Jugendhaus von Ingeborg Bachmann in Klagenfurt wird Museum
"Sie haben kein Geld für eine Bibliothek für Kinder und Jugendliche. Sie haben kein Geld für Bücher. Sie haben kein Geld für die Bücher von Ingeborg Bachmann."
Seit der Büchner-Preisträger Josef Winkler in seiner "Klagenfurter Rede zur Literatur" 2009 die geringe Priorität von Bibliotheken in der Heimatstadt der Literatin Ingeborg Bachmann geißelte, sind 12 Jahre vergangen, die Kritik hat er inzwischen oft wiederholt. Stadtbibliothek hat die Landeshauptstadt Kärntens immer noch keine, aber immerhin für das Haus, in dem die Schriftstellerin (1926 - 1973) ihre Jugend verbracht hat, wurden nun Mittel lockergemacht. Der Kaufvertrag wurde am Mittwoch im Vorgarten des Hauses unterzeichnet.
Die Privatstiftung Kärnten, ein von mehreren in Kärnten tätigen Unternehmen gespeister gemeinnütziger Fonds, kauft es der Familie Bachmann für eine Summe von rund 500 000 Euro ab. In weiterer Folge soll das Haus ins Eigentum von Stadt und Land übergehen. Diese beiden Körperschaften investieren ihrerseits rund 120.000 Euro in die Adaptierung des Hauses als Museum. Dieses soll vom in Klagenfurt ansässigen Musil-Museum betrieben werden.
Die Geschwister der verstorbenen Lyrikerin überreichten den Zuständigen feierlich die Schlüssel. Ihre Bedingung für den Verkauf war, dass der Ort öffentlich zugänglich wird. Das Gebäude soll nun als Museum sowie als Begegnungsort genutzt werden. Mit der Eröffnung wird in etwa drei Jahren gerechnet.
Die Familie Bachmanns übersiedelte 1933 in die Henselstraße in Klagenfurt. „Hier gab es Klavierunterricht, unsere Mutter hat Klavier gespielt, der Vater Geige“, sagte Bruder Heinz Bachmann. Die glücklichen Jahre der Familie seien mit dem Ausbruch des Zweiten Weltkriegs aber jäh beendet worden. Durch Bombenangriffe sei das Haus teils zerstört worden, und die Familie zog um.
Ingeborg Bachmann (1926-1973) gilt als eine der bedeutendsten deutschsprachigen Lyrikerinnen und Prosaschriftstellerinnen des 20. Jahrhunderts. Zu ihren bekanntesten Werken zählen „Der gute Gott von Manhattan“ und „Malina“. 1964 erhielt sie den Georg-Büchner-Preis. Bachmann starb 1973 in Rom an Brandverletzungen.
Nach ihrem Tod brachte ihr Bruder sämtliche Besitztümer der Dichterin nach Klagenfurt. Dazu gehören Tausende Bücher. In vielen Exemplaren finden sich persönliche Widmungen für Bachmann, etwa von Paul Celan, Heinrich Böll, Günter Grass, Erich Fried oder Henry Kissinger. Land und Stadt stellen für den Umbau je 120.000 Euro zur Verfügung, geführt werden soll das Haus vom Musil Museum. Mit einer Eröffnung wird in rund drei Jahren gerechnet.