Online zu Gast bei Musik-Klasse, die an einem Piratenmusical arbeitet
Von Heinz Wagner
Lara, die Bürgermeisterin auf der Insel auf die das Piratenschiff zusteuert, verfrachtet einen roten Papierdampfer in eines der rund 20 kleinen Fenster des MS-Teams-Treffens der Musikstunde der 2 c des Mödlinger Gymnasiums Keimgasse. Gemeinsam mit Gernot Kranner, der vor allem aber nicht nur für Kindermusicals bekannt ist, erarbeitet die Klasse ein Piratenmusical. Das soll, so die Hoffnung, im Frühjahr in der Bühne Baden real aufgeführt werden. An einer solchen Online-Stunde der Arbeit an dem Bühnenwerk Mitte Februar darf der Kinder-KURIER dabei sein.
Kapitänin
Kapitänin des Piratenschiffs ist Lisa, „weil ich mir’s zutrau, es cool finde und gerne Bösewichte spiele“, erklärt sie dem Kinder-KURIER, der – wie einige Kinder der Klasse schon vor Unterrichtsbeginn um 8 Uhr im MS-Teams-Raum ist. Später nach dem Vortragen einiger Szenen danach gefragt, warum Lisa als Kapitänin, sehr autoritär und herablassend regiert und wenig von ihren Mitarbeitern hält, meint sie: „Piraten sind meist sehr grob, also muss ich auch sehr grob sein!“
Lara, die Bürgermeisterin an Land, weist später, als einzelne Schülerinnen und Schüler ihre Hausübungen – Texte für die Piratengeschichte – vorlesen, mehrmals darauf hin, dass wir es hier mit einer Kapitänin zu tun haben, wenn in den Storys vom Kapitän die Rede ist. Was wiederum einige relativieren, weil Matei sich zu einem Kapitän gemacht – auf einem zweiten Schiff, „aber einen der nicht so superschlau ist, der ja nicht einmal kennt, was der Koch zubereitet hat“.
Viele Piraten
Bartu spielt einen Piraten, „weil ich glaube, das ist aufregend und denke, dass ich einen solchen gut spielen kann“. Sein Mitschüler Daniel hat sich einen weiteren Seeräuber ausgesucht: „Mir gefällt der Charakter eines rauen, ungehobelten Typen. Im echten Leben bin ich das nicht, aber ich wollte einmal was ganz anderes spielen.“ Henna fand „die Rolle eines Piraten am interessantesten“. Ida spielt eine Fischerin am Schiff. „Ich find’s lustig, weil vielleicht wenige draufkommen, aber wenn an Bord wer frische Fische für die Küche fängt, ist’s doch ganz gut.“ Robert hat sich für einen betrunkenen Matrosen entschieden, „ich hab schon betrunkene Leute gesehen und kann mir vorstellen, einen solchen zu spielen“.
Dann ist’s 8 Uhr – Musiklehrer und Klassenvorstand Ulrich Ramharter „betritt“ – obwohl alle ja sitzen, aber besitzt würde wohl verwirrend klingen - den Online-Raum, checkt, wer aller da ist, Mikrophon-Proben, nicht alle haben stabile Internet-Verbindung in ihren Wohnungen und es geht in die Geschichten.
Szenen
Nun geht’s in die Geschichten, die die Schülerinnen und Schüler erarbeitet haben. Jede eine einzelne Szene. Tom beschreibt eine fast gespenstische, in der ein Pirat, der immer zu spät dran ist, vieles nicht mitkriegt, endlich an Deck kommt und „fast Herzstillstand, ich konnte nicht glauben, was ich vor mir sah…“ Ende ein klassischer Cliffhanger.
Luk bringt eine schräge Szene, in der er einen der Piraten als den Dolmetscher für Englisch, das offenbar die Inselbewohner_innen sprechen, auftreten lässt. Der aber selber weniger als gebrochenes Englisch spricht, haben und sein verwechselt was bei Gold und Essen dann doch recht witzig klingt.
Hadrian hat sich einen nächtlichen Überfall der Piraten auf die Dorfbewohner der Insel ausgedacht – bei dem sich diese aber heftig zur Wehr setzen. Matei, der sich die Rolle des Kochs ausgesucht hat, muss in dieser Szene mit dem Kapitän/der Kapitänin streiten, weil dieser/diese den Brokkoli im Gulasch für Möwendreck hält. David erfindet eine Tante, die einem Dorfkind schöne Träume wünscht.
Lisa, die Kapitänin, hat ihre Szene bereits in Dialogform umgewandelt und lässt sie verzweifeln und fluchen über ihre depperte Mannschaft. Steffi und Laura lassen ein Zwillingspärchen in einem Englisch/Deutschen Dialog auftreten, Caro schreibt das tollste Mädchen an Land, das Piraten vielleicht entführen könnten, ins Drehbuch. Und dazu noch einen speziellen Dreh: Dieses Mädchen rettet sich aufs Piratenschiff, wo es sich als blinde Passagierin versteckt. „Ich wollte eine Mutprobe erfinden“, so die Autorin später am Ende der Schulstunde zum Kinder-KURIER. „Sie sollte sich auch gegen einen Gruppenzwang wehren. Wie es aber weitergeht ist noch offen.“
Lieder
Nächste Phase und damit Übergang sozusagen zum eigentlichen Fach, in dem die Sache stattfindet: Musik. Eine der Aufgaben war, neue Texte zum bekannten Lied „What shall we do with the drunken sailor…“ (Was sollen wir mit dem betrunkenen Segler/Seemann tun)
Elias singt an „Was sollen wir tun, wenn wir kein Geld haben …“, Lara hat diesen neuen Refrain: „Was sollen wir tun, wenn das Wasser ausgeht“.
Daniel und Marcel bleiben im Englischen, Ersterer will den betrunken Segler retten, Zweiterer singt: Nimm ein Bier, aber sei nicht betrunken.“ Marcel wirft als zusätzliche Überlegung ein, vielleicht eine Strophe auf Ungarisch, das er auch kann, einzufügen. Was den Musical-Profi und vor allem den Kinder-KURIER dazu bringt, anzuregen, dass wer immer auch eine andere Sprache mitbringt, diese in der einen oder anderen Zeile einbringen könnte.
Andere wollen die Haie bekämpfen und die Taue einholen. Jan: „Über Bord mit ihnen, wenn sie, wenn sie schlafen“. Caro dachte sich eine französische Strophe aus, in der um einen Erdäpfel (eine Kartoffel) gebeten wird.
Gäste - mit Aussicht
Außer Gernot Kranner – und dem Kinder-KURIER - verfolgte noch Eva Morineau von der Bühne Baden diese Stunde, denn in diesem Theater soll das fertige Musical aufgeführt werden - was dann hoffentlich auch möglich sein wird!