Leben/Essen & Trinken

Jedes zweite Paradeisermark ist mit Schimmelpilzgiften belastet

Bei diesem Test haben die deutschen Konsumentenschützer von Öko-Test rot gesehen: Fast jedes zweite Paradeisermark ist mit Schimmelpilzgiften belastet, wie sie in der August-Ausgabe des Magazins berichten.

Das klingt eklig, stellt aber sogar ein Gesundheitsrisiko dar: Bei den im Test entdeckten Schimmelpilzgiften handelt es sich um Alternariatoxine, speziell um Alternariol und Tenuazonsäure. Auf Pflanzen sind Alternariatoxine weit verbreitet – sie können in Nüssen, Getreide, Gewürzen, Obst und Gemüse wie Paradeisern stecken. 

Die Tester konzentrierten sich auf Alternariol, weil es "in vitro genotoxisch", also erbgutschädigend, wirkt. Tenuazonsäure hemmte in Tierversuchen die Bildung körpereigener Proteine, was zu Organschäden führen könnte. Die Produzenten haben übrigens keine Grenzwerte überschritten, denn die  EU-Kommission plant, überhaupt erst Richtwerte einzuführen.

So wurde getestet: Von 20 Produkten stammten acht aus kontrolliert ökologischer Landwirtschaft. Die Labore untersuchten das Paradeisermark auf Schimmelpilzgifte, Rückstände von Pestiziden, Ergosterol und Lycopin. Letzteres ist ein Qualitätsparameter, der anzeigt, ob der Hersteller reife und wenig grüne Tomaten verwendet hat. Hier hatte Öko-Test nichts zu beanstanden.

In den Bio-Produkten von Alnatura, dm Bio und Ener Bio (Rossmann) steckten Alternariatoxine in einer Höhe, die die geplanten Richtwerte für verarbeitete Paradeiserprodukte überschreiten würden, so die Tester. Am stärksten belastet und das einzig "ungenügende" Produkt ist Cirio Tomatenmark doppelt konzentriert, das sowohl den Richtwert für Alternariol als auch Tenuazonsäure deutlich überschreitet.

Kommen die Paradeiser wirklich aus Italien?

Zudem steckten in fünf Produkten bedenkliche Pestizide: In einem Produkt von Kaufland konnte das beauftragte Labor neben dem bienentoxischen Imidacloprid das in Deutschland und Österreich bereits verbotene Chlorfenapyr nachweisen. Günstig muss nicht schlecht sein: Drei preiswerte konventionelle Produkte schnitten bei dem Test "sehr gut" ab.

Vielen Konsumenten ist sicher schon aufgefallen, dass auf den Tuben und Gläsern gerne die Italien-Flagge abgebildet ist. Aus diesem Grund ermittelten die deutschen Tester mittels Isotopenanalyse, woher die Paradeiser tatsächlich stammen. Das Ergebnis: Nur bei drei Herstellern deuteten die Ergebnisse auf Spanien und Marokko hin.

Und noch eine gute Nachricht: Alle Hersteller konnten ihre Lieferketten transparent offenlegen sowie Zertifikate vorlegen, dass bei der harten Erntearbeit im Süden Italiens – meistens verrichten Migranten die Erntearbeit – internationale Sozialstandards eingehalten werden. 

Rezept

Bekanntlich braucht es die hoch konzentrierte Paradeiser-Essenz nicht nur für Lasagne oder Pasta, sondern auch für ein traditionelles Gulasch. Angesichts der schlechten Ergebnisse raten die deutschen Tester, Mark einfach selber herzustellen, denn dafür braucht es nur zwei Zutaten: Für 250 Milliliter Tomatenmark brauchen Sie ein Kilogramm reife Paradeiser sowie fünf bis acht Gramm Salz. Im Kühlschrank bleibt die eingekochte Paste mehrere Wochen lang frisch.

Info: Alle Ergebnisse sind unter www.oekotest.de abrufbar