Gehen und Kommen: Wiener Zeitung präsentiert neue Redaktionsspitze
Von Christoph Silber
Heute, Freitag, ist die letzte Print-Ausgabe der republikseigenen Wiener Zeitung erschienen. Auf das Ende der bislang ältesten Tageszeitung hatte es bis zuletzt heftige Reaktionen aus Politik und Journalismus gegeben. Nahezu die gesamt journalistische Führungsebene hat das Haus verlassen.
Am 1. Juli startet die Wiener Zeitung demnach in eine neue Zeitrechnung, die vor allem digital ist und mit einem inhaltlich völlig anderen Konzept. Damit verbunden ist auch eine neue redaktionelle Führungscrew, die, dementsprechend, am Samstag online präsentiert wird. Die interimistische Doppelspitze der Redaktion besteht aus Katharina Schmidt und Sebastian Pumberger. Sie führen die Redaktion, laut schriftlicher Einladung, bis zur Bestellung der künftigen Chefredaktion.
Digitalprojekt
Katharina Schmidt ist seit 17 Jahren bei der Wiener Zeitung und hat zuletzt die Produktentwicklung für die neue WZ verantwortet. „Nach den ereignisreichen Monaten der Vorbereitung freue ich mich nun sehr auf den Launch und bin gespannt, wie die neuen Zielgruppen unser Angebot annehmen. Wir bieten auch mit unserer neuen Plattform weiterhin unabhängigen Qualitätsjournalismus“, wird sie in der Einladung zur Präsentation zitiert.
Mit Sebastian Pumberger komme ein erfahrener Digital-Spezialist vom Profil mit ins Führungsteam, heißt es weiter. „Ich freue mich darauf, das Digitalprojekt WZ mitzugestalten. Wir wollen Orientierung bieten und Themen beleuchten, die im journalistischen Alltag oft untergehen. Mit und für unsere Leser:innen.“
Konstruktiver Journalismus
In einem Interview mit dem KURIER hatte Geschäftsführer Martin Fleischhacker die neue Ausrichtung als „klassischen, konstruktiven Journalismus“ beschrieben. „Das heißt, wir fassen Probleme an, greifen Themen auf und die Redaktion wird dann lösungsorientierte Ansätze darstellen, wie man eine Themenstellung behandeln könnte. Dazu werden die Quellen offengelegt, mit denen gearbeitet wurde, es werden Datensätze bereitgestellt und wir werden so transparent wie möglich unser Handeln darstellen. Wir haben insgesamt einen sehr kooperativen Ansatz. Das heißt, wenn ein anderes Medium ebenfalls über dieses Thema aktuell publiziert, wird bei uns darauf verlinkt werden. Die Leserschaft kann über uns einen Querschnitt an Publikationen zu einem Thema bekommen.“
Zur Absicherung der redaktionellen Unabhängigkeit soll das bisherige Statut der Wiener Zeitung entsprechend adaptiert werden. Die Finanzierung kommt, gesetzlich festgeschrieben, aus dem Budget. Fleischhacker: „Wir haben ja einen großen Vorteil, denn wir sind durch den öffentlich-rechtlichen Auftrag sehr frei: Wir haben nicht den Druck, dass wir jede Leserin oder jeden Leser unbedingt bei uns auf der Homepage halten müssen.“