sie am besten passt. Fast alle Formate sind dann zuerst bei TVNOW zu sehen, um unseren zahlenden Abonnenten einen Mehrwert zu bieten. Aber wie groß der zeitliche Abstand zur linearen Ausstrahlung ist, ist durchaus unterschiedlich. Hier experimentieren wir gerade noch viel und lernen ständig dazu."

Im Streamingangebot und klassischen Fernsehen funktionieren dabei nicht immer dieselben Formate: "Es greift immer mehr ineinander. Streaming und Broadcasting geht bei uns in der Mediengruppe RTL Hand in Hand. TV-Highlights wie „Das Sommerhaus der Stars“ oder „Der Bachelor“ werden sowohl bei RTL als auch bei TVNOW von vielen Menschen gesehen", so Tewes.

"Andersherum ist es für die Formate schon mal ein bisschen schwerer. Denn wenn wir TVNOW-Originals produzieren, sind sie eher auf junge Zielgruppen zugeschnitten. So war es beispielsweise auch bei „Are You The One?“. Die Datingshow hat sich aufgrund der jungen Machart bei RTL in der Primetime etwas schwergetan. Für TVNOW war das Format aber ein riesiger Erfolg, deshalb produzieren wir auch demnächst die zweite Staffel."

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Fachkongress
Bei den Österreichischen Medientagen treffen jedes Jahr Branchenvertreter aus dem In- und Ausland aufeinander. Der Fachkongress findet heute (Mittwoch) und Donnerstag am Erste Campus in Wien statt, coronabedingt  ohne freien Ticketverkauf und mit begrenzter Gästezahl

Live-Stream
Die Veranstaltung wird heute und morgen, jeweils ab 9.30 Uhr, auf horizont.at sowie auf puls24.at gestreamt. ORFIII überträgt an Tag eins von 9.30 bis 13 Uhr