Leben/Reise

2000 Jahre alte Obstkörbe in versunkener Stadt vor Ägypten entdeckt

Die Unterwasserwelt liegt unberührt, seitdem die Stadt im zweiten Jahrhundert v. Chr. in den Fluten verschwand. Mit Früchten gefüllte Weidenkörbe aus dem 4. Jahrhundert v. Chr. sowie Hunderte von antiken Keramikgegenständen und Bronzeschätzen fanden Archäologen in den versunkenen Ruinen der legendären Stadt Thonis-Herakleion vor der Küste Ägyptens.

Vor wenigen Wochen entdeckten Unterwasserarchäologen in der Bucht von Abukir in Ägypten weitere Überreste der versunkenen Hafenstadt. Darunter war eine unter Lehmschichten gut erhaltene ptolemäische Galeere aus dem zweiten Jahrhundert v. Chr, deren Bauweise eine Mischform von griechischer und ägyptischer Schiffsarchitektur darstellt.

Unter dem Meer liegt ein 110 Quadratkilometer großes Gebiet: Die einstigen Städte Thonis-Herakleion und Kanopus liegen heute rund sieben Kilometer von der Küste entfernt am Grund des Mittelmeers. Vor zwei Jahrzehnten entdeckten Archäologen die Überreste, seitdem wird unter Wasser nach Fundstücken gesucht.

Die Bucht von Abukir, die rund 20 Kilometer nordöstlich von Alexandria liegt, war in der griechischen Antike der wichtigste Seehafen Ägyptens, bevor Alexander der Große 331 v. Chr. Alexandria gründete. Ein Großteil des Warenhandels zwischen Ägypten und Griechenland fand dort statt.

Bei den diesjährigen Ausgrabungen in Thonis-Herakleion wurden Überreste einer rund 25 Meter langen ptolemäischen Galeere gefunden. Sie war zum Zeitpunkt ihres Untergangs im zweiten Jahrhundert vor Christus offenbar an einem Steg des Amun-Tempels befestigt und versank mit dem Tempel. 

Obstkörbe aus dem 4. Jahrhundert vor Christi

An anderer Stelle der versunkenen Stadt stießen die Archäologen auf eine mit reichen Beigaben ausgestattete Grabstätte, wie jetzt bekannt wurde.

Wie die britische Tageszeitung Guardian jetzt berichtet, war sogar Franck Goddio, der die Unterwasserstadt vor rund 20 Jahren entdeckte, von den jüngsten Funden "überrascht": Die Obstkörbe seien "unglaublich", da sie seit mehr als 2.000 Jahren unberührt geblieben seien.

Sie waren immer noch mit Doum, der Frucht einer afrikanischen Palme, die den alten Ägyptern heilig war, sowie mit Traubenkernen gefüllt. "Nichts wurde gestört", sagte er. "Es war sehr beeindruckend, Körbe mit Früchten zu sehen."

Sein Team hatte hunderte Meter von der Galeere entfernt einen Grabhügel entdeckt - etwa 60 Meter lang und 8 Meter breit - sowie prächtige griechische Grabbeigaben. Eine Erklärung für die Haltbarkeit der Früchte könnte sein, weil sie in einem unterirdischen Raum platziert wurden, sagte Goddio im Interview.

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Unter dem Grabhügel fand er große Mengen an Miniaturkeramik - hochwertige altgriechische Exemplare, darunter Amphoren. Um den Grabhügel herum befanden sich Bronzegegenstände, darunter Spiegel und Statuetten.

Umfangreiche Spuren von Verbrennungen, die auf eine "spektakuläre" Zeremonie hindeuten, zeigen, dass Menschen diese Stätte nach der Zeremonie nicht mehr betreten durften.

Das Potenzial für weitere Entdeckungen sei groß: Selbst nach wiederholten Ausgrabungen in den letzten zwei Jahrzehnten schätzt Goddio, dass bisher nur etwa drei Prozent des Gebiets erforscht wurden.

Das Europäische Institut für Unterwasserarchäologie unter der Leitung von Goddio arbeitet eng mit dem ägyptischen Ministerium für Tourismus und Altertümer und mit Unterstützung der Hilti Foundation zusammen. Die Funde werden untersucht und konserviert, bevor sie in Museen ausgestellt werden.