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Kunststudierende bespielen "Bühnen" vor Theatern

Vor den Stufen des Burgtheaters legen zwei junge Frauen einen Gitarrenkoffer und andere Gepäckstücke ab. Nach und nach beginnen sie aus letzteren Stative, Scheinwerfer und Kabel auszupacken. Auf zwei Stativen befestigen sie ebenso viele Scheinwerfer. Ihre mitgebrachten Kabel verbinden sie mit einem langen, von einem Balkon des Theaters herunterhängenden.

Um 20.21 Uhr sollte das Licht angehen. Verzögert sich, weil gerade in diesen Minuten zwei Polizisten die Anmeldung der Aktion überprüfen. Zu diesem Zeitpunkt tanzen, singen oder spielen Kolleg_innen der beiden schon vor sieben anderen Theatern – u.a. Volkstheater, Schauspielhaus, Theater Arche.

Knapp später beginnt auch hier Betty Pester ausdrucksstark zu tanzen. Die Musik wird von einem Kehrgerät der MA 48 auf dem gegenüberliegenden Rathausplatz übertönt. Aber das beeinträchtigt die Performance nur akustisch. Olivia Purka, Mastermind der Aktion – dazu später – hat mehr Glück. Bei ihr kommt es auch vor allem auf die Akustik an.

Sie packte ihr Gitarre aus und gibt ein selbstgeschriebenes poetisches Manifest in Sprechgesang zum Besten. In dem heißt es unter anderem: „Wenn die Aktion im Kopf beginnt, der Gedanke ein Universum pflanzen kann, dann will ich mein Bestes geben Vorreiterin der wahren Beschaffenheit des Lebens zu sein. Menschen haben Angst in großen Worten zu denken und noch mehr zu reden, weil es eine Verantwortung nach sich zieht, die sie tragen müssten. Du kannst den Ausgang einer Geschichte nicht bestimmen, doch dein Sein wird mit die Geschichte spinnen. Hört mir zu: Es gibt Hoffnung.“

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Die Bühne

Hoffnung will auch die Aktion „Die Bühne“ geben und verbreiten. In nicht angekündigten Auftritten vor Theaterhäusern – immer um 20.21 Uhr wollen Künstlerinnen und Künstler verschiedener darstellender Sparten im öffentlichen Raum zeigen: Kultur lebt, ist da, auch wenn seit Monaten, ja seit einem Jahr – mit zeitweisen Unterbrechungen – kaum bis nicht sichtbar.

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Kunst-Gebungen

Ähnliches haben die KUNST-Gebungen im Sinne wie sie das Theater Forum Schwechat nun 14-tägig mit Kabarett unter freiem Himmel in Form von Kundgebungen für die Freiheit von Kunst und Kultur durchführt. Oder jene aus einem Online-„Dialog der Kreativität“ entstandene Idee einer Kunst-Gebungs-Wanderung am 27. März, dem Tag der Schani-Gärten-Öffnung. Oder der von kunstgebung.at für den Juni geplante Kulturwandertag.

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Stromspende

Die Kunst-Aktivist_innen schreiben Theaterhäuser an und bitten um eine Stromspende – ein Kabel aus dem Haus, um die eigenen Scheinwerfer und Mikros zum Leuchten und Klingen zu bringen.

Die schon genannte Olivia Purka stammt aus Berlin und begann im Herbst in Wien an der MUK – Musik und Kunst Privatuniversität der Stadt Wien – Schauspiel zu studieren. Ende Oktober mit dem Lockdown und damit dem Distance-Learning zog es sie wieder nach Berlin. Kultur nur via flachem Bildschirm erfüllte sie nicht und so ersann sie die Aktion „Die Bühne“. Kunst und Kultur im öffentlichen Raum aufzuführen – natürlich Corona-like mit Masken und Abstand. Unter dem Motto „Wir sind noch da!“ – und gleichzeitig drauf aufmerksam machen, dass von der Politik diesem lebenswichtigen, systemrelevanten Bereich nicht genügend Aufmerksamkeit gewidmet wird.

Anfang Februar fanden dann in Berlin gleichzeitig vor acht Theaterhäusern solche Aktionen statt, die nach den Performances damit enden, dass in den anfangs mit Kreidespray gezogenen Stern in dem die Künstler_innen auftreten, „Die Bühne“ hinein geschrieben wird.

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8 und unendlich

Wieder zurück in Wien steckte die Berlinerin Mit-Studierende verschiedener Studiengänge mit diesem Auftritts-Virus an. Erst bei dem einen, dann dem anderen Theater stieg am Freitag, dem 12. März „Die Bühne“ vor acht Häusern. Acht sei eine Glückszahl bei Qigong (chinesische Meditations-, Konzentrations- und Bewegungsform zur Kultivierung von Körper und Geist). „Außerdem ist die liegende Acht auch das Zeichen für unendlich“, ergänzt die Tänzerin Betty Pester, die in Wien die Initiatorin organisatorisch stark unterstützt.

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#2021gehtdasLichtan

Achja, welches Theater auch immer Strom spenden will, so Purka, ist eingeladen, sich der „Bühne“ anzuschließen. Und in anderen Städten bräucht’s dann eben eigene Organisationsteams, wie dies in Deutschland mittlerweile in Bielefeld, Bochum, Dresden, Essen, Heidelberg, Karlsruhe, Ludwigsburg, Potsdam, Schwerin und Würzburg der Fall ist.

Die gemeinsame Beginnzeit – immerhin hoffen alle, dass heuer noch die Theater und das möglichst bald aufsperren – soll ein verbindendes Element aller „Die Bühne“-Aktionen sein. Ein weiteres ist immer ein für jeden der Aktionstag gemeinsam festgelegtes Thema, am Tag des KiKu-Lokalaugenscheins war’s „In was für einer Welt wollen wir leben?“

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