Mit sieben begonnen, dann fast aufgehört – wegen falscher Technik
Von Heinz Wagner
Initiatorin des Benefizkonzerts ist die Geigenlehrerin Teresa Meckel - gemeinsam mit der Klavierlehrerin der Musikschule Deutsch-Wagram und Korepetitorin des Konzerts, Sonja Mitterer. „Mit sieben Jahren hab ich begonnen Geige zu spielen – ich komme aus einer Familie, die Teil eines Hausmusikkreises war. Die Mutter spielt Klavier, der Vater Akkordeon, meine Schwester Flöte und Cello“, schildert die Musikpädagogin dem Kinder-KURIER. „Bei einem Konzert hab ich eine Geigerin gehört und war von dem Moment an fasziniert vom Klang dieses Instruments. Aber auch davon, wie das aussieht und von der Position auf der Bühne. Meine Mutter hat mich dann aber noch ein Jahr zappeln lassen, weil sie gemeint hat, ich sei zu verträumt gewesen, um das zu üben und erlernen. Weil ich aber nicht und nicht locker gelassen habe, durfte ich dann doch beginnen.“
Schmerzen
Die Karriere verlief dann nicht gerade glatt. „So mit 12 oder 13 hab ich fast aufgehört, weil ich starke Schmerzen in beiden Händen hatte. Dann hatte ich Riesenglück und kam an einen Geigenlehrer, der sofort gemerkt und gespürt hat, was los war – ich hab die falsche Technik eingelernt. Er setzte erst auf Körper- und Vorstellungsarbeit. Weg von Verkrampfung, hin zum Beispiel zur Vorstellung, es mit einem kuscheligen neugeborenen Vögelchen zu tun zu haben, das du natürlich nicht zerdrücken willst…“
Körperarbeit fehlt bei Distance-Learning
Davon profitierte Meckel nicht nur in ihrem weiteren Geigenspiel, das sie ab diesem Wendepunkt nicht mehr losließ, sondern auch in ihrer später aufgenommenen Arbeit als Geigenlehrerin. Wobei sie bedauernd feststellt, dass genau das in der Distance-Learning-Phase viel zu kurz kam. Auch wenn der Unterricht via Internet und Video ihren Schülerinnen und Schülern getaugt hat, „dieser Körperkontakt, beispielsweise das Führen des Bogens, wo die Hand des Kindes dann wie von selber mitgeht, das geht auf diesem Weg natürlich nicht.“
Auf der anderen Seite sei die Umstellung auf Online-Lehren „für mich lustig und lehrreich gewesen, ich musste mehr nachdenken, wie ich klare Aufgaben vorbereite und habe gelernt, die von den Kindern mir zugeschickten Videos zusammenzuschneiden.“
Seit 2013 arbeitet Living Gaia e.V. mit dem Volk der Huni Kuin in Jordão im brasilianischen Bundesstaat Acre (Nordosten) zusammen. Die Huni Kuin leben dort im Regenwald im Grenzgebiet zu Peru.
Es ist unser großes Anliegen, das Wissen und die Weisheit der indigenen Kulturen des Amazonas mit dem Wissen und der Weisheit westlicher Kulturen zu verbinden. Gerade in der heutigen Welt ist es äußerst wichtig, die indigene und die moderne Welt zusammenzubringen und aus dem Austausch Neues entstehen zu lassen.“
Guter Zweck macht mehr Freude und weniger Druck
Abschlusskonzerten gegenüber zeigt Teresa Meckel eine gewisse Skepsis. „Irgendwie spüren die Kinder und Jugendlichen da immer einen gewissen Druck – gut spielen zu müssen – vor allem für die Lehrerinnen und Lehrer für die das wie eine Art Visitenkarte ist. Vor zwei Jahren haben wir dann zum ersten Mal für einen guten Zweck gespielt, der den Kindern wichtig war – für die Säuberung der Meere von (Mikro-)Plastik. Heuer haben wir herumgefragt. Die furchtbaren Brände des Regenwaldes in Brasilien haben die meisten – trotz Corona – mitgenommen.“
Sie sei dann auf die Initiative Living Gaia gestoßen, die Spenden zugunsten eines Projekts zum Ankauf einer 16.660 Hektar großen Fläche für das indigene Volk der Huni Kuin im Nordosten des brasilianischen Regenwaldes sammelt. Viele der musizierenden Kinder und Jugendlichen haben dann zusätzlich Zeichnungen von Tieren des Regenwaldes angefertigt von denen einige Teil des Videos dieses Benefizkonzerts wurden – und einige davon hier in diesem KiKu-Beitrag zu sehen sind.
60 Stunden Arbeit an Film und Audio
Für das Video hat die Geigenlehrerin Einzel-Videos aus der Phase des Home-Schoolings – teils in der Natur aufgenommen – ebenso zusammengefügt wie die ersten möglichen Ensemble-Aufnahmen im Konzertsaal der Musikschule. „Insgesamt hatte ich mehr als 60 Stunden gearbeitet, um Video und Audioaufnahmen zu schneiden (nicht wie ursprünglich geschrieben 60 Stunden Material, Korr. Red.). Es hat Riesenspaß gemacht, auch wenn es mir nicht gelungen ist, alles perfekt synchron zu schneiden. An manchen Stellen hab ich noch selber mit Gitarre oder Schlagwerk drüber gespielt.“
Zu einem 1/2-stündigen Film über die Huni Kuin - auf Portugiesisch mit englischen Untertiteln - geht es hier